Der Leipziger Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in Leipzig um fast 23 % gestiegen, bilanziert die Arbeitsagentur Leipzig diese Entwicklung. Neue Arbeitsplätze entstanden vor allem in der Autoindustrie, in Bildung, Gesundheit, Logistik und IT. Besonders dynamisch wuchs dabei die Zahl ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Während im Jahr 2014 noch rund 7.400 ausländische Beschäftigte in Leipzig gemeldet waren, ist ihre Zahl bis Mitte 2024 auf über 32.000 gestiegen – eine Vervierfachung innerhalb des letzten Jahrzehnts.
Der Leipzigs Arbeitsmarkt hat in den vergangenen zehn Jahren einen kräftigen Aufschwung erlebt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Leipzig stieg von rund 241.000 im Jahr 2014 auf rund 296.000 im Jahr 2024, ein Zuwachs von 55.000 Personen, bzw. 23%. Damit erreichte die Beschäftigung ein neues Rekordniveau. Gleichzeitig zeigt sich seit 2022 eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung, die den weiteren Aufbau verlangsamt.
Dienstleistung treibt Wachstum – Gesundheit, Kommunikation und Logistik vorn
Die größten Beschäftigungszuwächse verzeichnen Branchen, die auf Wissen, Technik und menschliche Nähe setzen: Das Gesundheits- und Sozialwesen legte um über 11.000 Stellen zu, gefolgt von Information und Kommunikation (+7.500), freiberuflichen und technischen Dienstleistungen (+7.400) sowie dem Bereich Verkehr und Lagerei (+7.200). Auch das Gastgewerbe verzeichnet ein starkes Plus (+3.900) – nicht zuletzt dank touristischer Impulse und neuer Gastro-Konzepte.
Wenn man die Branchen genauer betrachtet, zeigen sich auch hier interessante Veränderungen: Besonders starke Zuwächse gab es etwa in der Automobilindustrie. So wuchs die Beschäftigtenzahl im Fahrzeugbau um über 5.000 auf rund 12.500 Beschäftigte, getragen durch Werkserweiterungen großer Hersteller. Auch im Bildungswesen (+4.300 auf 20.100) entstanden viele neue Jobs. Deutlich gewachsen sind zudem der Logistik-Sektor (+3.800 auf 9.700 in Lager und Logistik) und die IT-Branche (+3.700 auf 11.200 in
Informationsdienstleistungen).
Nicht alle Branchen wachsen mit – Rückgang bei Zeitarbeit und Industrie
Einige Branchen verzeichneten im Betrachtungszeitraum auch Rückgänge von Beschäftigten: Besonders betroffen war die Zeitarbeitsbranche, in der rund 3.300 Stellen verloren gingen. Ein möglicher Grund: Der zunehmenden Fachkräftemangel veranlasst viele Unternehmen dazu, ehemals ausgeliehene Arbeitskräfte direkt einzustellen. Aber auch klassische Industriezweige zeigen Rückgänge: So sank die Metallindustrie (Metallerzeugung und -bearbeitung) um rund 1.500 Stellen, im Maschinenbau um ca. 800 Beschäftigte.
Insgesamt hat sich Leipzigs Branchenstruktur weiter in Richtung Dienstleistungen verschoben, während industrielle Bereiche ihren Anteil halten oder teils umbauen – etwa durch das Wachstum der Kfz-Produktion gegenüber schrumpfender Metallverarbeitung.
Ausländische Arbeitskräfte immer wichtiger
Besonders dynamisch entwickelt sich die internationale Beschäftigung: Ihre Zahl vervierfachte sich von knapp 7.400 (2014) auf 32.000 (2024). Der Ausländeranteil an allen Beschäftigten kletterte damit von 3,1 % im Jahr 2014 auf 10,8 % im Jahr 2024. Ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind heute in fast allen Branchen vertreten und haben insbesondere dort Fuß gefasst, wo die Wirtschaft wächst und Personal gesucht wird.

