Dass es keine preiswerten Wohnungen werden würden, was die LWB hinter ihrem neuen Sitz in der Wintergartenstraße gebaut hat, war von Anfang an klar. Die Baukosten sind heute so hoch, dass auch die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) ohne Förderung keine Mietwohnungen unter 10 Euro je Quadratmeter bauen kann. Aber dass die Wohnungen dann gleich zu einem Luxushotel werden, verwundert den Grünen-Stadtrat Tim Elschner.

Hinter dem Wintergartenhochhaus, an der Querstraße hat die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) für über 20 Millionen Euro eigentlich zwei Mietshäuser errichtet. Doch bereits im Juni 2018 wurde bekannt, dass nur 58 Wohnungen von dem kommunalen Unternehmen selbst bewirtschaftet werden. Wie die L-IZ am 8. Mai berichtete, hieß es dann: „Weitere 44 kleine Apartments in dem Gebäude an der Wintergartenstraße werden separat bewirtschaftet.“

Seit Mittwoch, 17. Oktober, weist nun ein Schild im Erdgeschossbereich des Neubaus auf den Namen der „bewirtschaftenden Firma“ hin. Es handelt sich um die Hotel-Kette „Best Western plus“.

Sie wirbt auf ihrer Webseite: „Das Best Western Plus Royal Suites schließt die Lücke in der Klasse der gehobenen Business Hotels für Geschäftsreisende. Die sehr gute Lage des Hotels im Herzen von Leipzig macht es zu einem Hotspot für Geschäftskunden sowie für Familien auf Städtereisen. Das Best Western Plus Royal Suites bietet ein elegantes Ambiente für Entspannung und Wellness. Edle Materialien, gedämpfte Farben und eine klassische Architektur unterstützen eine Entspannung der Sinne, um neue Energien zu tanken.“

Blick in das Neubauquartier am Wintergartenhochhaus. Foto: LWB, Peter Usbeck
Blick in das Neubauquartier am Wintergartenhochhaus. Foto: LWB, Peter Usbeck

„Die LWB als städtische Tochter hat hier offensichtlich Geld für Hotelinvestitionen statt für nachhaltiges soziales Engagement in dringend benötigten Wohnraum für die Leipziger und Leipzigerinnen auszugeben. Damit werden die Eigentümerziele, die letztes Jahr nach hartem Ringen im Stadtrat fortgeschrieben wurden, ad absurdum geführt!“, kommentiert Stadtrat Tim Elschner, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, den Vorgang und zeigt sich darüber verärgert und hat kein Verständnis für diese Entwicklung hinter dem Wintergartenhochhaus. Er kritisiert die Geschäftsführung scharf.

„Die LWB braucht jeden Euro für die dringend nötige Sozial-Wohnbau-Offensive und es erschließt sich mir nicht, dass mit den knappen Mitteln nun offensichtlich ein Luxushotel gebaut wurde. Immer weniger ist für mich nachvollziehbar, dass die dringende Renovierung des leerstehenden LWB-Gebäudes in der Gerberstraße herausgeschoben wird, mit der Begründung, dass diese erst nach Sanierung des Astoria-Hotels erfolgen solle“, sagt Elschner.

Er kann in den vom Stadtrat beschlossenen Eigentümerzielen keine rechtfertigende Grundlage für diese Vorgehensweise finden und fordert die LWB-Geschäftsführung auf, die Eigentümerziele umzusetzen: „Die leerstehenden Wohnungen sind zu renovieren und für bezahlbare Mieten an Wohnungssuchende zu vergeben. Es ist grotesk, dass sich die LWB in den Hotelmarkt begibt, der von privaten Investoren in Leipzig nicht nur im Umfeld des Wintergartenhochhauses mehr als ausreichend bedient wird. Das ist umso weniger zu verstehen, als dass gerade dort viele Hotels auf den Markt kommen und ein Überangebot droht.“

SPD-Fraktion hält die Wohnungspolitik der Leipziger Stadtverwaltung für viel zu zaghaft

SPD-Fraktion hält die Wohnungspolitik der Leipziger Stadtverwaltung für viel zu zaghaft

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar