Das ging ja wohl mal wieder schief: Jahrelang bot das Verbindungsstück von der Industriestraße zum Nonnenweg einen ausgefahrenen und ausgeschwemmten Eindruck. Von einem regulären Rad-/Fußweg konnte keine Rede sein. Nach Regen eher von einem Schlammpfad. Dann machte eine Petition der Stadtverwaltung Beine. Aber das Ergebnis ist eine weitere Blamage.

Eine mit Ansage, wie die SPD-Fraktion im Stadtrat in einer Anfrage zu diesem heiklen Wegebauprojekt feststellt:

„Im Mai/Juni 2022 wurde in Umsetzung einer beschlossenen Petition der Überweg von der Industriestraße (Fahrradstraße) zum Nonnenweg mit dreijähriger Verspätung saniert. Ziel war es, diesen wichtigen und überdurchschnittlich intensiv genutzten Verbindungsweg für Radfahrende nutzbar zu machen. Regen und intensive Nutzung hatten diesen Wegabschnitt für Radfahrende – insbesondere bei Regen – schwer passierbar werden lassen. Der Weg war geprägt von tiefen Unebenheiten und ausgewaschenen Spurrinnen. Die Fahrradstraße endete an den meisten Tagen des Jahres in einer unebenen Schlamm- oder Staubfläche.“

Wir asphaltieren nicht!

Aber dann weigerte sich die Stadt wieder, dieses abschüssige Wegstück zu asphaltieren, berief sich wieder auf den Status des Waldgebiets Nonne als Naturschutzgebiet. Und da baue Leipzigs Verwaltung nun einmal prinzipiell keine Asphaltwege, sondern geschlämmte Kieswege.

Mit zu besichtigenden Folgen etwa im südlichen Auwald an der Neuen Linie, wo der Kies links und rechts des Weges ins Unterholz geschwemmt wird. Und wo der Kies abbröckelt, entstehen die nächsten Gefahrenstellen, die dann in wenigen Jahren mit weiteren Kiesschlämmungen repariert werden müssen.

Am neuen Wegstück zwischen Industriestraße und Nonnenweg ist der Effekt auch ohne Regen schon zu sehen: Der Kies rutscht wie erwartbar bergab und streuselt mittlerweile über den asphaltierten Nonnenweg.

„Leider wurde bei der Sanierung nur ein kurzer Abschnitt auf der abschüssigen Schräge zum Nonnenweg gepflastert. Vor und hinter dem gepflasterten Abschnitt wurde nur die feuchtigkeitsgebundene Decke erneuert. Der Weg ist bereits nach wenigen Tagen wieder ausgewaschen und mit Spurrinnen belegt“, beschreibt die SPD-Fraktion den frisch entstandenen Zustand des Wegstücks.

„Regenwasser trägt die Schotterdecke (da der Weg bergab verläuft) auf die die neu gepflasterte Fläche auf und die gepflasterte Fläche wird mit dem aufgetragenen Split und Sanden (und absehbar Schlamm) zur Rutschpartie für Radfahrende.“

Regen macht das Ganze noch gefährlicher, so die SPD-Fraktion: „Am Anfang und Ende der gepflasterten Fläche bilden sich bereits jetzt nach wenigen Tagen und ersten Regenschauern ausgespülte Rinnen und Absätze. Insgesamt hat die Maßnahme keine nennenswerte Verbesserung in der Nutzung gebracht, im Gegenteil, die Sande und der Split auf der gepflasterten Fläche lassen den Wegabschnitt zur gefährlichen Rutschpartie werden.“

Eine Hauptroute für den Radverkehr von Schleußig Richtung Innenstadt

Wie viele Radfahrer hier täglich entlangkommen, kann man den letzten Radverkehrszählungen aus den Jahren 2020/2021 entnehmen. Damals wurden auf der östlichen Industriestraße 7.540 Radfahrer am Tag gezählt und auf der Rennbahnbrücke, die viele vom Nonnenweg aus direkt ansteuern, 4.610.

Entsprechend deutlich sind jetzt die Fragen der SPD-Fraktion an die Verwaltung:

1. Warum wurde nicht bedacht, dass Wasser bergab fließt, die feuchtigkeitsgebundene Fläche auswäscht und massiv Verunreinigungen auf die gepflasterte Fläche aufträgt?
2. Warum wurde die Lücke zwischen der asphaltierten Fahrradstraße Industriestraße (Fahrradstraße) und dem asphaltierten Nonnenweg auf den wenigen Metern keine vollwertige asphaltierte sicher nutzbare Wegeverbindung geschaffen?
3. Wann ist mit einer Sanierung der Sanierung zu rechnen? Welche Maßnahmen sind wann geplant, um den Weg nutzbar zu gestalten? 

Es ist nicht der einzige Ort in Leipzig, wo eifrig auch in Hanglage geschlämmt wird und nach jedem Regen der Kiesbelag auf angrenzende Wege oder gleich in die Kanalisation fließt. Als wäre die zuständige Abteilung im Rathaus nicht lernfähig. Oder sie sitzt auf Bergen von Kies, der irgendwo in der Landschaft untergebracht werden muss.

Und Radfahrer dürften in dieser Abteilung ebenfalls nicht sitzen. Sonst wüsste man dort, wie diese geschlämmten Wege überall aussehen, wenn die ersten tausend Radler drübergefahren sind oder der erste stärkere Regen kam.

