Da war auch Ortsvorsteher Stefan Köster ein bisschen überrascht, denn irgendwie hatte er wohl doch ein Sträuben aus der Stadtverwaltung erwartet, nachdem der Ortschaftsrat Burghausen ein kleines Wunschpaket zum Radwegausbau am Elster-Saale-Kanal beantragt hatte. Doch gleich nach seiner kurzen Rede in der Ratsversammlung am 9. Februar übernahm OBM Burkhard Jung kurzerhand den Antrag des Ortschaftsrates. In Burghausen bekommt der Radweg auf dem Damm also eine spaziergängerfreundliche Gestaltung.

Als friedensstiftende Maßnahme bezeichnete Jung das Entgegenkommen. Was wohl eher weniger mit dem Anliegen des Ortschaftsrats Burghausen zu tun hat, das durchaus berechtigt ist, sondern mit den Spannungen, die es auch zwischen Stadtverwaltung und Ortschaftsräten immer wieder gibt. Manchmal aus guten Gründen, weil sich so manche Ortschaft am Rande Leipzigs seit Jahren zu Recht vernachlässigt fühlt.Manchmal aber auch einfach, weil die Nerven blankliegen und viele Projekte, die aus Sicht der Betroffenen dringend sind, aus Zeit- oder Geldgründen einfach nicht umgesetzt werden.

Aber beim Bau des Radweg-Teilstücks auf Leipziger Gebiet am Elster-Saale-Kanal geht es natürlich nicht darum, dass hier nur eine Ausweich-Rennstrecke für „Kampfradler“ gebaut werden soll. Auch die langsameren Radler und Fußgänger sollen auf dem Weg ohne Gefahr unterwegs sein.

Im Gebiet Burghausen heißt das nun, dass über „Maßnahmen zur Verkehrssicherheit (so etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen) nachgedacht werden“ muss, genauso wie über die „Aufstellung von Abfallbehältern entlang der Wegstrecke und entsprechende Bewirtschaftung“ und die Hebung der Aufenthaltsqualität durch Sitzgelegenheiten.

„Auch für notwendige Rettungswege muss nachgedacht werden“, hatte der Ortschaftsrat Burghausen beantragt. Das wird also auch passieren müssen in diesem ersten wirklich belastbaren Projekt am Elster-Saale-Kanal, das noch 2022 umgesetzt werden soll.

Künftig bis Kreypau

„Im Rahmen der länderübergreifenden Kooperation arbeiten die Städte Halle (Saale), Leipzig, Leuna, Schkeuditz und Merseburg, die Gemeinde Schkopau sowie die Landkreise Saalekreis und Nordsachsen gemeinsam an der Realisierung des Saale-Elster-Kanal-Radweges, der in seiner gesamten Länge von 19,7 km einmal vom Lindenauer Hafen bis zur Saale bei Kreypau verlaufen soll“, beschreibt die Verwaltung das Projekt, mit dem jetzt im ersten Bauabschnitt der Leipziger Teil des Kanals auf diesem Radweg erlebbar werden soll.

„Der insgesamt fast 20 km lange Saale-Elster-Kanal-Radweg bildet das Initial für die Entwicklung des Kanals und des regionalen Umfeldes. Gegenstand dieser Vorlage ist der 1. Teilbauabschnitt mit einer Länge von 11,4 km, wovon sich 4,4 km auf Gemarkung der Stadt Leipzig befinden und auch nach dem Radwegausbau im Eigentum der WSV verbleiben.“

Die nächsten Abschnitte gehören dann Schkeuditz (3,3 Kilometer) und der Stadt Leuna (3,7 Kilometer).

„Für Planung und Bau des 11,4 km langen 1. Teilbauabschnittes des Saale-Elster-Kanal-Radweges wird derzeit mit einer Realisierungsdauer von ca. 30 Monaten gerechnet. Bei einem Planungsbeginn im IV. Quartal 2021 wird eine Fertigstellung des länderübergreifenden Radweges im IV. Quartal 2023 als realistisch gesehen“, heißt es zum Umsetzungszeitraum. Der Leipziger Teil schlägt dabei mit 1,6 Millionen Euro zu Buche.

