Der Streik-Container steht am 59. Streiktag (5. Dezember) vor dem Werk von SRW metalfloat in Espenhain. Und die streikenden Kolleginnen und Kollegen werden mit jedem Tag im Streik entschlossener, für ihren Tarifvertrag zu kämpfen. Aussagen des Geschäftsführers Thomas Müller gegenüber dem MDR haben alle Streikenden irritiert.

Aber diese Aussagen reihen sich ein in eine Kette von Desinformationen der Geschäftsführung in den letzten Wochen. Der SRW-Geschäftsführer behauptet, die Tarifkommission habe eine Entgelterhöhung von 7 bis 8,5 Prozent und eine weitere „Gesprächsführung“ abgelehnt.

Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig betont: „Ich bin sehr irritiert über die Aussagen des Herrn Müller. Fakt ist, dass er im August 2023 einen Tarifvertrag abgelehnt hat. Um Rechtssicherheit zu bekommen, brauchen die Beschäftigten von SRW einen Tarifvertrag. Erst dann können sie sicher sein, dass Verhandlungen über ihre Entgelte und ihre Arbeitsbedingungen nicht einseitig zurückgenommen werden. Mit Tarifvertrag ist das nicht möglich. Wir fordern den Arbeitgeber auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir sind weiterhin gesprächsbereit.“

„Ich bin entsetzt über die Geschäftsleitung. Ich bin entsetzt, dass sie nicht wissen, was ein Tarifvertrag ist, was eine Tarifkommission macht und wer Mitglied in der Tarifkommission ist“, so Kathrin Kroll, Mitglied der Tarifkommission und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.

„Herr Müller hat kein offizielles Angebot gegenüber dem Verhandlungsführer und der Tarifkommission ausgesprochen. Erst dann ist eine Verhandlung möglich. Im August wurde die Verhandlung über einen Tarifvertrag abgelehnt. Deswegen stehen wir heute hier nach zahlreichen Warnstreiks, Aktionen und Gesprächsangeboten und streiken.“

Am Freitag, 5. Januar ab 14 Uhr lädt der DGB Leipzig-Nordsachsen zu einem Jahresauftakt vor dem Streik-Container ein. Mehr als 50 Gäste und Beschäftigte aus anderen Betrieben werden erwartet.

Das Programm am Freitag, 5. Januar 2024:

  • 14.00 Uhr Begrüßung durch Markus Schlimbach, Vorsitzender DGB Sachsen und Daniela Kolbe, stellvertr. Vorsitzende DGB Sachsen
  • anschl. Grußwort von Henry Graichen, Landrat Landkreis Leipzig
  • Einordnung durch Steffen Reißig und Michael Hecker, Bevollmächtigte der IG Metall Leipzig, Grußworte von Gästen und betrieblichen Kolleginnen und Kollegen aus der Region

Moderation: Manuela Grimm, Regionsgeschäftsführerin DGB Leipzig-Nordsachsen

Im Anschluss Imbiss und Austausch mit den Streikenden.

Seit 8. November 2023 befinden sich die Kolleginnen und Kollegen von SRW metalfloat in Espenhain im unbefristeten Streik für ihre Tarifbindung. 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zeigen sie, dass es ihnen um Mitbestimmung, Wertschätzung und Respekt geht. Das Unternehmen weigert sich weiterhin strikt, die anfänglichen Gespräche mit der IG Metall fortzuführen und lehnt einen Tarifvertrag ab.

Hintergrund

Die IG Metall fordert gemeinsam mit den Beschäftigten 8 Prozent mehr Entgelt, eine Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1.500 Euro und eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Der Arbeitgeber verweigert weiterhin die Fortführung der Tarifverhandlungen.

Die Kolleginnen und Kollegen bei SRW metalfloat verdienen knapp über Mindestlohn, im Schnitt im Monat rund 600 Euro weniger als Beschäftigte in vergleichbaren Betrieben der Schrott- und Recyclingbranche. Die Kolleginnen und Kollegen leisten täglich körperlich harte Arbeit. Sie sind hohem Lärm und starker Staubbelastung ausgesetzt. Und immer droht die Gefahr, beim Sortieren oder Fahren in Kontakt mit gesundheitsgefährden Materialien zu kommen.

Das Unternehmen SRW metalfloat in Espenhain bei Rötha gehört als 100-prozentige Tochter zur Scholz Recycling Gruppe mit Sitz in Essingen in Baden-Württemberg. Mit der Rückgewinnung von Metallen wie Kupfer, Aluminium und Eisen erwirtschaftet die Scholz Gruppe Umsätze in Milliardenhöhe.

In Leipzig arbeiten die Beschäftigten an einer sehr hochwertigen Scheide- und Rückgewinnungsanlage.

Ende 2016 übernahm die Chiho Environmental Group Limited die Scholz Holding GmbH. Die Chiho Environmental Group Limited ist nach eigenen Angaben Chinas größtes Schrottrecyclingunternehmen und eines der größten börsennotierten globalen Unternehmen dieser Art.

Zu den Aktivitäten gehört das Recycling von Eisen- und Nichteisenmetallschrott, Altfahrzeugen, Elektronikschrott und die Herstellung von Sekundäraluminiumbarren aus Aluminiumschrott. Die Chiho Environmental Group residiert in Hongkong und ist auf den Cayman Islands registriert. Das Unternehmen unterhält in Asien, Europa und Nordamerika mehr als 200 Verarbeitungsbetriebe und Werftbetriebe.

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