Als am Montag, 13. Oktober, die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland tagte, wurde dort auch ein erster Bericht zum Eisvogel-Monitoring 2014 vorgestellt. Noch würden die abschließenden Berichte der Gutachter fehlen, betont Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, aber die ersten Ergebnisse würden bestätigen, wie richtig die Einschränkung des Betriebs im Floßgraben war. Und auch künftig sein wird.

Insgesamt wurden 2014 acht Brutpaare des Eisvogels im Vogelschutzgebiet Leipziger Auwald gezählt. Zwei davon brüteten am Leipziger Floßgraben, was ja bekanntlich dort die Einschränkung des Bootsbetriebes zur Folge hatte – und im August eine Verlängerung bis zum 5. September, weil beide Paare den warmen Sommer nutzten, um noch ein weiteres Mal zu brüten.

Das hinge, so Angela Zabojnik, Leiterin der AG Gewässer in der Steuerungsgruppe Neuseenland, mit der hohen Mortalitätsrate des Eisvogels zusammen. In harten Wintern könne die Population um bis zu 75, 85 Prozent dezimiert werden. Dafür wären die Vögel besonders vermehrungsfreudig. Dass das nun zu vier Bruten im Floßgraben führte, sieht Heiko Rosenthal als Erfolg: “Die Schutzmaßnahmen waren an dieser Stelle erfolgreich.”

Und dass der Eisvogel überhaupt wieder am Floßgraben brüte, hinge eindeutig mit der Wiederherstellung des Floßgrabens und seiner Entschlammung zusammen, betont Dr. Gerhard Gey, Landrat im Landkreis Leipzig und Sprecher der Steuerungsgruppe. Erst dadurch sei wieder ein relativ sauberes Gewässer entstanden, das dem Eisvogel auch wieder gute Jagdbedingungen böte. Ungefähr 40 Kontrollgänge liegen den Gutachten zum Floßgraben zugrunde. Darunter, so Rosenthal, sowohl Kontrollgänge an ruhigen Tagen als auch an solchen mit Hochbetrieb im Floßgraben.Zuweilen sah es ja so aus, als würden neue Rekordzahlen gemessen. Aber im Jahresvergleich zeigt sich, dass der Floßgraben seit seiner Eröffnung im Jahr 2011 einer recht gleichmäßigen, aber recht hohen Nutzungsrate unterliegt. Einzig spürbar zurückgegangen ist die Zahl der Motorbootdurchfahrten. Die lag 2012 noch bei fast 700, 2013 bei knapp 500 und 2014 nun bei 475. Gemessen daran, dass im Grunde nur ein Motorbootbetreiber tatsächlich die Genehmigung hat, mit seinen Booten vom Leipzig-Typ durch den Floßgraben zu fahren, ist es trotzdem noch viel. In der zweiten Augustphase war RanaBoot offiziell eigentlich nicht mehr unterwegs. Die Umweltverbände hatten gemeldet, dem Bootsbetreiber wäre keine weitere Ausnahmegenehmigung gewährt worden.

Am Dienstag, 14. Oktober, sagte Umweltbürgermeister Rosenthal, der Verzicht sei im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt.

Man sei auch wieder im Gespräch, wie im nächsten Jahr mit der Regelung für das Befahrungsverbot des Floßgrabens verfahren werden solle. Denn einen Erlass werde es geben, vom ersten Tag an, wenn ein Eisvogel im Floßgraben gesichtet wird. Nur wolle man allen Betroffenen möglichst schon im jetzigen Herbst bekannt geben, wie die Regelung dann 2015 ausfallen werde. Auch damit sie sich wirtschaftlich darauf einstellen können.

Gegenüber 2013 waren aber signifikant mehr muskelbetriebene Boote zwischen der Schleuse Connewitz und der Schleuse Cospuden unterwegs, teilte Rosenthal noch mit. Wurden 2013 noch knapp 14.000 Boote gezählt, waren es diesmal 15.831. Ein klares Zeichen dafür, wie gut der Floßgraben von den Kanuten angenommen wird. Auch aus Sicht der Steuerungsgruppe Neuseenland ist es ein recht hoher Nutzungsdruck (der auch die ursprünglichen Kalkulationen für den Schleusenbetrieb übersteigt), der aber – so Dr. Gerhard Gey – vor allem mit den fehlenden Alternativen zu tun habe. Der Kurs zum Markkleeberger See steht noch auf Jahre nicht zur Verfügung. Zwar wird die Pleiße bis zum Agra-Wehr bis 2016 von Störstellen befreit. Aber mit dem Bau der “Wasserschlange”, der 1,4 Kilometer langen Verbindung zum Markkleeberger See, ist wohl nicht vor 2018 zu rechnen.

Parallel zum Gutachten zum Floßgraben wurde auch eine Eisvogel-Kartierung erstellt, mit der die Stadt Leipzig vor allem die Erfassung des gesamten Eisvogel-Bestandes über Jahre möglichst genau erfassen will. Die Pläne, nun an diversen Stellen im Gewässernetz neue Brutangebote für den Eisvogel zu schaffen, so Heiko Rosenthal, hätten schlicht mit der Sorge der Stadt zu tun, die Brutbedingungen für die Eisvogel-Population insgesamt zu verbessern. Entsprechende Arbeiten zur Schaffung neuer Nistangebote sollen jetzt beginnen. Auf keinen Fall, so Rosenthal, wolle man den Eisvogel aus dem Floßgraben vertreiben. Beobachten, ob er die neuen Angebote annehme, wolle man aber.

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