Noch gab es keine offizielle Feier zur Beendigung der Bauarbeiten der „Grünflächengestaltung Rietzschke-Aue“. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass man sich auch diesmal nicht an die Vorgaben aus dem 2020 beschlossenen Umsetzungsplan hält. Denn dass die Rietzschke-Aue potenzielles Überschwemmungsgebiet ist, war auch der Verwaltung klar. Deshalb sollten eigentlich die Hauptwege alle in Asphalt ausgeführt werden.

Nachlesen kann man das direkt im Umsetzungsplan für die „Grünflächengestaltung Rietzschke-Aue Sellerhausen“.Der Legende im Entwurfsplan nach sollten die Hauptwege einheitlich in Asphalt hergestellt werden. Das ist für Überschwemmungsgebiete der Standard, weil sandgeschlämmte Wegedecken bei Überflutung zerstört werden. Das ist also vor allem ein ökonomisches Problem. In Leipzig kommt hinzu, dass die Wege wegen ihrer hohen Belastung alle zwei Jahre erneuert werden müssten, denn der feine Belag hat sich dann in der Umgebung verteilt. Doch selbst im südlichen Auwald hält sich die Stadt nicht daran.

Entwurfsplan mit Legende zur Rietzschke-Aue: Die Hauptwege solltenm alle asphaltiert werden. Karte: Stadt Leipzg
Entwurfsplan mit Legende zur Rietzschke-Aue: Die Hauptwege sollten alle asphaltiert werden. Karte: Stadt Leipzig

In der Ratsvorlage heißt es: „Einen wichtigen Teil der Baumaßnahme bildet die Verbesserung der Wegebeziehungen und Vernetzung innerhalb des Stadtteils. Bei der Wegeplanung wurden bestehende Laufrichtungen (anhand von Trampelpfaden erkennbar) berücksichtigt und vorhandene Wege der Grünfläche ‚Lichter Hain‘ angebunden. Es entstehen neue öffentliche Wege zwischen Bernhardtsraße und Wurzner Straße.“

Die Wege, welche zukünftig immer wieder überschwemmt werden, hat man allerdings auch diesmal wieder sandgeschlämmt. Und dazu kommen dann auch noch allerlei Späße mit unterschiedlichen Belägen.

So ein „Leipzigklassiker“ ist der neue Hauptweg von der Wurzner Straße nach Sellerhausen durch die Kleingartenanlage: Drei unterschiedliche Beläge findet man hier allein auf 10 Metern. Als wäre es der Stadt nicht möglich, ihren Weg noch 10 Meter weiter bis zum Weg der Kleingartenanlage in Betonpflaster zu errichten, wenn man schon vom Ratsbeschluss abweicht, der eine einheitliche Wegegestaltung in Asphalt vorsieht.

Ein riesiges Sandlager hinter der Stadt?

Vielleicht muss man die Wege nicht zwingend asphaltieren. Aber nach all den Erfahrungen auch mit Starkregen in Leipzig sollte man wohl doch besser einen Belag wählen, der für die Gegebenheiten geeignet ist.

Sandgeschlämmte Schotterdecken sind hier völlig fehl, was man auch auf zahlreichen Leipziger Spielplätzen beobachten kann, wo sich nach jedem Regen tiefe Flutrinnen in die Sandwege gefräst haben, die dann teuer und materialaufwendig wieder repariert werden müssen. Womit wieder Unmengen von Sand gebraucht werden, die dann aus sächsischen Sand- und Kiesgruben hergekarrt werden müssen.

Aber zu einer klimawandelresistenten Stadt gehört nun einmal auch ein Wegebelag, der bei Starkregen und Überschwemmungen nicht gleich wieder weggespült wird.

An der Rietzschke-Aue ist jetzt schon absehbar, dass das Sandkonstrukt nicht lange halten wird: Zwischen dem Betonpflaster und den sandgeschlämmten Decken wird es nach kurzer Zeit heftige Verwerfungen geben. Ähnlich kann man das im gesamten Stadtgebiet sehen, mittlerweile auch schon wieder am Peterssteg, wo schon nach kurzer Zeit der feine Belag der sandgeschlämmten Decken abgetragen wurde.

Als hätte die Stadt da irgendwo ein riesiges Lager an Sand, das unbedingt noch in der Gegend verteilt werden muss. Und immer dann, wenn eigentlich der Bau eines stabilen Asphaltweges ansteht, der deutlich länger als zehn Jahre halten wird, kommt ein Sachbearbeiter um die Ecke, der mahnt: Ich hab da aber noch ein paar Tonnen Sand …

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