Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wird in diesem Jahr der russische Investigativ-Journalist Roman Badanin ausgezeichnet. Der Preis ehrt Medienschaffende und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit der Presse- und Meinungsfreiheit verschrieben haben und dabei auch Repressionen oft bis hin zu Angriffen auf Leib und Leben in Kauf nehmen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 7. Oktober 2022 auf dem Mediencampus Villa Ida, dem Sitz der Medienstiftung, übergeben.

„Roman Badanins beruflicher Werdegang zeigt beispielhaft, wie unabhängiger kritischer Journalismus in Russland in den vergangenen drei Jahrzehnten zunehmend und gezielt mundtot gemacht wurde. Badanin wurde verfolgt und bedroht, wie auch unsere Preisträgerin 2005, Anna Politkowskaja verfolgt und bedroht wurde. Ihrer Ermordung 2006 folgten zahlreiche weitere Morde an regierungskritischen Journalisten. Auf dem Höhepunkt der gegen ihn gerichteten Repressionen war Roman Badanin gezwungen, Russland zu verlassen”, erklärt Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung.

„Mit der Auszeichnung setzt die Preisjury ein deutliches Signal, dass die freie Welt nicht willens ist, die Liquidierung der Presse- und Meinungsfreiheit durch Putins autokratisches Regime hinzunehmen. Wo keine freie Presse existiert, wird die Lüge zur regierungsamtlich verordneten Wahrheit, wie man an der Berichterstattung der staatlich gelenkten russischen Medien über den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine durch Putins Regime sieht. Die wenigen verbliebenen kritischen Stimmen in Russland genießen unsere uneingeschränkte Solidarität”, so Seeger weiter.

Die Jury aus Stiftungsvorstand und Stiftungsräten würdigte Roman Badanin als „Leuchtturm des unabhängigen Journalismus in und für Russland”. Wie kaum ein zweiter habe er den Wandel der staatlichen russischen Medienpolitik am eigenen Leib erfahren: 1970 in Kurgan geboren, hat er in relativer Freiheit ab 1997 die journalistische Arbeit bei der unabhängigen Zeitung Iswestija kennengelernt, im Anschluss arbeitete Badanin in führenden Positionen russischer Medien wie Gazeta.ru sowie westlicher Medien in Russland wie Forbes.ru.

Die zunehmende Beschränkung der Medienfreiheit begegnete ihm zwischen 2014 und 2017 als Chefredakteur der Nachrichtenagentur RBK und des regierungskritischen TV-Senders Dozhd. 2018 gründete Roman Badanin, der ab 2017 als Stipendiat des John S. Knight Journalism Fellowships an der Universität Stanford studierte, das Investigativ-Portal Proekt (Projekt), das unter anderem über die paramilitärische russische Organisation „Wagner” und über wirtschaftliche Aktivitäten und Korruption der russischen politischen Eliten berichtete.

Ab 2019 wurde Proekt von staatlichen Stellen beobachtet und 2021 als erstes unabhängiges Nachrichtenportal in die Liste „unerwünschter Organisationen” aufgenommen. Putins Regime erklärte Badanin sowie weitere Mitglieder der Redaktion zu „ausländischen Agenten”. Ihre Wohnungen wurden durchsucht und hohe Geld- und Freiheitsstrafen angedroht, sollte Proekt weiterbetrieben werden.

Badanin – gerade auf einer Auslandsreise – beschloss, nicht nach Russland zurückzukehren. Proekt wurde vom Ausland aus weiterbetrieben, parallel gründete Roman Badanin im Herbst 2021 die Investigativplattform Agentstvo (Die Agentur). Derzeit arbeitet Badanin als Senior JSK Fellow an der Universität Stanford.

Zum Preis:

Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien ehrt die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig seit 2001 jährlich Journalisten, Verleger und Institutionen, die sich mit hohem persönlichen Einsatz für die Freiheit und Zukunft der Medien engagieren. Der Preis soll auch die Erinnerung an die friedliche Revolution in Leipzig am 9. Oktober 1989 wachhalten: Damals forderten die Demonstranten „eine freie Presse für ein freies Land”.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Medienstiftung.

Empfohlen auf LZ

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar