Am Donnerstag, 12. November, ging es auch um eine durchaus spannende Vorlage der Stadtplaner, die im Umfeld des Neubaus der Georg-Schwarz-Brücken auch den Bau einer eigenständigen Fußgänger-/Radfahrerbrücke vorgeschlagen hatten – nebst zu untersuchenden Tunnelvarianten. Ein Vorschlag, der im Stadtbezirksbeirat Altwest sofort emsige Diskussionen auslöste und am Ende gar eine Petition: Ja, baut diese Brücke bitte sofort! – Aber das wird nicht passieren.

Es wäre zu schön gewesen. Aber es hätte zwei Jahre zusätzliche Bauverzögerung für die Georg-Schwarz-Brücken zur Folge, die eigentlich schon 2023 am Ende ihrer Nutzbarkeit sind, wie Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, erklärte. Womit der Stadtrat das Vorhaben absegnete, eine solche Fußgänger-/Radfahrerbrücke zur besseren Verbindung von Leutzsch und Böhlitz-Ehrenberg zu planen. Aber erst für später.

„Die SPD-Fraktion hatte kurzfristig noch einen Ergänzungsvorschlag eingereicht, nach dem im Zuge der weiteren Entwicklung des Areals zur besseren Verbindung der Wohngebiete in Leutzsch und Böhlitz-Ehrenberg ergebnisoffen eine zusätzliche Rad- und Fußgängerverbindung östlich der Georg-Schwarz-Brücken geplant werden soll. Dieser Vorschlag wurde in einer Konsensformulierung ebenso von der Verwaltung übernommen, wie ein Änderungsantrag (ÄA) von Linken und Grünen“, erklärt Stadtrat Christian Schulze aus dem Wahlkreis Altwest.

Der Antrag von Linken und Grünen nimmt im Grunde den Kern des Antrags aus dem Stadtbezirksbeirat Altwest auf, in dem die neue Brücke auch die S-Bahn-Station mit anbinden soll: „Im Zuge der weiteren Entwicklung des Areals (z. B. B-Plan-Verfahren) wird als östlicher Zugang zu den Bahnsteigen und zur besseren Verbindung der Wohngebiete nördlich und südlich der Bahngleise eine Rad- und Fußgängerverbindung geplant.“

Womit beide Fraktionen auf den Wunsch der Verwaltung eingingen, die genaue Anbindung der Brücke noch nicht festzulegen, da gerade erst das Bebauungsplanverfahren für das Gebiet an der Philipp-Reis-Straße in Leutzsch in Arbeit ist. Die neue Brücke dürfe dafür noch keine Vorfestlegung treffen, hatte Michael Jana erklärt. Wenn man aber die Grundzüge des B-Plans hätte, würde sich die Brückenanbindung von selbst ergeben.

„Mitte Oktober fand eine weitere Informations- und Diskussionsveranstaltung zum geplanten Neubau der Georg-Schwarz-Brücken im Gemeindehaus der Leutzscher Kirchgemeinde statt, zu der ich als örtlicher Stadtrat auch anwesend war“, betont Christian Schulze.

„Neben dem eigentlichen Ersatzneubau wurde dabei auch die Forderung des Stadtbezirksbeirates (SBB) nach einer weiteren Querungsmöglichkeit für Fußgänger und Radfahrende angesprochen. Es ging um eine zusätzliche Verbindung der urbanen Gebiete von Leutzsch und Böhlitz-Ehrenberg. Die Verwaltung hatte zu diesem Anliegen grundsätzlich Wohlwollen signalisiert.

Allerdings war nur eine kleine Anzahl von Anwesenden der Meinung, dass die Bahnsteige zwingend ein zweites Mal eingebunden werden müssen. Die große Mehrheit konnte sich eine weitere Brücke gut vorstellen, aber eher weiter entfernt von der Georg-Schwarz-Brücke Richtung alter Leutzscher Bahnhof, wo nur der kleine Tunnel ist.“

Die untersuchten Varianten für eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer von Leutzsch nach Böhlitz-Ehrenberg. Grafik: Stadt Leipzig
Die untersuchten Varianten für eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer von Leutzsch nach Böhlitz-Ehrenberg. Grafik: Stadt Leipzig

Der kleine Streit kam im Stadtrat nach der bewegten Rede von Stadtbezirksbeirat Volker Holzendorf ebenfalls auf. Aber da die Stadt den Antrag von Linken und Grünen übernommen hat, fließt das dennoch in die Planungen ein, egal, ob es dafür im Stadtbezirksbeirat eine Mehrheit gab oder nicht.

Wesentlich grundlegender war die Frage, die Holzendorf auch ansprach: Ob die neue Brücke sofort gebaut werden kann und damit auf die temporäre Brücke für 3,5 Millionen Euro verzichtet werden könnte. Immerhin eine Stange Geld für eine Brücke, die nur sechs Jahre stehen soll. Der Neubau einer dauerhaften Rad-/Fußgängerbrücke würde um die 10 Millionen Euro kosten. Und die Notwendigkeit so einer Brücke, die auch das Fußballstadion von BSG Chemie besser anbinden würde, war am Donnerstag überhaupt kein Streitpunkt.

„Damit der jetzt dringend notwendige Ersatzneubau der Georg-Schwarz-Brücken planerisch nicht verzögert wird – denn eine Umplanung würde ungefähr zwei Jahre dauern – soll die zusätzliche Verbindung zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge der weiteren Entwicklung des Areals angegangen werden“, so Schulze.

„Unser Ergänzungsvorschlag war dahingehend bewusst offen formuliert, an welcher Stelle die zusätzliche Brücke genau geplant und dann später gebaut werden soll und damit als Alternative zum ÄA des SBB Altwest zu verstehen. Zur Vorlage möchte ich noch erwähnen, dass wir die Lösung für die Radwegeunterführung sehr begrüßen und den Planern im VTA gutes Gelingen für ihre weitere Arbeit wünschen, damit die wichtige Verbindung über die Georg-Schwarz-Brücken wie geplant neu gebaut werden kann. Das Bauwerk ist schon seit Jahren dringend sanierungsbedürftig und im Ergebnis der letzten Brückenprüfung wurde eine verbleibende Restnutzungsdauer bis Ende 2023 festgestellt.“

Und auch Michael Weickert für die CDU-Fraktion warnte davor, den Baubeginn für die neuen Georg-Schwarz-Brücken 2024 dadurch zu gefährden, dass jetzt noch einmal zwei Jahre Planungen für die Fußgänger/Radfahrerbrücke vorgeschaltet werden. Er fürchtet eine drohende Sperrung des alten Bauwerks, sodass es hier bald gar keine Verbindung mehr über die Bahngleise gäbe.

Das fürchtete dann auch eine Mehrheit im Stadtrat, sodass der Antrag des Stadtbezirksbeirats Altwest nur zwei Stimmen bekam bei 50 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen.

Angenommen wurde dann die Vorlage der Stadtverwaltung selbst mit 57:0 Stimmen. Und damit im Grunde auch das Anliegen von Grünen und Linken, auch die zusätzliche Anbindung der S-Bahn-Steige mitzuplanen.

Video: Livestream der Stadt Leipzig

Schon 700 Unterstützer/-innen: Petition fordert einen dauerhaften östlichen Zugang zum Bahnhof Leutzsch

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Es gibt 7 Kommentare

Nee, nee, lieber Rudi, das ist unrechtsstaatliche Planwirtschaft!!!1!1!
Wird eher wieder abgebrochen, als fertig gebaut 😉
Wobei, vielleicht gibt’s ja die Pläne noch und wenn sich das die DDR leisten konnte, kann’s ja auch nicht sooo teuer sein:

Liebe Ellen,
Man kann auch eine Doppelrampe bauen, in dem man ein Zwischenplateau errichtet und die Rampe dann in 2 Richtungen aufspaltet.
Durch die Länge der Rampe hat man wirklich viiiele Möglichkeiten. Und wenn man sich dessen bewusst ist, kann man beim Bau das auch entsprechend berücksichtigen. Bspw. in dem man den Bau einer zusätzlichen Rampe vorsieht – ob man diese dann auch baut oder nicht, ist dabei unwichtig. Wichtig ist nur, dass man sich das nicht verbaut.

Lieber Rudi, naja für den, der die 100m bis zum Beginn der Rampe laufen muss, verdoppelt sich der Weg schon.
Aber ich bin ja sowieso für Haltesignale und ebenirdische beschrankte Bahnübergänge, also wenn man das “kurze Ziel” sieht, klettern ist anstrengend ^^
Ansonsten muss da natürlich eine dauerhafte Verbindung hin.

Schade, war optimistisch, denn nun kostet es zu viel, dauert ewig, wenn überhaupt realisiert wird. Also nach dem Abbruch des Interim.
Wenngleich: Interims halten meist am längsten…

Frage:
Muss man diese Fußgänger-Querung zwingend auch barrierefrei bauen?
Es gäbe ja die neuen Brücken mit allen Varianten als nähere Alternative.
Wobei: Radfahrende…

Liebe Ellen, ja, das ändert aber an der Länge des Weges nichts. Man kann die 100m auch im Zickzack errichten oder in einem sehr großen Bogen. Die Länge wird dennoch gut 100m betragen. Das ist übrigens kein Problem, sondern bietet sehr viele Möglichkeiten – es ist also eher eine Chance sowohl die S-Bahn anzubinden als auch die Stadtteile gut miteinander zu verbinden.

Lieber Rudi, an der Grünauer Allee gibt es da so eine Rampe als Kreisel. Also, selbe Neigung, aber “kompakter”. Die 100 m quasi spiralförmig als Umfang “übereinandergelegt”,

Da man eine mehr als 100m lange Rampe für die Fußgängerbrücke benötigt, stellt sich eigentlich nur die Frage, wo man den Beginn der Rampen platziert. Die Brücke selbst hat nur einen Sinn, wenn sie gleichzeitig die Bahnsteige von der Ostseite anbindet.
Da die Ratsversammlung nun nicht Nägel mit Köpfen gemacht hat, wird man wohl auch keine dauerhafte Fußgängerbrücke bauen – dafür ist sie zu teuer und das Verfahren um Bauen zu können viel zu aufwändig, immerhin geht es um mehrere Gleise der DB, welche überquert werden müssen.

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