Das Motto, das die Sächsische Aufbaubank für ihre Eröffnung des Neubaus an der Gerberstraße gewählt hatte, hatte es schon in sich: „Zukunft braucht Veränderung“. Mit einem Festakt mit über 100 Gästen wurde am 9. September der Neubau der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB) in Leipzig offiziell eröffnet. Ein Neubau, der einige heftige Fragen aufwirft, nicht nur nach den explodierten Kosten.

Das vom Londoner Architekturbüro ACME entworfene Ensemble fällt besonders durch sein Forum, einem öffentlich zugänglichen Platz mit 159 Säulen, auf. Säulen, die genau da stehen, wo eigentlich nahegelegen hätte, Bäume zu setzen und eine lebendige Grünfläche anzulegen. Doch es dominiert das Weiß eines völlig versiegelten Vorplatzes, auf dem selbst die Bäumchen auf winzigen Aussparungen stehen.„Wer in Zukunft bestehen will, braucht Veränderung. Wenn wir heute diesen transparenten und der Öffentlichkeit zugewandten Neubau eröffnen, dann ist er auch ein Symbol für unser Zukunftsbild“, versuchte Dr. Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank, zur Eröffnungsfeier eine Erklärung für diese so völlig aus der Zeit gefallene Vorplatzgestaltung.

„Er ist Sinnbild für das, wonach wir als Bank im Inneren und nach außen streben. So, wie der Bau bis zur heutigen Eröffnung fünf Jahre brauchte, wird auch unser Strategie- und Transformationsprozess seine Zeit benötigen, um die SAB mit klarem Ziel Schritt für Schritt bis 2025 zukunftsfähig weiterzuentwickeln.“

Das Ensemble der Sächsischen Aufbaubank besteht aus zwei Teilen: dem „privaten“ Gebäude und dem „öffentlichen“ Forum, dem Säulengarten. Der L-förmige – aus Sicht des Finanzministeriums „nachhaltig errichtete“ – Verwaltungsbau mit Erdgeschoss und vier Obergeschossen ist ausgelegt für bis zu 500 Arbeitsplätze. Das Erdgeschoss enthält neben dem Betriebsrestaurant sechs Kundenberatungsräume, ein Auditorium und einen Konferenzbereich.

Außerdem sind dort drei unter Denkmalschutz stehende Wandreliefs aus dem Vorgängerbau, dem ehemaligen Robotron-Gebäude, ausgestellt. Die 1969 entstandenen großformatigen Werke von  Wegbereitern der Leipziger Schule, den Künstlern Arno Rink, Frank Ruddigkeit und Klaus Schwabe, spiegeln den euphorischen Zeitgeist des „Sputnik-Jahrzehnts“ sowie der „Ost-Moderne“ wider.

Das fast völlig versiegelte Forum vorm Neubau der SAB. Foto: Ralf Julke
Das fast völlig versiegelte Forum vorm Neubau der SAB. Foto: Ralf Julke

Aber da ist ja noch das Forum: Das Forum ist ein der SAB vorgelagerter Säulengarten, bestehend aus 159 Säulen mit rund 20 m Höhe; am Gebäude selbst befinden sich weitere 92 Säulen, davon 68 freistehende sowie 24 das Gebäude durchdringende Säulen. Die Säulen sind eingesetzt als Sonnenschutz, teils zur Entrauchung der Tiefgarage sowie als gestalterisches Element.

Aber genau diese Gestaltung kritisieren die Leipziger Grünen, denn sie passt so überhaupt nicht zu den Leipziger Diskussionen über Klima- und Artenschutz.

Die Eröffnung der SAB-Zentrale in Leipzig sei eine erfreuliche Nachricht, da Leipzig nach vielen Jahren der Planung nun über eine weitere bedeutsame Verwaltungsinstitution verfüg und wertvolle Arbeitsplätze binde, betont die Grünen-Fraktion im Rathaus in ihrer Stellungnahme. Dennoch zeige sich Licht und Schatten.

Die Kritik der Grünen

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Tobias Peter sagt dazu: „Der 165 Millionen Euro teure Bau ist auf der einen Seite ein herausragendes Beispiel moderner Architektur, offenbart aber gleichermaßen ein völliges Desinteresse an den Themen unserer Zeit. So besticht die spektakuläre Außenarchitektur durch eine vollkommen unnötige vollflächige Versiegelung, die auch durch die teilweise  extensive Dachbegrünung kaum kompensiert wird. Wo sich einst die wegweisende Stadtanlage von Löhrs Garten befand ist nun ein sogenannter Säulengarten entstanden, der auf Grün weitgehend verzichtet.

