Seit dem 11. April sorgt das Thema für Furore: Der Fußballclub RB Leipzig möchte sein Terrain am Kleinmessegelände erweitern, möchte gern noch südlich seiner jetzigen Bebauung ein weiteres Trainingsgelände anlegen. Die Leipziger Stadtverwaltung hat die Interessenbekundung bestätigt. Aber nun zeigen sich die großen Leipziger Fraktionen verwirrt. Man hat das Kleinmessegelände doch gerade für teuer Geld saniert!

Und auch das Verkehrskonzept rund um das Sportforum ist noch nicht zu Ende geklärt, die Parkplatzproblematik erst recht nicht. Die Aufgaben stapeln sich. Und während die Stadt versucht, die ganzen verfitzten Knoten zu lösen, packt RB Leipzig den nächsten Wunsch auf den Tisch. Der Fußball-Club mit seinem agilen Investor legt ein ganz anderes Tempo vor. Ob Leipzig seine Probleme vor Ort gelöst bekommt, ist da augenscheinlich ziemlich egal.

Und es sind eben nicht die kleineren Stadtratsfraktionen, die sich jetzt überrollt fühlen, sondern die großen. Die CDU- und die SPD-Faktion haben am Mittwoch, 29. April, praktisch zeitgleich ihre Fragenkataloge an die Verwaltung vorgelegt. Und man merkt auch, dass die gewählten Stadträte ein wenig verstimmt sind, weil das Thema wieder einmal über zwei Medien in der Stadt hochgespielt wird, bevor sich die gewählten Abgeordneten überhaupt ein Bild machen konnten.

Die SPD-Fraktion zu dieser Art Politik über die Außenlinie: “In der Presseöffentlichkeit wird derzeit über die zukünftige Nutzung des Kleinmessegeländes durch eine mögliche Erweiterung des Trainingsgeländes von RB Leipzig spekuliert. Das Gelände am Cottaweg wurde vor wenigen Jahren mit einer Summe in Millionenhöhe saniert. Hier finden neben den Kleinmessen im Frühjahr und Herbst auch zahlreiche Gastspiele von Zirkus und Puppentheater, darüber hinaus regelmäßig Antik- und Trödelmärkte statt. Außerdem ist das Gelände vertraglich als Pkw- und Busparkplatzfläche bei Großereignissen im Stadion vorzuhalten.”

Eigentlich war auch die Zusage da, dass RB an dieser Stelle keine weiteren Geländezugeständnisse bekommt. Zuletzt auch in der Parkplatzdebatte, die auch noch offen ist.

Aber während der Großinvestor bei Medien und Verwaltung schon mal vorfühlt, fühlen sich die SPD-Stadträte nicht informiert.

Und so wollen sie am 20. Mai in der Ratsversammlung ganz öffentlich erfahren:

“1. Welches Dezernat/Amt führt aktuell Gespräche in dieser Angelegenheit?

2. Wann wird der Leipziger Schaustellerverein in diese Gespräche miteinbezogen?

3. Wann soll die Öffentlichkeit von Seiten der Stadt über diese Thematik informiert werden?

4. Welche Gremien des Stadtrates sind/werden in diese Angelegenheit miteinbezogen?”

Und genauso geht es der CDU-Fraktion: “In einem Pressebericht vom 11.04.2015 bestätigte die Stadtverwaltung, dass RB Leipzig mit einem Erweiterungsinteresse des Trainingsgeländes in südliche Richtung an die Stadt Leipzig herangetreten sei. Es gehe dabei nicht um Bebauung, sondern um Trainingsflächen. Über die Einzelheiten befinde man sich noch in Diskussion. Eine solche Süderweiterung würde unmittelbar das Kleinmessegelände betreffen und die Aufstellfläche für die Schausteller verringern.”

Auch dort spürt man den verhaltenen Ärger, nachdem man die Diskussion um das Kleinmessegelände eigentlich für abgeschlossen hielt.

Und so fragt auch die CDU-Fraktion, was da eigentlich vorgeht und wer nun eigentlich was weiß. Augenscheinlich sind es nicht der auch für Sport zuständige Büürgermeister und auch nicht die Baubürgermeisterin. Denn beide hatten am Dienstag, 28. April,  ihre Ausschusssitzungen, ohne dass auch nur einer sagen konnte, wer jetzt eigentlich gerade mit RB über ein weiteres Stück Kleinmesse verhandelt.

Also möchte das die CDU-Fraktion am 20. Mai auch gern mal erfahren:

“Wie ist der aktuelle Stand dieser Gespräche?

Ist in nächster Zeit (1-2 Jahre) mit einer Süderweiterung des Kleinmessegeländes zu rechnen?

Wenn ja: welche Lösung soll es dann zur Sicherung des Kleinmessebetriebs geben?

Wie ist der Planungsstand für die mittel- bis langfristige Weiterentwicklung des Geländes von RB Leipzig?

Da aufgrund der örtlichen Gegebenheiten in dieser Zeitperspektive mit erheblicher Flächeninanspruchnahme auf dem Kleinmessegelände zu rechnen ist:

-Wann würde (falls Doppelnutzung keine Option ist) eine Verlegung des Kleinmessebetriebs unvermeidlich werden?

-Welche Alternativstandorte sind derzeit in der Prüfung?

-Wie werden in diese Standortprüfung die Betreiber der Kleinmesse eingebunden, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen?”

Man merkt: Das größte Rätsel ist bei dieser Geschichte: Wohin soll denn dann die Kleinmesse ausweichen?

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Es gibt 2 Kommentare

Seltsame Stadträte, die das Organigramm der eigenen Stadt nicht kennen!
Sollen Sie doch mal bei der zuständigen Stelle, dem Herrn Albrecht nachfragen.
Ansonsten ist die Kleinmesse verhöckert, bevor einer wieder einmal etwas mitbekommt.
Außerdem, was für eine besch…eidene Verwaltung, die bei der Brisanz einer solchen Anfrage nicht sofort den OB informiert.
Sollte dieser allerdings davon gewußt haben, müßte er sich fragen lassen ob er die Fraktionen für Marionetten hält?

Es braucht keinen Fußballverein, um im Leipziger Stadtrat Verwirrung aufkommen zu lassen.
Auch zeichnet dieser sich selbst seit Jahren durch die Qualitäten erfolgreicher Schausteller aus.
Und das “Muster” der vorherigen Sanierung einer Sache (zB Stadtbad) mit Steuergeldern, vor dem nachfolgenden verhökern des jeweiligen Schmuckstücks, ist bekannt.

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