Manchmal haben Verkäufe auch eine positive Seite: Dinge geraten wieder in Bewegung. Man redet wieder miteinander und findet nach Jahren einen Kompromiss, mit dem alle leben können. So wie bei der alten Leuchtreklame, die einst die Neuankömmlinge in Leipzig mit „Willkommen“ und Goethe begrüßte. Jetzt habe man sich mit der Stadt über die alte Leuchtreklame geeinigt, teilt die TLG mit.

Man habe kürzlich einen Vergleich geschlossen, mit dem der Rechtsstreit um die geplante historische Leipzig-Werbeanlage mit dem Goethe-Zitat „Mein Leipzig lob’ ich mir“ auf dem Einkaufszentrum „Höfe am Brühl“ beigelegt worden sei. Der Errichtung der dreiteiligen Leuchtreklame auf dem Dach des Einkaufszentrums stehe demnach nichts mehr im Wege.

Die aus DDR-Zeiten stammende Reklametafel wurde in den 1970er Jahren auf einem Wohnblock am Brühl gegenüber des Leipziger Hauptbahnhofes installiert und begrüßte seitdem die Gäste der Stadt Leipzig. Sie besteht aus den drei Teilen „Stadtwappen & Willkommen in Leipzig“, „Stadtwappen & ‚Willkommen‘ in Englisch, Französisch und Russisch“ sowie „Goethe-Silhouette und Goethe-Zitat ‚Mein Leipzig lob’ ich mir‘ “. Mit dem Abriss des Wohnblocks für den Neubau eines Einkaufszentrums wurde die von den Leipzigern liebgewonnene Tafel eingelagert. Es war seit jeher Ziel, diese wieder an gewohnter Stelle zu installieren.

Der frühere Eigentümer des gegenüberliegenden Grundstückes, auf dem sich unter anderem ein Marriott-Hotel befindet, hatte im Jahr 2012 die Baugenehmigung für den Schriftzug angefochten, der rund 70 Hotelzimmer in den Nachtstunden zu stark beleuchtet hätte. Ein Grund dafür ist übrigens, dass der einstige Wohnblock, auf dem die Leuchtreklame bis zum Abriss 2006 montiert war, rund 20 Meter weiter weg stand vom Hallischen Tor. Ein Parkplatz sorgte dort für Distanz. Mit dem neuen Einkaufscenter rücken die Leuchtbuchstaben tatsächlich direkt vor die Hotelfenster. Die Sorge des Hoteldirektors, dass seine Gäste dann nicht mehr zum Schlafen kommen, war nur zu berechtigt.

Mit dem Verkauf des Grundstücks an die TLG Immobilien AG im Jahr 2016 konnte nun zügig ein Vergleich zwischen der Stadt und dem neuen Nachbarn unter Einbezug des Mieters Marriott-Hotel geschlossen werden, teilt die TLG mit: Der nach Osten hin geplante Teil der dreiteiligen Werbeanlage soll künftig mit Geschäftsschluss in den Höfen am Brühl, allerdings spätestens um 22 Uhr, bis in die Morgenstunden abgeschaltet werden. Die anderen beiden nach Norden und Süden ausgerichteten Teile können auch nachts in Betrieb bleiben.

„Wir begrüßen die Kompromissbereitschaft der neu in die Verhandlungen eingetretenen TLG Immobilien AG und sind mit dem rasch erzielten Ergebnis vor allem im Sinne der Wünsche der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig sehr zufrieden. So hält bei allen Neuerungen auch immer ein Stück Geschichte eine Stadt wie die unsere lebendig“, sagt Dorothee Dubrau, Bürgermeisterin für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, zum gefundenen Vergleich.

Felix Freiherr von Bethmann, zuständiger Niederlassungsleiter der TLG Immobilien AG, ergänzt: „Bereits zum Zeitpunkt des Erwerbs des Grundstückes mit dem Marriott-Hotel war uns klar, dass in solch einer Angelegenheit ein rund fünf Jahre andauernder Rechtsstreit zulasten aller Beteiligten geht. Eine gütliche Einigung lag uns daher sofort am Herzen. Das zügige Einverständnis unseres Mieters Marriott mit der nun vorgeschlagenen Lösung kam uns daher sehr bei der Beendigung der Verhandlungen entgegen.“

„Wem liegt die freundliche Begrüßung von Gästen denn mehr am Herzen, als einem Gastgeber, wie wir es als Hotelbetrieb sind? Selbstverständlich unterstützen wir dieses Vergleichsergebnis und freuen uns darauf, dass die Stadt Leipzig bald wieder durch einen weiteren historischen Schriftzug mehr erstrahlt“, sagte der Chef des Marriott-Hotels Leipzig, Peter Reischl.

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