Der NABU hat es schon sehr ausführlich erklärt, was eigentlich an biologischer Vielfalt verloren geht, wenn Leipzigs alte Bäume immer öfter der Säge zum Opfer fallen. Das betrifft nicht nur den alten Baumbestand auf der Grünfläche an der Eigenheimstraße. Aber hier wird deutlich, wie schnell vollmundige Ansagen zur Biodiversität der Baunot geopfert werden. Das thematisiert jetzt auch der Ökolöwe.

Der hat sich gerade in den letzten drei Jahren zunehmend entsetzt gezeigt darüber, mit welcher Gedankenlosigkeit im Leipziger Stadtgebiet selbst dann hundertjährige Baumbestände beseitigt werden, wenn der Platz gar nicht für einen Neubau gebraucht wird. Manchmal wollen Grundstücksbesitzer den Innenhof einfach nur in einen pflegeleichten Zustand versetzen und beseitigen den Baumbestand aus der Erbauungszeit der Häuser komplett, als hätte ihnen niemand im zuständigen Amt der Stadt erklärt, wie lange es dauert, bis ein Baum all die vitalen Funktionen erfüllt, die eine zunehmend verdichtete Stadt braucht.

Manchmal soll einfach versiegelter Platz zum Parken geschaffen werden. Und oft genug hört man die seltsame Argumentation, die mit dem „Baum-ab-Gesetz“ der letzten Landesregierung eingezogen ist: dass alte Bäume nur Licht- und Platzfresser sind und es einer staatlichen Einmischung nicht bedürfe, das könne der Grundstücksbesitzer ja selbst wohl entscheiden, was er stehen ließe.

Im Ergebnis sind tausende alter Bäume auf privaten Geländen verschwunden, viele davon eigentlich genehmigungspflichtig, was die Eigentümer auch verpflichtet, Ersatzpflanzungen vorzunehmen, was aber in einem Drittel der Fälle nicht passiert.

Da hören sich all die schönen Erklärungen der Stadt zum Klimaschutz (der ohne großen und leistungsfähigen Baumbestand nicht funktioniert) und Biodiversität (zu der es praktisch gar keine städtischen Initiativen gibt) zunehmend hohl an.

Erst recht, wenn selbst die verbliebenen öffentlichen Grünflächen so leichthin geopfert werden wie in der Eigenheimstraße.

Entsprechend sauer reagiert auch der Ökolöwe.

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Das Statement des Ökolöwen:

Wertvolle städtische Parkanlagen in kommunalem Eigentum, wie in der Eigenheimstraße in Dölitz, müssen angesichts des zunehmenden Grünschwunds in der wachsenden Stadt Leipzig vor Bebauung mit Infrastruktur geschützt werden. Das muss für Verkehrsinfrastruktur und soziale Infrastruktur gleichermaßen gelten. Über 10.500 LeipzigerInnen haben den Appell des Ökolöwen „Mehr Grün für Leipzig“ unterzeichnet, mit dem Politik und Verwaltung aufgefordert werden Leipzigs Stadtgrün besser zu schützen. Die Fraktionen im Stadtrat sollten dem an dieser Stelle nachkommen und den Schutz des Stiftungsparks in der Eigenheimstraße sicherstellen. Das Bauprojekt muss auf dieser ökologisch wertvollen Fläche abgelehnt werden.

Das Vorgehen des Dezernates Jugend, Familie und Soziales ist ein Paradebeispiel für zahlreiche Bauprojekte, bei denen sowohl das Prinzip einer integrierten Stadtentwicklung als auch handfeste Naturschutzgesetze missachtet werden. Zuerst versuchte Herr Fabian das Bauprojekt in einem großen, medial gehypten Kita-Paket zu verstecken. Dem kamen Bürger und Naturschutzverbände auf die Schliche. Der Stadtrat hat nach den folgenden Protesten die Suche nach Alternativstandorten beschlossen. Nach einigen Wochen legt Herr Fabian das Projekt einfach wieder vor und behauptet, die Überbauung des Parks sei alternativlos. Diesem unsäglichen Vorgehen der Verwaltung muss der Stadtrat Einhalt gebieten.

Der ehemalige Besitzer des Flurstückes 87 stiftete die Fläche mit der Auflage, dieses Areal unbebaut zu lassen. Eine Begehung des NABU zeigte, dass ein Teil der 40 Bäume aufgrund ihres Alters sehr höhlenreich und somit Biotopbäume sind, die nach § 21 Abs. 1 SächsNatSchG unter besonderem Schutz stehen, da sie unter anderem wertvolle Lebensräume für Vögel und Fledermäuse bieten. Die auf der Fläche nachgewiesenen europäischen Vogelarten sind nach dem BNatSchG besonders geschützt. Auch der auf circa 40 Meter ausgedehnte Strauchbestand ist essentieller Lebensraum für verschiedene Kleinsäuger, Insekten- und Vogelarten, die vor allem im urbanen Kontext auf genau solche Grünflächen angewiesen sind.

Je mehr Wachstumsdruck Leipzig erfährt, desto wichtiger ist es, den ökologischen, klimatischen sowie auch sozialen und kulturellen Wert einer Grünfläche auf Quartiersebene zu prüfen. Grünflächen mit einem hohen Stellenwert müssen gesichert, andere können bebaut werden! Daher fordert der Ökolöwe für Leipzig ein strategisches Grünflächenmanagement mit Instrumenten zur Grünflächensicherung, damit Leipzig auch langfristig für seine BürgerInnen eine lebenswerte Stadt bleibt.

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Keine Kommentare bisher

Wunderbar, dass NABU und auch Ökolöwe sich so für Bäume einsetzen, dumm nur, dass beide Vereine dies lediglich auf innerstädtischen Flächen tun.
Im Auwald, der für Bäume prädestiniert ist, dort stimmen beide anerkannten Verbände seit Jahren den massiven Abholzungen zu. Mir völlig unverständlich!

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