Manchmal sind es in den Stellungnahmen der Stadtverwaltung die eher beiläufigen Informationen, die viel spannender sind als die eigentliche Aussage. Auch wenn es ganz nett ist zu erfahren, dass die 100 Meter Waldweg zwischen Industriestraße und Nonnenweg irgendwann im nächsten Jahr endlich in Ordnung gebracht werden sollen. Aber wie die Prioritäten im Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport sind, macht die Stellungnahme zu einer Petition deutlich.

In der Petition ging es um die Herstellung dieses völlig abgewrackten Wegstücks, über das täglich tausende Leipziger von der Industriestraße kommend Richtung Nonnenweg, Rennbahn und Innenstadt fahren. Und das bei Holzrückearbeiten 2017 noch heftiger zerwühlt wurde, als es vorher schon war. Eigentlich eine zentrale Route im Wegenetz. 2017 hatte sich die SPD-Fraktion schon öffentlich über den Zustand dieses Wegestücks beschwert, das weder an die hier endende Industriestraße ordentlich angebunden noch wegetechnisch in irgendeiner Weise gepflegt ist.

Der SPD-Antrag zu dieser Wegeverbindung, die eine der wichtigsten von Schleußig zur Innenstadt ist, hatte Wirkung. Der Weg steht eigentlich auf der To-do-Liste des Dezernats. Wäre da nicht noch ein anderes Hobby, das man innigst pflegt.

Denn man schlägt lieber vor: „Nach Abschluss der zurzeit laufenden forstlichen Pflegemaßnahmen im Waldgebiet ‚Nonne‘ erfolgt eine Reparatur des Waldweges zwischen Industriestraße und Nonnenweg.“

Das eigentliche Stichwort ließ das Dezernat lieber weg: Eschentriebsterben.

Denn für die flächendeckenden Abholzungen aufgrund des Eschentriebsterbens bekam der zuständige Bürgermeister schon massive Kritik. Und für die Art der sogar unter Ausschluss des Stadtrates betriebenen Holzeinschläge im Auenwald erst recht. Dass man einfach weitermacht, als hätte es keinen Einspruch gegeben, überrascht schon.

Augenscheinlich hat die Verwaltung die Hoheit auch über die Stadtratskompetenzen übernommen und macht einfach ihr Ding, wo sie eigentlich einen klaren Stadtratsbeschluss braucht. Auch in der Nonne.

„Im Augenblick sind in diesem Revierort umfangreiche forstliche Arbeiten geplant, vor allem Holzeinschlags- und Pflegemaßnahmen, die das Wegenetz stark beanspruchen“, meint das Umweltdezernat. Und es lag bis heute keine entsprechende Vorlage zu forstwirtschaftlichen Maßnahmen im Auenwald dem Stadtrat zur Entscheidung vor.

„Ursprünglich war vorgesehen, den Holzeinschlag im Spätwinter 2017/18 abzuschließen. Die Arbeiten mussten aber vorerst abgebrochen werden, weil die Beseitigung der Schäden durch die Stürme ‚Herwart‘ und ‚Friederike‘ sämtliche Kapazitäten der Abteilung Stadtforsten gebunden haben. Die Beendigung der Maßnahme ist für das Frühjahr 2019 vorgesehen, sodass eine grundhafte Instandsetzung des Weges erst im Sommer 2019 beginnen kann. Unabhängig davon, wird eine Überprüfung des Wegeabschnittes und die Beseitigung möglicher Gefahrenstellen kurzfristig durchgeführt.“

Das sind die Leipziger Prioritäten: Erst der durch keinen Stadtratsbeschluss gedeckte Holzeinschlag, dann erst die Instandhaltung von Wegen, über die sich der wachsende Radverkehr in West-Ost-Richtung bewegt.

Als wäre Leipzig ein Waldbauerndorf, in dem die Kubikmeter Holz wichtiger sind als die paar Radfahrer auf den Holzwegen.

Und so bleibt der ziemlich fadenscheinige Vorschlag auf die Petition: „Die Reparatur des genannten Wegeabschnittes (ca. 100 m) im Waldgebiet ‚Nonne‘ erfolgt im Rahmen der Reparaturarbeiten am gesamten Wegenetz nach Abschluss der forstlichen Pflegemaßnahmen.“

SPD-Fraktion beantragt noch zwei Lösungen für den Radverkehr rund um den Clara-Zetkin-Park

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