Was anfangs wie eine Notlösung für ein unscheinbares Bächlein im Leipziger Osten aussah, hat sich am Ende zu einem Projekt gemausert, das bundesweit für einige Aufmerksamkeit sorgt. Schon im Juni gab es für das im Mai fertiggestellte Projekt Rietzschke-Aue die Auszeichnung mit dem Titel „Naturschutzprojekt des Jahres 2022“. In Berlin gab es jetzt die nächste Auszeichnung.

Die im Mai dieses Jahres fertiggestellte neue öffentliche Grünfläche „Rietzschke-Aue Sellerhausen“ im Leipziger Osten ist neben anderen bundesweiten Projekten vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit dem „Bundespreis Stadtgrün 2022“ ausgezeichnet worden. Rahmen der Preisverleihung war der 15. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Berlin.

Aus Sicht der Jury zeige die Rietzschke-Aue „in hervorragender Weise, wie eine wasserwirtschaftliche Fachplanung mit städtebaulichen Zielen verknüpft werden kann. Durch die Renaturierung gelang es, eine gewässerökologische Aufwertung zu erreichen und Überflutungen infolge von Starkregen signifikant zu reduzieren. Gleichzeitig entstand ein Stadtteilpark, der durch die Offenlegung des Bachlaufs und die damit verbundene Kühlwirkung über besondere Aufenthaltsqualitäten verfügt.“

Bewertungskriterien waren der Beitrag zur Klimaanpassung, der Mehrwert für die Lebensqualität, die Gestaltung, der Planungs- und Umsetzungsprozess, die Einbindung der Akteure sowie Kreativität und Innovation.

Von links: Cansel Kiziltepe  MdB, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für  Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen; Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig (ASG); Torsten Wilke, Abteilungsleiter Freiraumentwicklung des ASG. Foto: Frank Nürnberger
Von links: Cansel Kiziltepe MdB, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen; Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig (ASG); Torsten Wilke, Abteilungsleiter Freiraumentwicklung des ASG. Foto: Frank Nürnberger

Laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen stand die diesjährige Auslobung unter dem Motto „Klimaanpassung und Lebensqualität“. Eine unabhängige, interdisziplinäre Jury unter dem Vorsitz der Parlamentarischen Staatssekretärin Cansel Kiziltepe hatte die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Zuvor hatte Anfang Mai ein Nominierungsgremium aus den 85 Einreichungen 20 Wettbewerbsbeiträge nominiert. Auf der Grundlage dieser Nominierungsliste wurden fünf Preise und vier Anerkennungen vergeben. Die Preise sind mit je 15.000 Euro dotiert.

Die Rietzschke-Aue

Nach anderthalb Jahren Bauzeit war im Mai dieses Jahres auf rund 18.000 Quadratmetern die neue öffentliche Grünfläche eröffnet worden. Die sogenannte Rietzschke-Aue Sellerhausen erhöht den Freizeit- und Aufenthaltswert und erfüllt wichtige Funktionen für das Stadtklima, die Biodiversität und den Hochwasserschutz.

Im Rahmen des gemeinsam initiierten Projektes zwischen der Stadt Leipzig und den Leipziger Wasserwerken war der Gewässerverlauf der Östlichen Rietzschke offengelegt und als natürlich erlebbarer Bachlauf und Naturerfahrungsraum gestaltet worden.

Die Grünfläche ist so angelegt, dass anfallendes Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert werden kann. Zeitverzögert und reguliert wird es über ein Ablassbauwerk in den Wölbkanal der Östlichen Rietzschke geleitet. Damit soll ein ausreichender Abfluss bei Starkregenereignissen und gleichzeitig ein möglichst naturnaher Wasserhaushalt in der Rietzschke-Aue Sellerhausen sichergestellt werden.

Der Bundespreis Stadtgrün wird vom Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag unterstützt. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

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