Und auch den Antrag aus dem Ortschaftsrat Rückmarsdorf übernahm OBM Burkhard Jung kurzerhand. Der lautete kurz und knapp: „Die beteiligten Gremien sind in die Planungsprozesse in Form von Vorstellungen der Projektunterlagen und/oder Workshops einzubinden.“

In den anliegenden Ortsteilen muss es also auch eine Bürgerbeteiligung zum Bauprojekt geben.

Da die Ratsversammlung der Vorlage am 9. Februar einstimmig zustimmte, kann jetzt losgebaut werden.

Eine Petition ohne große Chancen

Und wie ist es mit der Ablehnung, die ja sogar als Petition eingereicht wurde?

Alexander Quietzsch hatte ja damit beantragt, den Radweg nicht zu bauen.

„Momentan führt dort ein naturbelassener Pfad entlang, welchen unzählige Radfahrer und Spaziergänger nutzen“, hatte er argumentiert. „Gerade die naturbelassene Eigenschaft ist es, die die ganze Gegend so schön erholsam und interessant macht. Und das soll jetzt durch eine versiegelte Fläche aus Beton weichen. Naturschutz sieht anders aus. Viele in der Umgebung lebende Bürger nutzen diese unberührte Natur, um vom stressigen Großstadtleben mal wegzukommen, und da ist der Anblick von Beton völlig fehl am Platz.“

Diese Petition ist noch nicht entschieden. Aber eine Stellungnahme aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer gibt es schon.

„Eine für die Zwecke der Damm- und Gewässerunterhaltung notwendige Ertüchtigung dieser Betriebswege hätte die WSV mittelfristig selbst realisieren müssen, daher beteiligt sie sich mit 90 % der Kosten am nun geplanten Ausbau“, betont das Amt in seiner Stellungnahme.

WSV ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Magdeburg, der diese „Bundeswasserstraße“ rechtlich gehört. Wie Burkhard Jung am 9. Februar betonte, baut die Stadt ja im Grunde im Auftrag der WSV. Auch wenn der Radweg ein (wasser-)touristisches Projekt ist, mit dem die Erlebbarkeit des Kanals verbessert wird.

„Da der radverkehrstaugliche Ausbau mit Asphaltdeckschicht lediglich auf einer Uferseite realisiert wird, ist gewährleistet, dass der naturnahe Zustand des gegenüberliegenden Ufers und der dortigen Wege erhalten und eine Nutzungssortierung möglich bleibt“, teilte das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit. Und: „Die endgültige Entscheidung zum Bau des Saale-Elster-Kanal-Radweges, TBA 1, obliegt der Ratsversammlung der Stadt Leipzig als demokratisch legitimierte Vertretung der Leipziger Bevölkerung.“

Und genau diese Entscheidung ist am 9. Februar gefallen. Einstimmig sogar.

Die Debatte vom 9. Februar 2022

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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Es gibt 2 Kommentare

Warum immer nur negativ denken. Ab 2024/25 könnten Radfahrende dann endlich auf direktem Weg von Leipzig ohne Kfz-Verkehr bis zum Saale-Radweg fahren. Fehlen dann nur noch die Zubringeranschlüsse als gesicherte Radwege in Leipzig. Aber das hat der OBM doch auf dem Schirm.

Heimatland!!!

Ich sehe mich schon als Rentner mit E-Leihroller vom Hafen unter der dann neu gebauten Millionenbrücke bis IKEA entlang vermüllten Bänkchen + Mülleimerchen + Geländerchen + Hundetütenspendern auf für Rettungswagen breit ausgebautem Asphalt dahinrollern….

Schöne neue Welt.

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