Am 18. August verรถffentlichten wir an dieser Stelle den Leserbrief von Kirsten Craร, Mitstreiterin im NABU Leipzig, in dem sie die von der Stadt Leipzig genehmigten Regulierungen im Wasserknoten Leipzig extra zur Absicherung des Wasserfestes kritisiert. In einem ausfรผhrlichen Offenen Brief antwortet jetzt Dr. Sabine Heymann, die Vorstandsvorsitzende des Wasser-Stadt-Leipzig e.V..
Offener Brief des Wasser-Stadt-Leipzig e.V.
Mit Interesse aber auch mit Unverstรคndnis lasen wir am Montag, 20.08.2018, den โBesorgten Brief zur Rรผcksichtslosigkeit des Leipziger Wasserfestesโ. Zunรคchst muss erstmal die Historie klargestellt werden. Das Leipziger Wasserfest wurde nicht nur einmal wegen dem Hochwasser 2002 verschoben. Es gab 2001 eine Grundsatzentscheidung des Vereins, nach dem 1. Leipziger Wasserfest im Mai des Jahres, aufgrund der beobachteten potenziellen negativen Beeinflussung des Brutgeschรคftes der Wasservรถgel, das Fest generell in den Spรคtsommer zu verlegen.
Darรผber hinaus wird das Wasserfest von diversen Umweltvereinen, wie Anglerverband und Sharkproject, als Plattform genutzt. Auch die sรคchsische Landesstiftung Natur und Umwelt sowie das Bundesumweltministerium sind Gรคste auf dem Wasserfest. Auรerdem verfรผgen wir natรผrlich รผber eine Genehmigung des Amtes fรผr Umweltschutz.
Kernthema des Leipziger Wasserfestes und unseres Vereins ist neben der Bewerbung des Gewรคsserverbundes auch der Ausgleich der Nutzungs- und Schutzinteressen. Ein Verein kann und muss nicht alle Themen bedienen, aber den Austausch mit anderen suchen. Diverse Veranstaltungen und Aktionen unseres Vereins sind Zeugnis dessen.
Im Falle, dass es Experten gibt, die eine Stรถrung der Fischpopulation durch Veranstaltungen, wie das Wasserfest, erwarten, wรคre es im Sinne des Naturschutzes doch besser gewesen, Kontakt mit dem Veranstalter im Vorfeld aufzunehmen, um Wege zu suchen, diese Stรถrung zu minimieren / zu vermeiden. Ein solcher Hinweis ist uns nicht zugegangen. Wir haben uns allerdings schon selbst damit befasst und waren zu dem Schluss gekommen, dass durch das Wasserfest auf den Gewรคssern kaum eine grรถรere Stรถrung stattfindet als an schรถnen Wochenenden und Feiertagen, an welchen die Gewรคsser im Zuge des Gemeingebrauchs intensiv genutzt werden.
Auch der Anglerverband Leipzig e.V. bestรคtigte uns nachtrรคglich, dass durch die fast gleichbleibende Wasserspiegellage, angestaut durch das Palmgartenwehr, und die Konzentration der Aktionen zwischen Sachsenbrรผcke und Rennbahnsteg, die Fische bei Bedarf ausweichen kรถnnen. An allen Standorten suchten รผbrigens interessierte Gรคste Informationen zu den Fischpopulationen. Mit Hilfe des Anglerverbandes konnte diese Informationen fachgerecht gegeben werden, was ohne das Wasserfest so groรflรคchig nicht mรถglich gewesen wรคre.
Zur Ergรคnzung sei darauf hingewiesen, dass das Fest vorrangig รผber Sponsoring und Standgebรผhren finanziert wird, ohne Eintrittsgelder und Fรถrdermittel. Lediglich der Aufwand der inhaltlichen Vorbereitung des Festes wird, dankenswerterweise, teilweise von der Stadt gefรถrdert. Wir sind darum den Schaustellern sehr verbunden, dass durch ihre Standgebรผhren die Finanzierung der Infrastruktur des Festes mit ermรถglicht wird. Gleichgรผltig wie groร es ist, mรผssen Sicherheitskrรคfte, Sanitรคtsdienst usw. bezahlt werden.
Auch wenn in dem Offenen Brief diverse Dinge miteinander vermischt werden, die ausdrรผcklich nichts mit dem Wasserfest zu tun haben, mรถchten wir die Gelegenheit nutzen und alle Umweltvereine / -verbรคnde herzlich einladen, Input zur Vorbereitung des Festes 2019 zu geben und das Fest selbst als Plattform zur Werbung fรผr den Schutz der Natur in unserer Stadt zu nutzen. Vereine brauchen รผbrigens seit jeher keine Standgebรผhren zu bezahlen, insbesondere wenn sie ein familienfreundliches bzw. kreatives Angebot bereithalten.
