In den letzten Tagen fanden unter anderem in Dresden erneut Proteste von Landwirt/-innen statt, die sich gegen eine neue EU-Verordnung richteten. Laut dieser soll auf Naturschutzflächen der Einsatz von Pestiziden untersagt werden. Der BUND Sachsen mahnt an, dass die Proteste in die falsche Richtung gehen.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen: „Proteste sind angesichts der prekären Situation vieler Landwirte nachvollziehbar. Doch sollten sie sich auf faire und verlässliche Erzeugerpreise richten. Gegen den Biodiversitätsschutz zu protestieren, der für die Menschheit so lebensnotwendig ist wie der Klimaschutz, ist dagegen fatal.

Funktionsfähige Böden, saubere Luft und sauberes Wasser sind von der biologischen Vielfalt unserer Erde abhängig. Außerdem ist die bisherige industrialisierte Landwirtschaft der Hauptverursacher des Artensterbens – mit Pestiziden, Düngemitteln, Bodenverdichtung sowie Schad- und Nährstoffeinträgen vorangetrieben.

Der wesentliche Faktor ist dabei die Tierhaltung, da für die Erzeugung einer tierischen Kalorie rund sieben pflanzliche Kalorien eingesetzt werden und daher vier Fünftel der Agrarfläche der Produktion von Fleisch und Milchprodukten dient. Eine deutlich stärker ökologisierte Landwirtschaft mit sehr viel weniger Tierhaltung könnte dem Natur- und Klimaschutz dagegen gerade dienen.“

Mit Biodiversität wird die Vielfalt von Lebensformen bezeichnet. Pflanzen betreiben Photosynthese, Bakterien und andere Lebewesen bauen organische Stoffe zu Nährstoffen um, die wiederum die Pflanzen in den Böden zum Wachsen brauchen. Bestäuber sorgen für die Reproduktion von Pflanzen und sichern die Produktion der Nahrungsmittel. Wälder und Ozeane sind wichtige Kohlenstoffsenken.

Auch der Wasserkreislauf braucht lebende Organismen. Aufgrund der Interaktion von Organismen kann das Verschwinden einer Art mit weitreichenden Auswirkungen für das Ökosystem verbunden sein und damit auch ein Risiko für unsere Ernährungssicherheit darstellen.

Hintergrund

Mit der 2020 veröffentlichten Biodiversitätsstrategie der EU soll Europas Biodiversität bis 2030 auf den Weg der Erholung gebracht werden. Ziele der Strategie sind, ein Netz gut verwalteter Schutzgebiete zu schaffen, das mindestens 30 Prozent der Landfläche und der Meeresgebiete der EU umfasst. Die Strategie ist ein zentrales Element des europäischen Green Deals.

Mit einer Verordnung sollen die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, den Pestizideinsatz und die damit verbundenen Risiken bis 2030 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre von 2015 bis 2017 zu halbieren. In empfindlichen Gebieten wie Naturschutzflächen soll der Pestizideinsatz untersagt werden. Ausnahmen sollen nur möglich sein, wenn keine risikoärmere Alternative verfügbar ist.

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