In einigen Wirtschaftszweigen mit vielen einfachen Tätigkeiten stellen Ausländer inzwischen einen großen Teil der Belegschaft. In der Leiharbeit / Zeitarbeitsbranche ist mittlerweile gut jeder dritte Beschäftigte aus dem Ausland (Ausländeranteil rund 40 %). Auch im Gastgewerbe sind ausländische Arbeitskräfte unverzichtbar: Hier hat sich ihre Zahl von wenigen Hundert im Jahr 2014 auf über 5.400 Arbeitnehmer vervielfacht: Etwa ein Drittel der Beschäftigten stammt aus dem Ausland (ca. 34 %, nach ~14 % im Jahr 2014).
Überdurchschnittliche Ausländeranteile weisen zudem Branchen wie die Lagerei und Transport (~18 %), Gebäudereinigung und Garten-/Landschaftspflege (~17 %), Teile des Einzelhandels (~7 %) und Sicherheitsdienste (~15 %) auf.
Branchen mit geringem Ausländeranteil
Demgegenüber arbeiten in manchen Bereichen fast ausschließlich Beschäftigte mit deutscher Staatsangehörigkeit: In der öffentlichen Verwaltung, bei Behörden, im Bildungssektor sowie in der Energie- und Finanzbranche liegt der Ausländeranteil weiterhin meist unter 5 %.
Diese Unterschiede zeigen, dass ausländische Beschäftigte vor allem dort zum Einsatz kommen, wo entweder ein hoher Personalbedarf besteht oder Arbeitskräfte fehlen – sei es im Service, Bau, Logistik oder der Pflege. Sie spielen damit eine wichtige Rolle als Stütze des Arbeitsmarkts in Leipzig:
Frederic Schulze (Pressesprecher der Agentur für Arbeit Leipzig) kommentiert die Entwicklung: „Die aktuellen Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie dynamisch sich der Leipziger Arbeitsmarkt entwickelt hat. Vor allem der Zuwachs an ausländischen Beschäftigten hat dazu beigetragen, offene Stellen zu besetzen und den Arbeits- und Fachkräftebedarf in wichtigen Branchen zu decken. Unternehmen in Leipzig profitieren erheblich von dieser internationalen Verstärkung. Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung von Zuwanderung und Integration für unseren regionalen Arbeitsmarkt.“
Der Fachkräftebedarf bleibt hoch
Der Leipziger Arbeitsmarkt zeigt sich auch im zehnten Jahr des Wachstums dynamisch, vielfältig und zunehmend international, stellt die Arbeitsagentur Leipzig fest. Besonders in den Bereichen Gesundheit, Logistik, Bau und IT bleibt der Bedarf an Fachkräften hoch – und wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Ohne Zuwanderung wird es vielen Unternehmen nicht gelingen, offene Stellen zu besetzen und Projekte fristgerecht umzusetzen.
Damit internationale Fachkräfte schneller und erfolgreicher integriert werden können, gewinnen Sprachförderung, Qualifizierung und Anerkennung ausländischer Abschlüsse weiter an Bedeutung. Gleichzeitig zeigt sich: Der digitale Wandel wirkt branchenübergreifend. Langfristig ist der IT-Sektor nicht nur ein stark wachsender Arbeitgeber, sondern auch ein Innovationstreiber für viele andere Bereiche – von der Verwaltung über die Industrie bis hin zur Pflege.
Ein Blick in die Zukunft macht zudem deutlich: Mit dem absehbaren Renteneintritt großer Jahrgänge ab 2030 wird die Frage der Erwerbsbeteiligung zentral. Besonders die Beschäftigung internationaler Arbeits- und Fachkräfte wird dann zu einem entscheidenden Faktor für die wirtschaftliche Stärke und Wettbewerbsfähigkeit der Region Leipzig.
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