Dr. Sabine Heymann die Vorstandsvorsitzende des Wasser-Stadt-Leipzig e.V.
Obwohl das Wasser fehlt โฆ Ein besorgter Brief zur Rรผcksichtslosigkeit des Leipziger Wasserfestes
Ein besorgter Brief zur Rรผcksichtslosigkeit des Leipziger Wasserfestes
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Es gibt 5 Kommentare
Eine Veranstaltung ist per se kein Gemeingebrauch, meint: von Gesetzes wegen. Die Behauptung von Frau Heymann, das Wasserfest sei eine Nutzung im Rahmen des Gemeingebrauchs ist schlicht falsch. Hier wird eine Gewรคssernutzung organisiert. Deshalb gibt es auch eine entsprechende Genehmigung von der Unteren Wasserbehรถrde Stadt Leipzig. Gibt es?
Darรผber hinaus wurden die Gewรคsser fรผr das โFestโ extra โhรผbschโ gemacht โ sie wurden entkrautet, damit die Boote freie Fahrt haben.
โKernthema des Leipziger Wasserfestes und unseres Vereins ist neben der Bewerbung des Gewรคsserverbundesโฆโ So ist es. Und auf der Seite des Vereins wird das โKernanliegenโ noch deutlicher. รber den Neubau des Elster-Saale-Kanals (des nicht gebauten โ und zwar aus fehlenden wirtschaftlichen Grรผnden zu recht nicht gebauten) sollen รผber die Leipziger Auwaldgewรคsser die Tagebaurestlรถcher an die droรe weite Welt angeschlossen werden. M.a.W., es sollen Wasserstraรen gebaut werden. Die wiederum sind das Gegenteil von Natur, denn es sind Straรen.
Diese โVisionโ (hier verdient Helmut Schmidt wieder mal zitiert zu werdenโฆ ) ist ausschlieรlich fรผr Motorboote gedacht. Muskelbetriebene Boote bedรผrfen dieses Aufwandes nicht und er ist fรผr diese rechtlich auch nicht vorgesehen. Fรผr Paddelboote werden keine Straรen gebaut.
Somit schafft dieser Verein erst die Notwendigkeit, sich รผber den Schutz der Natur unterhalten zu mรผssen. Denn mit den โVisionenโ vom Straรenbau wird Natur zerstรถrt.
Zu behaupten, man suche einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Nutzergruppen ist somit schlicht eine Verdrehung der Tatsachen.
Ganz nebenbei ist dieses Projekt auch ein โSchlรผsselprojektโ des sogenannten Grรผnen Rings (und damit der Stadt) Leipzig. Der Verein fungiert insoweit offensichtlich als Marketingabteilung der Stadt Leipzig. Und bekommt als solcher natรผrlich auch Fรถrderung ideeller und materieller Art.
Daร keine hiesigen anerkannten Naturschutzvereine dieses โFestโ fรถrdern hat einen guten Grund.
Haischรผtzer haben einen wichtigen Job, kennen sich aber mit den hiesigen Gewรคssern und dem Anliegen des Vereins Wasserstadt Leipzig offensichtlich nicht aus. Kann man ja versuchen zu รคndern. Ein anerkannter Naturschutzverein sind die Haischรผtzer ebensowenig wie die Angler.
Beim Leser diesem Irrtum zu erzeugen ist scheinbar nรถtig. Und offenbar auch Methode. Politik halt. Ach so, Politikโฆ? Frau Heymannโฆ? Da war doch was? Richtig, Frau Heymann ist (auch) Politikerin.
Liebe Frau Dr. Heymann.
Es ist nicht meine Art, mich in Diskussion an dieser Stelle zu beteiligen. Selten, aber wie in diesem Fall mรถchte ich mich รคuรern.
