Seit fünf Jahren warten die Freunde des Clara-Zetkin-Parks auf die Wiederherstellung der historischen Terrassen am Teich in der Anton-Bruckner-Allee. So hat es damals der Stadtrat beschlossen, womit eine Petition tatsächlich zum Erfolg führte. Die historischen Terrassen waren im Zuge der Umgestaltung des Parks in den 1950er Jahren abgebrochen worden. Aber vom Beschluss bis zur angekündigten Umsetzung vergingen dann trotzdem noch einmal vier Jahre. Und 2025 sollten eigentlich die Bauarbeiten beginnen.
Doch hinter den Kulissen scheint es Unstimmigkeiten zu geben, wie Petent Mike Demmig befürchtet, der sich für die Wiederherstellung der historischen Parkanlagen einsetzt.
„Erst hieß es, das Vorhaben kann wegen dem Veto der Oberen Denkmalbehörde nicht umgesetzt werden, dann wieder waren andere Gründe vorgeschoben. Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht, würde es aber gerne. Denn schließlich ist es ein Beschluss. Wenn dieser entgegen dem Votum nicht umgesetzt wird, wäre doch eine Stellungnahme gegenüber dem Stadtrat geboten? Da ich der Petent bin, vielleicht auch gegenüber mir?“
Über das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ wurden sogar 695.000 Euro an Fördermitteln für das Bassin an der Anton-Bruckner-Allee eingebracht. Und im November 2024 kündigte das Amt für Stadtgrün und Gewässer auch an, dass das Bassin in der Anton-Bruckner-Allee 2025 denkmalgerecht saniert werden sollte.
Das ist nicht ganz billig. Auch hier schlagen die gestiegenen Baukosten zu Buche und das ganze Projekt soll 1,63 Millionen Euro kosten. „Das Bassin soll zudem mit seiner kunsthistorisch wertvollen Uferlinie denkmalgerecht wiederhergestellt werden. Damit wird die Parkanlage insgesamt wieder attraktiver“, kündigte das Amt für Stadtgrün und Gewässer an.
Aber schon mit einer Einschränkung, die mit den Haushaltsdiskussionen zusammenhing. Die Ausschreibung erfolgte zwar schon im ersten Quartal 2025. Aber: Der Baustart konnte freilich noch nicht konkret benannt werden.
Welches Denkmal ist hier geschützt?
Doch wenn man die Beschlussvorlage liest, wird wohl Mike Demmigs Traum, die einstigen Terrassen würden wieder hergestellt, nicht in Erfüllung gehen. Sie sind in den Planungen der Stadt schlicht nicht vorgesehen. Die betreffen zwar vor allem die Entschlammung des Bassins.
Dabei betont die Planungsvorlage des Amts für Stadtgrün und Gewässer tatsächlich die denkmalpflegerischen Zielstellungen: „Ziel der geplanten Maßnahmen ist es, das historische Erscheinungsbild des Bassins wiederherzustellen, sowie dessen Wasserqualität zu verbessern, um somit seine Funktion als Erholungsort sowie seine Bedeutung als zentraler Bestandteil des Gartendenkmals Clara-Zetkin-Park zu stärken. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen erfolgt unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Zielplanungen sowie der wasserwirtschaftlichen und naturschutzrechtlichen Vorgaben.“
Nur sind bei diesen denkmalpflegerischen Zielstellungen eben doch die Gestaltungsmerkmale des in den 1950er Jahren hergestellten Clara-Zetkin-Parks gemeint, auf die wohl die Obere Denkmalschutzbehörde verweist.
In der Planungsvorlage werden die alten Terrassen entsprechend auch nicht erwähnt. Diese betont entsprechend auch: „Das Bassin Anton-Bruckner-Allee ist ein Standgewässer, das sich sowohl im Eigentum als auch in der Unterhaltungslast der Stadt Leipzig (§ 40 WHG sowie § 32 SächsWG) befindet.
Es ist Bestandteil des Clara-Zetkin-Parks und ein beliebtes Ausflugsziel für Erholungssuchende sowie für viele Besucher der Stadt. Der Park ist als Kulturdenkmal nach Sächsischem Denkmalschutzgesetz (SächsDSchG) gelistet und eine der bedeutendsten gartenhistorischen Anlagen der Stadt Leipzig.“
Es steht nicht in der Landesdenkmalliste
Das ist die Krux von Denkmal-Festlegungen: Es kommt darauf an, was genau unter Schutz gestellt wird. Und in diesem Fall scheint man genau das 1955 entstandene Ensemble des Clara-Zetkin-Parks unter Schutz gestellt zu haben. Zu diesem gehören zwar einige Strukturen des einstigen König-Albert-Parks.
Aber wenn sie in der Landesdenkmalliste nicht extra erwähnt sind, scheint es aus Sicht einer Kommune wie Leipzig fast unmöglich zu sein, die Landesdenkmalschutzbehörde umzustimmen und ihr die Erlaubnis abzuringen, historische Uferterrassen wieder herzustellen. Also in diesem Fall auch einen Leipziger Stadtratsbeschluss umzusetzen.
Was die Belange des Denkmalschutzes betrifft, werden also vor allem die Konturen des historischen Bassins wiederhergestellt.
Das betrifft die Wiederherstellung der Uferböschung bis zur Mittelwasserlinie, einschließlich Wiederherstellung der historischen Uferlinie nach dem Vorbild um 1900, die Sicherung der Uferkante gegen Ausspülung, um die klare, geometrische Form der historischen Uferlinie dauerhaft zu erhalten, und die Wiedereinrichtung der historischen Fontänenanlage inkl. Pumpstation mit Flachspiegelbrunnen und Zulaufleitung sowie Instandsetzung der dazugehörigen ELT-Anlage, wie man der Planungsvorlage entnehmen kann. In der Planungsvorlage findet sich entsprechend kein Wort zu den historischen Terrassen.
Und Mike Demmig hat recht, wenn er von der Stadt wenigstens eine Erklärung dafür erwartet. Und wenn sie – amtlich natürlich anders formuliert – lediglich heißt: Die obere Denkmalschutzbehörde stellt sich stur. Es führt kein Weg dahin.
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“Beliebtes Erholungsziel”? Das ist ne stinkende braune Pfütze. Niemand erholt sich da.