Während die Stadt Leipzig vor zwei Jahren den Klimanotstand ausgerufen hat und auf politischen und gesellschaftlichen Druck diverse Maßnahmen zu flächensparendem Bauen, der verstärkten Entsiegelung, dem Gegenwirken der innerstädtischen Hitzebildung, zu mehr Biodiversität und Begrünungen und vielem mehr auf den Weg gebracht hat, pflastert der Freistaat eine riesige Fläche im Herzen unserer Stadt zu und konterkariert damit die städtischen Umwelt- und Klimaziele.“

Die Baugeschichte

Der Bau hat ja auch eine finanzielle Vorgeschichte. Das SAB-Forum war ganz zu Anfang noch mit 47 Millionen Euro kalkuliert worden, eine Summe, die sich 2017 schon auf 110 Millionen Euro erhöht hatte. Genauso hatte sich der geplante Fertigstellungstermin auf 2018 verschoben. Beides war nicht zu halten.

Der Neubau des SAB-Gebäudes geht auf das Sächsische Standortegesetz (SächsStOG) aus dem Jahr 2012 zurück. Es enthält die Entscheidung zur Sitzverlegung der Sächsischen Aufbaubank nach Leipzig. Im Januar 2012 hat die SAB das Baugrundstück Gerberstraße 3–5 in Leipzig erworben. Im August 2013 war der Abriss des ehemaligen Robotron-Gebäudes auf dem Grundstück abgeschlossen. Zuvor wurden die unter Denkmalschutz stehenden Wandreliefs von Künstlern der Leipziger Schule geborgen.

Als Sieger des Architektenwettbewerbs mit mehr als 120 Einreichungen ging im Oktober 2013 das Londoner Architekturbüro ACME hervor. Im Dezember 2016 erfolgten erste Aktivitäten zur Bauvorbereitung. Mit dem Bezug des 164,8 Mio. Euro teuren Neubaus am 1. Juli konnte der neue Standort der Sächsischen Aufbaubank eröffnet werden und die Stadt Leipzig hat ein weiteres attraktives Architekturensemble.

Statements zur Eröffnung

Hartmut Vorjohann, Staatsminister der Finanzen des Freistaats Sachsen: „Mit dem neuen Standort der Sächsischen Aufbaubank in Leipzig eröffnen sich echte Zukunftschancen für die strategische Weiterentwicklung und den Service der Bank ebenso wie für das Vorleben einer modernen, mobilen Arbeitswelt. Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an ihren neuen Arbeitsplätzen viel Erfolg und baue auch weiterhin auf die ausgeprägte Kompetenz und Leistungsfähigkeit unserer SAB.“

Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaats Sachsen: „Zeitgemäße Architektur und Design schaffen eine Atmosphäre der offenen Kommunikation. Die Beschäftigten der Sächsischen Aufbaubank tragen seit Jahren mit ihrer Arbeit dazu bei, wichtige Vorhaben im Freistaat zu verwirklichen und unternehmerische sowie persönliche Weichen zu stellen. Ich wünsche Ihnen mit dem Einzug in das neue Gebäude ein kreatives und gutes Arbeitsumfeld.“

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig: „Mit ihrem neuen Standort in unmittelbarer Nähe des historischen Stadtzentrums setzt die SAB ein architektonisches Achtungszeichen in Leipzig. Der Bezug der Bank und die Arbeitsplätze tun unserer Stadt gut. Durch die Neugestaltung des ehemaligen Robotron-Areals wurde für die Leipzigerinnen und Leipziger auch ein öffentlicher Raum geschaffen; ich bin sicher, dass sich dieser Platz als ein Ort der Begegnung etabliert, an dem sich Jung und Alt, Einheimische und Zugezogene, Gäste und Durchreisende wohlfühlen werden.“

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Philipp Oswalt, Hochschullehrer an der Universität Kassel, ehemaliger Leiter der Stiftung Bauhaus Dessau sowie Mitglied des Projektbeirats zum SAB-Bau: „Das architektonisch herausragende Ensemble bringt die dienende Funktion der Bank für das Gemeinwesen zum Ausdruck. Es schafft mit seinem Forum einen hochwertigen öffentlichen Raum im Zentrum von Leipzig. Der innovative Säulenwald besticht gestalterisch mit seinem Licht- und Schattenspiel und seiner Transparenz und Durchlässigkeit. Als Arbeitsort für die Mitarbeiter der Bank setzt das Bauwerk neue Maßstäbe für die Arbeitswelten im 21. Jahrhundert: verschiedene Raumsituationen von hoher Aufenthaltsqualität bieten gleichermaßen Möglichkeiten für kommunikativen Austausch und konzentrierten Rückzug. Die Verantwortung des öffentlichen Bauherren für die Baukultur wird mit diesem mutigen und zukunftsweisenden Bauwerk in vorbildhafter Weise eingelöst.“

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