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Es gibt 9 Kommentare

Hallo JB,

mein Vergleich betraf eher die Kommentatoren und den Autor. Einmal ist es wichtig, dass die “zentrale Vorgabe” beachtet wird, ein andermal ist es das nicht.

@Sebastian: Der Vergleich passt hier nicht so gut. Von der Kommune selbst gesteckte Ziele für die Gehwegbreiten (solange sie eine gewisse Mindestbreite nicht unterschreiten) spielen in einer anderen Kategorie als von höherer Ebene stammende Vorgaben zur Wegebefestigung in NSG.

Außerdem wäre das VTA in der Gutshofstraße doch “pragmatisch” gewesen, hätte “alles über Bord geworfen” und wäre vom geltenden Grundsatz abgerückt, im Gegensatz zum hier zuständigen Amt. Gestoppt wurde das Nachgeben nur vom Petitionsausschuss und vom Stadtrat. Das war dann politischer Wille und Gestaltungsspielraum.

Thomas, ich sehe das doch genau so. Gerade nachts ist die Strecke mies, ein Weg aus Asphalt wäre besser gewesen. Ich wollte nur auf das Argument von letztens hinweisen, was nun in diesem Fall nicht mehr genehm scheint…

Sebastian: Wenn es gar keinen Asphaltweg gäbe – dann okay. Da es aber einen gibt, stört dann das letzte Stück auch nicht. Von mir aus könnte man auch das gesamte Stück pflastern. Aber so, wie es jetzt ist, ist es einfach scheiße.

Der ADFC befürwortet für die Hauptradwege im Auwald schon seit Jahren eine Asphaltierung wegen der ganzjährigen Nutzbarkeit, wegen der weitaus längeren Haltbarkeit und damit der geringeren Unterhaltungskosten, wegen der besseren Reinigung usw. Und bei der Stadtverwaltung sollte differenziert werden – es ist das Umweltamt, das absolut nicht lernfähig erscheint, aber in dessen Verwaltung sich die meisten der Auwaldwege befinden. Also müssten die Radfahrenden mal Herrn Rosenthal um eine Stellungnahme anfragen. Sein Dezernat hat ja immerhin einen Grünplan in Arbeit.

Schon interessant. Für überbreite Fußwege in der Eigenheimsiedlung in Böhlitz, insofern also wenig frequentiert, wird das Argument “es wurde nun einmal zentral festgelegt!” bemüht, aber hier beim Stückchen Kiesweg soll nun Pragmatismus herrschen. Es hat eben nun mal jemand irgendwann festgelegt, dass in geschützter Natur nicht geteert wird. Soll man nun alles über Bord werfen? 😉

PS: Auch ich bin der Meinung, dass die Entscheider und Planer sich selbst mal mit dem Fahrrad durch Leipzig bewegen sollten. Aber nicht im Rahmen irgendwelcher Pressetermine, sondern mal tägliche Wege über einen längeren Zeitraum zurücklegen. Am besten noch mit einem/dem eigenen 10-jährigen Kind. Dann würden diese mal sehen, welchen Unsinn sie hier teilweise verzapfen. Zum Bsp. am Ring…

> Aber dann weigerte sich die Stadt wieder, dieses abschüssige Wegstück zu asphaltieren, berief sich wieder auf den Status des Waldgebiets Nonne als Naturschutzgebiet. Und da baue Leipzigs Verwaltung nun einmal prinzipiell keine Asphaltwege, sondern geschlämmte Kieswege.

Dann fordere ich den sofortigen Rückbau aller asphaltierten Auwaldquerungen! Es muss doch möglich sein, für umweltfreundliche Fortbewegungsarten auch ganzjährig nutzbare Wege zur Verfügung zu stellen! Auch in landschaftlich geschützten Gebieten! Das diese geschlämmten Kieswege absolut unsinnig sind müsste doch mittlerweile jeder mitbekommen haben. Auch in Parks oder im Auenwald! Teilweise gibt es in diesen Gebieten ja asphaltierte Bestandswege, bei denen meist nur ein Stückchen fehlt um ein sinnvolle nutzbares Rad- Netz zu schaffen. Würde man die Anton-Bruckner-Allee an beiden Enden sinnvoll weiterführen (Ri. Schleussig über den Nonnenweg, am Herzlyia- Platz gibt es die halbgewalkte Fahrradstraße, eine sinnvolle Anbindung in Ri. Innenstadt via Johanna- Park oder K.- Tauchnitz- Str. fehlt jedoch) und die Ferdinand- Lassalle-Str. über Max-Regner-Alle und Rennbahnweg als Fahrradstraße ausbauen hätte man hier bereits viel gewonnen. Ganzjährig nutzbare Radwege würden eine Verkehrswende ganz sicher erheblich vereinfachen!

*Seufz*
Erst am Wochenende bei der “Begehung” dasselbe gedacht. Der Split vor der erste Pflasterreihe bergauf ist auch schon etwas ausgefahren (d.h. es gibt da eine Kante) und teilweise sind die Pflastersteine dieser Reihe schon beschädigt.
Wieder ein Glanzstück!
Vielleicht sollten die Entscheider einfach mal selbst mit dem Fahrrad (zu Fuß ist es übrigens auch rutschig, wenn der Kies auf dem Pflaster liegt) die Strecken abfahren, bevor sie irgendwas planen.
Die paar Meter zu asphaltieren, insbesondere vor dem schon vorhandenen (sehr guten) Asphaltweg, wäre nun wirklich ein leichtes.

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