Irgendwie haben es die versammelten Akteure geschafft, den gemeinsamen Zweckverband Kulkwitzer See, in dem Leipzig mit der Stadt Markranstädt kooperieren sollte, gegen die Wand zu fahren. Der Verband steht kurz vor der Auflösung, die 2022 erfolgen soll, es gibt Probleme mit den Pachtverträgen und etwas aufgebracht meldet sich SPD-Stadtrat Heiko Bär zu Wort, der sich mit seiner Partei in den vergangenen Jahren immer wieder dafür eingesetzt hatte, dass die Entwicklung am Leipziger Ufer des Sees endlich voranging.

Im Zweckverband Kulkwitzer See sind die beiden Anrainerstädte Markranstädt und Leipzig vertreten. Beide Städte streben aber inzwischen die Auflösung des Zweckverbands an, um die Bewirtschaftung ihres Uferbereichs wieder allein zu übernehmen bzw. zu vergeben. Das haben sie zwar vorher auch schon getan und es durchaus fertiggebracht, den Partner am anderen Ufer zu irritieren und zu verprellen. Von einem wirklich gemeinsamen Vorgehen war da seit ein paar Jahren nichts mehr zu merken.2020 übernahm Peter Wasem, Amtsleiter des Amtes für Umweltschutz, die Vertretung Leipzigs im Zweckverband und beendete die Hängepartie mit dem Vorstoß, den zwecklos gewordenen Verband aufzulösen.

Auf Leipziger Seite werden nach Beschlusslage des Stadtrats Investitionen in Wege, Beleuchtung, Toiletten, Freizeitanlagen vorangetrieben, die aber – nach Aussagen der Stadtverwaltung – erst nach Auflösung des Zweckverbands machbar sind.

In der öffentlichen Zweckverbandsversammlung am Freitag, 9. Juli, kam nun auch das Problem der Pachtverträge zur Sprache. Vor etwa 20 anwesenden Bungalowpächtern wiederholte Christian Conrad, Geschäftsführer der LeipzigSeen GmbH, mehrfach die Forderung nach „besenreiner Übergabe“ der Pachtobjekte Ende 2022.

Leipzigs Umweltamtsleiter Peter Wasem, welcher die Stadt im Zweckverband vertritt, forderte die Übernahme der Grundstücke nach Auflösung des Zweckverbands „frei von Rechten Dritter“. Weiterhin führte er aus, dass sich die Stadt auch eine Weiterentwicklung des Bungalowdorfs und den Bau von Ferienhäusern vorstellen könne, was so freilich nicht der Beschlusslage im Stadtrat entspricht und logischerweise auch Protest durch die anwesenden Pächter auslöste.

Mit der geplanten Auflösung des Zweckverbands Kulkwitzer See, Ende 2022, stehe die aktuell offene Frage im Raum, wie mit den Pachtverhältnissen von Bungalows, Gastronomen, Vereinen wie auch der Tauchschule und anderen Anbietern wie dem Bootsverleih weiter umgegangen werden soll, merkt dazu SPD-Stadtrat Heiko Bär an.

Während die Stadtverwaltung Leipzig durch Umweltamtsleiter Peter Wasem aktuell eine Übergabe der Grundstücke „frei von Rechten Dritter“ fordere sowie über einen Abriss der Bungalows und den Bau von Ferienhäusern spräche, würde sich die Grünauer SPD für eine Fortsetzungsperspektive für die aktuellen Pächter einsetzen. Nötigenfalls müsse darüber der Stadtrat im Herbst entscheiden.

„Seit Jahren fordern wir auch mittels Stadtratsbeschlüssen mehr Investitionen am Kulki: Wegeverbindungen, Beleuchtung, Toiletten, Freizeitanlagen und so weiter. Bisher war dies aufgrund des zwischengeschalteten Zweckverbands direkt durch die Stadt nicht möglich“, geht Heiko Bär auf die Abstimmungsprobleme im Zweckverband ein.

„Und jetzt ist das Erste, was wir von der Stadtverwaltung hören, quasi ein Rausschmiss der bisherigen Pächter und schlimmstenfalls ein Abriss der Bungalows. Das ist aus meiner Sicht bürgerfernes Verwaltungsagieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dafür Mehrheiten im Stadtrat gibt. Wenn, wie angekündigt, im Herbst die Vorlage zur Auflösung des Zweckverbands kommt, muss sich der Stadtrat auch zur Fortsetzungsperspektive für die aktuellen Pächter am See bekennen. Aus Sicht der Grünauer SPD sollen oft jahrzehntelange Pächter ihre Erholungsmöglichkeiten bzw. Geschäfts-  und Vereinsarbeitsmöglichkeiten für Gastronomen und Sportvereine nicht verlieren.“

Aber er will auch nicht bis zum Herbst warten, sondern hat jetzt schon eine Anfrage im Stadtrat gestellt, auf die er gern zur Ratsversammlung am 21. Juli schon Antworten haben möchte. Denn so ganz offenkundig ist keineswegs, dass der Schwarze Peter bei der Stadt Leipzig liegt.

Seine sechste Frage hat es durchaus in sich: „Wäre nicht auch eine Auflösung bereits Ende 2021 sinnvoll, insbesondere vor dem Hintergrund, dass zur Deckung der nötigen Ausgaben auch die Einnahmen aus der Verpachtung von Bungalows, Campingplatz, Gastronomiebetrieben ect. dann der Stadt zufließen und auch aufgrund des Verhaltens des bisherigen Hauptpächters Herrn C. und seinem Unternehmen?“

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Liebe L-IZ, da ich da nicht im Bilde bin. Was hat es mit dem im letzten Satz angesprochenen “Herrn C. und seinem Unternehmen” auf sich?

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