Wahrscheinlich werden Anfragen nicht helfen, im Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) die alten Denkweisen auch nur ansatzweise zu verändern. Im Gegenteil: Auch die SPD-Fraktion bekommt auf ihre Anfrage zu dem neu gebauten Wegstück von der Industriestraße zum Nonnenweg nur eine bürokratische Antwort, die man eigentlich mit den Worten zusammenfassen kann: Wir haben das schon immer so gemacht. Warum sollen wir umdenken?

Obwohl es an dem Wegstück guten Grund dazu geben würde. Das wird schon bei der Antwort auf die erste Frage der SPD-Fraktion deutlich. „Warum wurde nicht bedacht, dass Wasser bergab fließt, die feuchtigkeitsgebundene Fläche auswäscht und massiv Verunreinigungen auf die gepflasterte Fläche aufträgt?“, hatte die wissen wollen.

Und dann wird es direkt abenteuerlich.

Denn das ASG antwortet: „Ursprünglich war der Weg als wassergebundene Decke ausgeführt. Auf der Rampe kam es zu Ausspülungen und diese wurde deshalb mit seitlichem Gefälle radfahrerfreundlich mit Betonpflaster belegt und an den weniger erosionsgefährdeten Stellen mit wassergebundener Decke ausgeführt, eingeschlossen eine seitliche Ableitung mit Versickerungsrigolen. Die wassergebundene Decke besteht aus einem kalkhaltigen Gemisch, welches aushärtet. Es benötigt allerdings zum Abbinden Wasser und war völlig ausgetrocknet.“

Was die dort vorbei kommenden Radfahrer und Fußgänger als Schlammpiste erlebten, war also ursprünglich eine wassergebundene Decke, die weggespült und abgefahren wurde. Hier wäre also eine andere Lösung nahe liegend gewesen.

Aber auf die nächste Frage, warum man es nicht anders gemacht hat, bekommt die SPD-Fraktion dann eine Antwort, wie man sie mittlerweile aus dem ASG kennt: ausweichend und nichtssagend.

Amt weicht aus und sieht keinen Sanierungsbedarf

Gefragt hatte die SPD-Fraktion: „Warum wurde für die Lücke zwischen der asphaltierten Fahrradstraße Industriestraße (Fahrradstraße) und dem asphaltierten Nonnenweg auf den wenigen Metern keine vollwertige, asphaltierte, sicher nutzbare Wegeverbindung geschaffen?“

Die Antwort: „Die Fläche steht unter Denkmalschutz; sie liegt im FFH-, SPA- und LSG-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet; Vogelschutzgebiet; Landschaftsschutzgebiet – Anm. d. Red.). Die gewählte Flächenbefestigung berücksichtigt alle an den Weg gestellten Anforderungen.“

Was ja im Klartext heißt: Eine andere Ausführung des Weges – z.B. in Asphalt – war dem Amt nicht einmal eine Überlegung wert. Weshalb es auch keinen Abwägungsprozess gab.

Und auch auf die letzte Nachfrage der SPD-Fraktion antwortet das Amt: „Der Weg ist funktionsfähig und nutzbar, eine Sanierung ist nicht erforderlich.“

Alles Weitere werden dann wohl Wind und Wetter und der Zahn der Zeit bewirken. So wie an den anderen Wegen mit geschlämmten Decken auch, über die täglich tausende Radler fahren.

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Es gibt 2 Kommentare

Da hat ein Amt das mit der Mobilitätswende noch nicht verstanden. Das am Ring ist an der aktuellen Stelle vielleicht etwas Show, an anderen Stellen wird es allerdings alternativlos sein bzw. überhaupt erstmal so etwas wie Radinfrastruktur am Ring.

Herr Jung und Herr Dienberg konzentrieren sich halt lieber auf die großen, grünen “Signale” am Ring, da bleibt manches auf der Strecke…
Denkmalschutz? Für diesen Weg? Damit kann doch nur oben die Fläche der Lichtung gemeint sein, und kaum der Waldweg, um den es geht, oder?

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