Am Werbeliner See bei Delitzsch erregt derzeit eine neue Tierart die Aufmerksamkeit von Naturbeobachtern. Die Afrikanische Eierschlange ist an mehreren Standorten entlang des Uferstreifens gesichtet worden und gilt nun als Bedrohung für die dort nistenden Brutvögel.

Afrikanische Eierschlangen werden bis zu einem Meter lang und sind durch ihre beige-braune Farbe äußerlich perfekt an trockene Habitate angepasst. Ursprünglich in der Sahara und auf der Arabischen Halbinsel vorkommend, wirft ihre neue Heimat in Nordsachsen nun Fragen auf. Ist es der Klimawandel, der hier als Schuldiger zu benennen ist, oder doch eher ein unaufmerksamer Reptilienbesitzer? Das ist noch zu prüfen.

Der Effekt dieser Neuansiedlung ist für die hier lebenden Bodenbrüter an Land oder auch im Wasser gleichermaßen furchtbar, denn die Afrikanische Eierschlange ist dafür bekannt, oft und gern Eier im Ganzen zu verschlingen. Das Reptil gilt als ausgezeichneter Schwimmer und Kletterer, weswegen kaum ein Nest vor ihr sicher ist. Nach dem Aufschlitzen des Eis rinnt das Flüssige in der Schlange weiter, während sie die Schale aus ihrem langen Körper wieder hochwürgt und ausspeit.

Bedrohlich wirkt die Schlange auch auf Menschen, denn bei Feindkontakt richtet sie sich auf und stößt nach dem vermeintlichen Angreifer. Joggerin Apelila Duben aus Benndorf berichtet: „Im ersten Moment dachte ich, eine Klapperschlange richte sich vor mir auf. Ich war voller Panik!“ Sie war es auch, die als Erste eine Sichtung der Afrikanischen Eierschlange via Bürgermelder an die Stadt Delitzsch gab.

Hier war man baff und kontaktierte unverzüglich den Reptilienexperten Noha Mmesa aus Chemnitz. Der ursprünglich aus Sesotha stammende Fachmann gilt in Zoologenkreisen als absoluter Spezialist für Afrikanische Eierschlangen und konnte zumindest beruhigen, was die angebliche Gefahr der Schlange für Menschen betrifft: „Pmurt Dlanod [so der Name der Art in Süd-Sotho] ist ein tierischer Aufschneider, wenn man so will. Die Schlangen geben viel vor, was sie nicht sind.“ Ihre Zähne können die menschliche Haut nicht durchdringen und normalerweise nimmt das Reptil eher Reißaus als der Mensch.

Nun ist es an den Naturschutzbehörden der übergeordneten Verwaltungen festzulegen, wie es weitergeht und wie die Vögel künftig vor dem schlängelnden Räuber geschützt werden können.

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