Da hat der Stadtrat mal wieder die Rechnung ohne den zuständigen Ortschaftsrat gemacht. Und das Umweltdezernat auch, das sich 2014 auf einen Stadtratsbeschluss von 2012 berief und eine Konzeption vorlegte, das beliebte Ökobad Lindenthal kurzerhand in einen Landschaftspark zu verwandeln. Das hätte Sanierungs- und Betriebskosten gespart. Doch so läuft auch in Lindenthal der Hase nicht.

Denn im Eingemeindungsvertrag von 1998 heißt es unter § 9 Abs. 8 nun einmal ausdrücklich: “Die Stadt Leipzig sichert den Erhalt und den Weiterbetrieb des Freibades in Lindenthal zu.”

Um das Ökobad zu schließen, hätte der Eingemeindungsvertrag geändert werden müssen. Doch da spielt der Ortschaftsrat Lindenthal nicht mit. Der will das einzigartige Bad in Lindenthal bewahren.

“Aus dieser Situation müssen wir einfach die Konsequenzen ziehen”, sagt der Linke-Stadtrat Rüdiger Ulrich. Deswegen habe die Linksfraktion auch zum Doppelhaushalt 2015/2016 jetzt den Antrag gestellt, Mittel zur Sanierung des Ökobades Lindenthal in den Haushalt einzustellen.

“Die Sportbäder Leipzig GmbH kann das aus eigener Kraft nicht stemmen”, sagt er. “Da muss die Stadt die entsprechenden Mittel bereitstellen.”

Auch wenn es bislang noch keine Planungen gebe, die wirklich genau beziffern können, was eine Sanierung des Ökobades tatsächlich kosten würde. Das zuständige Umweltdezernat hatte sich bis Herbst voll und ganz darauf konzentriert, Pläne für die Umwandlung des Ökobades in einen kleinen Landschaftspark mit dem Badeteich als künftigen Parkteich zu entwickeln. Da waren dann die ganzen personellen Aufwendungen zum Betrieb des Bades weggefallen, die notwendigen Kosten für Instandhaltung hätte man sich gespart und dafür nur noch die Kosten für die einfache Landschaftspflege gehabt.

Das 1999 nach Leipzig eingemeindete Lindenthal hätte ein Kleinod verloren, das es so in der Region nicht noch einmal gibt. Denn dass das Bad in den letzten Sommern immer wieder gesperrt werden musste, hat ja nichts damit zu tun, dass das kleine Bad nicht beliebt wäre bei den Nutzern. Im Gegenteil: In warmen Sommern – wie 2013 und 2014 welche waren, schnellen die Besucherzahlen über die 14.000 hinaus. Für diese Frequentierung ist das sich normalerweise ökologisch selbst reinigende Bad schon fast zu klein, erst recht, wenn die notwendige Betreuung nicht gewährleistet werden kann.

Deswegen ist auch eine Sanierung jetzt überfällig. Denn die Position des Ortschaftsrates kann der Leipziger Stadtrat nicht umstoßen. Der Eingemeindungsvertrag gilt.

“Wenn die Situation so ist, müssen auch Mittel bereitgestellt werden”, sagt Ulrich, der die Situation auch aus der Perspektive als Aufsichtsrat der Sportbäder Leipzig GmbH kennt und weiß, dass diese Tochter der Wasserwerke das Projekt nicht aus eigener Kraft finanzieren kann.

Und so beantragt die Linksfraktion: “Für die erforderliche Sanierung des Ökobades in Lindenthal werden finanzielle Mittel in Höhe von 300.000 Euro bereitgestellt.”

“Wir stehen jetzt vor der Entscheidung: Soll das Bad jetzt geschlossen bleiben, oder nehmen wir Geld in die Hand, um die Sanierung noch in diesem Jahr zu bewerkstelligen”, sagt der Linke-Stadtrat. “Und wir finden es gar nicht gut, wenn das Bad in diesem Jahr einfach geschlossen bleibt.”

Ob die beantragten 300.000 Euro reichen, müssten genauere Planungen zeigen. Aber das Bad – so jung es manchmal wirkt – hat natürlich auch schon wieder ein paar Betriebsjahre auf dem Buckel. Das hat die Linksfraktion mit in den Antrag hineingeschrieben: “Das Ökobad Lindenthal wurde 1997/98 errichtet und ist inzwischen grundsätzlich sanierungsbedürftig. Im Eingemeindungsvertrag mit der ehemals selbstständigen Gemeinde Lindenthal hat die Stadt Leipzig die Sicherung seines Erhaltes und Betriebes zugesichert. Eine Umgestaltung wie von der Stadt mit der Vorlage DS-00311 (Umwandlung in einen Landschaftssee)  vorgesehen, erfordert die Änderung des Eingemeindungsvertrages. Da der Ortschaftsrat Lindenthal jedoch einer solchen Änderung nicht zustimmt, ist der Vertrag zu erfüllen, d. h. der Weiterbetrieb zu gewährleisten. Die Sanierung ist aus Sicherheitsgründen zwingend erforderlich, da ansonsten das Bad geschlossen werden muss.”

Über den Doppelhaushalt der Stadt Leipzig wird im Stadtrat am 18. März entschieden.

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Keine Kommentare bisher

Immer wieder dieser stümperhafte Stadtrat.
Wie lange kann sich Leipzig den in aktueller Besetzung noch leisten und hat der eigentlich Narrenfreiheit oder schaut ein OB diesem auf die Finger oder stümpert dieser gar im Sinne des OB … Fragen über Fragen.

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