Der Inselteich ist fertig, da beginnt am heutigen Dienstag, 1. November, die nächste große Baumaßnahme im Clara-Zetkin-Park. Diesmal sind es die Wasserwerke, die hier einen über 100 Jahre alten Hauptsammler wieder in Ordnung bringen. Man vermutet so ein Bauwerk gar nicht unter dem Park, schon gar nicht unter dem Rodelberg an der Sachsenbrücke oder dem Teich in der Anton-Bruckner-Allee.

Was natürlich die Bauleute der Leipziger Wasserwerke vor Probleme stellt. Irgendwie haben die Parkgestalter, als sie das Gelände für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahr 1897 anlegten, keine Rücksicht auf den großen Hauptwassersammler im Untergrund genommen, der in großem Bogen von der Käthe-Kollwitz-Straße über die Ferdinand-Lassalle-Straße zur Karl-Tauchnitz-Straße (Höhe Telemannstraße) führt. Als dieser riesige Hauptwassersammler um das Jahr 1885 herum erbaut wurde, gab es noch keinen Park. Auch die Anton-Bruckner-Allee (damals König-Albert-Allee) wurde erst 1896 im Vorfeld der Gewerbeausstellung gebaut. So dass auch der künstliche Teich im Verlauf der Anton-Bruckner-Allee und das Schachzentrum über dem alten Hautsammler liegen.

Und die aktuelle Diagnose der Wasserwerke Leipzig: Er ist zwei Meter dick, über 100 Jahre alt und an etlichen Stellen sehr gebrechlich. Zwischen Karl-Tauchnitz-Straße und Ferdinand-Lassalle-Straße quert er auf 1,2 Kilometern den Clara-Zetkin-Park.

Eigentlich kein neues Problem. Wie diese alten Wassersammler aussehen, nachdem sie nach über 100 Jahren erstmals wieder gründlich begutachtet wurden, war auch schon in der Karl-Liebknecht-Straße und der Könneritzstraße zu sehen. Irgendwann werden auch die besten Ziegel mürbe. Wo es ging, haben die Wasserwerke die Problemstellen per Hand wieder geglättet und repariert, ohne die alten Sammler extra auszugraben.

Das ist mit dem großen Sammler, der nun schon über 120 Jahre das Abwasser aus der Südvorstadt Richtung Rosental transportiert, nicht ganz so einfach zu machen. Die Baustelle wird also auch für die Parkbesucher sichtbar sein. Zumindest mit einigen Arbeitsschächten. Den Park aufbuddeln oder gar den belebten Rodelberg durchgraben wollen die Wasserwerke nicht.

Vielmehr will man die alte Kanalhülle jetzt mit 400 neuen Rohrsegmenten stärken.

Saniert wird er von den Leipziger Wasserwerken in zwei Etappen: Im 600 Meter langen Abschnitt zwischen dem Schachzentrum am Brahmsplatz und der Ferdinand-Lassalle-Straße (Einmündung Sebastian-Bach-Straße) geht es am heutigen Dienstag, 1. November, los. Bis Ende April 2017 ziehen die Wasserwerke in einem grabenlosen, minimalinvasivem Verfahren neue Segmente in den alten Kanal ein.

Doch bevor es zum eigentlichen Einzug der Rohrteile kommen kann, sind im Umfeld des in die Jahre gekommenen und schadhaften Altkanals etliche Vorbereitungen notwendig. Vier temporäre Gruben werden dafür errichtet, um die neuen Kanalsegmente später Stück für Stück einzuschieben.

Der Verlauf des alten Hauptsammlers, eingemalt in eine alte Stadtkarte. Grafik: KWL
Der Verlauf des alten Hauptsammlers, eingemalt in eine alte Stadtkarte. Grafik: KWL

Um das Abwasser in dieser Zeit weiter ableiten zu können, muss zudem eine überirdische Heberleitung gebaut werden, die das Abwasser für die Zeit durch den Park leiten kann. Die Parkbesucher werden sich also eine Weile an dicke Rohre im Park gewöhnen müssen.

Und auch um das hier natürlich hoch stehende Grundwasser muss man sich kümmern. Nur zur Erinnerung: Das ganze Gelände ist Auengebiet und war immer Überschwemmungsfläche vor den Toren der Stadt. Das Parkgelände liegt auch heute noch bis zu zwei Meter unter dem Niveau des aufgeschütteten Musikviertels. Bei Hochwasser kann jeder Parkbesucher selbst sehen, wie das Grundwasser auch im Clara-Zetkin-Park die Wiesen überschwemmt. Damit die Arbeiter der Wasserwerke also nicht unter Wasser arbeiten müssen, werden extra 29 Brunnen angelegt, die dafür sorgen, das Grundwasser im Sanierungsbereich auf einem für die Arbeiten stabilen Niveau zu halten.

Nur wenige Parkwege sollen eingeschränkt sein, betonen die Wasserwerke.

Nach der Sanierung des aktuellen Abschnittes wird sich der südlich liegende Teil des alten Sammlers zwischen dem Schachzentrum in Richtung Karl-Tauchnitz-Straße/Telemannstraße anschließen.

Die Wasserwerke werden für dieses Sanierungsprojekt insgesamt rund 5 Millionen Euro investieren.

Und damit die Sache auch schön historisch aussieht, haben die Wasserwerke den Verlauf der alten Leitung in eine alte Stadtkarte eingemalt, auf  der noch Poliklinik, Touristiklehrpfad und Dimitroff-Museum eingemalt sind. Damals war für die Sanierung der alten Kanäle ganz und gar kein Geld da. Der Clara-Park war trotzdem beliebt.

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