Seit 2011 sprechen wir beide um Themen wie den Leipziger Auwald und die Leipziger Gewรคsser. Sie waren von Anbeginn in unserer NuKLA-Initiative eingebunden. Leider haben auch Sie unsere Botschaft nie verstehen wollen. Schade. Nun, nach 7 Jahren der Ignoranz seitens der Akteure und Vorantreiber des WTNK, soll sich niemand wundern, wenn der Druck auf dieses โplanerische Konzeptโ wie es nunmehr heiรt, um zu verschleiern, dass es sich natรผrlich um einen genehmigungs- und รผberprรผfungspflichtigen Plan handelt, bzw. dessen Fortschreibung immer grรถรer wird. Im Rahmen dieser Fortschreibung findet zwar eine sogenannte โBeteiligungโ statt, in der (ausgewรคhlte) Beteiligte sich zwar โ bezogen auf die Naturschutzverbรคnde gemeinsam und konkret sehr kritisch โ รคuรern dรผrfen, deren Position jedoch keinerlei Niederschlag im sogen. โBeteiligungsprozessโ und dessen Verlautbarungen findet. So wie schon die BรผrgerInnenumfragen der Vergangenheit, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass die Menschen, die hier leben mehrheitlich eine naturnahe, naturschonende und sanfte Nutzung der hiesigen Gewรคsser wollen, ingoriert und ad Acta gelegt wurden. Nur zur Erinnerung: Leipzig ist keine Wasserstadt sondern eine Auenstadt und tรคte gut daran, dieses Potential zu nutzen, statt es fรผr billiges Disneylandgehabe zu verramschen, auch wenn Brot und Spiele schon immer ein probates Mittel waren, das Volk im Zaum zu halten. Und irgendwann wird auch dem Stรถrmthaler See das Wasser ausgehen, um das Ganze am Laufen zu halten und kurz vor dem Wasserfest die Pleiรe zu befรผllen, damit nicht tote Fische den Spaร durch Realitรคten verderben.
Bitte sehen sie hier: http://www.nukla.de
Sehr gern steht es allen frei uns zu unserem Symposium vom 12.-14.9. zu besuchen, auch denen, welche lt. Herrn Rosenthal nicht in ihrem Dienst teilnehmen dรผrfen. Diese Veranstaltung kann die Gelegenheit zu einem Schulterschluss zu Gunsten des โLeipziger Auenรถkologiesystemsโ werden. Dazu muss man allerdings offen sein.
Mit frdl. Gruร, Ihr W. Stoiber
Zur Erinnerung: Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet, SPA-Gebietโฆ und von April bis Oktober immer mehr solcher Szenen.
Oh, verstanden wird das schon, aber es interessiert nicht. Es wird rhetorisch beiseitegewischt und weggeschrieben nach dem Motto: Ist doch alles in bester Ordnung! Ihre Vorstandsvorsitzende des Dรผrre-Stadt-Leipzig e.V.
Ich denke, das Problem ist, dass die Leipziger Gewรคsser grundsรคtzlich viel zu schmal und/oder zu flach sind fรผr so intensiven Bootsverkehr, abgesehen von ihrer รถkologischen Sensibilitรคt. Ausnahmen sind das naturferne Elsterbecken, eine komplett kรผnstliche Anlage, die mit keinem natรผrlichen Flusslauf auch nur im Ansatz etwas zu tun hat sowie der ebenso kรผnstliche Karl-Heine-Kanal. Alle anderen Flรผssen und Wasserlรคufe (Elster, Pleiรe, Batschke (auch als Floรgraben bekannt) usw.) leiden doch jetzt schon unter dem Bootsverkehr. Auch wenn es nur Menschen mit Paddelbooten sind: ich habe schon so oft gesehen, wie die Leute auf den Sand- und Kiesbรคnken herumgelaufen sind, auf denen die Libellenlarven bedrohter Arten leben. Ich habe auch oft genug gesehen, wie Leute irgendwo an Pleiรe oder Floรgraben aussteigen um Picknick zu machen, zu angeln oder anderes. An Ufern, wo Eisvรถgel nisten und Fischotter irgendwo vielleicht in einer Hรถhle am Ufer schlafen. Ehrlich gesagt finde ich das auch rรผcksichtslos, diese Entwicklung noch zu feiern. Mich machen solche Feste eher sehr traurig, wenn ich an die wahrscheinlich zertrampelten Libellenlarven denke.
Im รผbrigen bitte beachten! Es geht nicht darum, dass die Fische nicht ausweichen kรถnnten im Elsterflutbecken. Im Leserbrief geht es um Einleitungen am Klรคrwerk Rosental in die Neue Luppe, hier strรถmt laut des Leserbriefs aus technischen Grรผnden nicht vollstรคndig gereinigte Wasser unverdรผnnt in die Luppe. Natรผrlich merkt man stromaufwรคrts davon nichts! Erst ab dem Klรคrwerk wird die Wasserqualitรคt schlechter.
Dieses wurde offenbar vom Wasserstadt Leipzig e.V. nicht verstanden. Es geht hier nicht um den Platz, sondern um die schlechte Wasserqualitรคt.