Seit März gibt es wieder einen veritablen Konflikt im Leipziger Nordwesten. Die Stadt will eine neue Straße zum Güterverkehrszentrum bauen. Das ist zwar über Radefelder Allee, Louise-Otto-Peters-Allee und die A 14 gut angebunden. Aber die Stadt will jetzt eine weitere Erschließungsstraße bauen. Und der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln wehrt sich verzweifelt dagegen, dass diese Straße nun auch noch durch den lärmgeplagten Ortsteil geht.

„Zur Verbesserung der Erschließung des KLV-Terminal (KLV = kombinierter Ladeverkehr) soll eine neue Straßenanbindung realisiert werden. Dazu sind zunächst v. a. auch die planungsrechtlichen Grundlagen zu schaffen“, heißt es in der Vorlage des Dezernats Stadtentwicklung und Bau, die dem Ortschaftsrat erstmals im März zur Kenntnis gegeben wurde. „Mit dieser Vorlage soll das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 448 ,Erschließungsstraße KLV-Terminal‘ förmlich eingeleitet werden.“

Auch die SPD-Fraktion hatte sich in einem Änderungsantrag schon gegen die von der Stadt bevorzugte Variante ausgesprochen: „Durch die Geländeniveauunterschiede und das Herabfahren von der B6 neu zur S-Bahn-Durchfahrt und das dann wieder auf Niveau der Gleise nach oben Beschleunigen sind massive Belastungen für die Anwohner und den gesamten Nordwesten zu erwarten. Wir können nicht im Zentrum über Luftreinhaltung reden und gleichzeitig bei Hauptwindrichtung Nordwest die Ortslagen von Lützschena, Stahmeln und besonders Lindenthal mit den Abgasen zusätzlich belasten und eine der Frischluftschneisen der Stadt für Kaltluft aus Nordwest massiv mit Abgasen belasten. Auch für den Transport und das Umladen von Containern kann man saubere Antriebe nutzen, dort sind die Akteure im GVZ in der Pflicht, nicht nur in ihren jeweiligen Geländen saubere Antriebe zu nutzen, sondern auch für ihre Außenlogistik. Gerade weil Teile der Lagerwirtschaft in den öffentlichen Raum verlegt werden und auf Kosten der Anwohner und öffentlichen Straßen geschehen soll, muss dort die Lebensqualität der Anwohner in besonderem Maße geschützt werden.“

Die SPD hatte mit dem Begriff „Kaltluftschneisen“ auch das wichtige Thema der Naturräume angesprochen. Augenscheinlich würde die städtische Trassenvariante auch vorgesehene Flächen für Ausgleichsmaßnahmen verschlingen.

Der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln spricht sich folgerichtig „gegen die geplante Trassenführung aus, da dadurch der Schwerlastverkehr mit all seinen Nachteilen in den Ortsteil gezogen wird. Das ist wegen der bestehenden Belastung insbesondere des sich bereits deutlich erhöhten Fluglärms den Anwohnern nicht zuzumuten. Es ist daher eine alternative Streckenführung zu untersuchen und zu favorisieren. Der Verkehr mit all seinen Lasten muss innerhalb des GVZ abgewickelt werden und neue Anschlussmöglichkeiten nördlich an die B 6 gefunden werden.“

Außerdem müsse für „eine neue Planung von Straßenanbindungen, die in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten liegen“, auch „Schallschutz vorzusehen“ sein.

Und irgendwie sieht die städtische Vorlage sogar so aus, als wäre sie rein rechtlich gar nicht zulässig, weil die Stadt hier Ausgleichsflächen verbauen will, die zum Ausgleich für andere Baumaßnahmen der Stadt schon festgelegt sind.

Der Ortschaftsrat: „Die gegenwärtigen Planungen der Straßenführung erstrecken sich auf Ausgleichs- oder auch Grünflächen, die nicht überplant werden dürfen. Daher ist eine Beschlussfassung hierzu unzulässig. Gleichfalls ist endlich das restliche Teilstück des Radweges nach Lindenthal zur Erich-Thiele-Straße und zum Haynaer See fertigzustellen. Die Forderungen zu Umweltzonenveränderungen sind richtig und werden begrüßt.“

Der Ortschaftsrat fordert die Stadtverwaltung auf zu prüfen, ob „eine alternative Straßenführung innerhalb des GVZ und nördlich der B6 erfolgen kann. Ziel dabei ist, den Verkehr aus der Ortslage Lützschena fernzuhalten und Schadstoffbelastungen zu minimieren.“

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