Geht es jetzt los? Oder gibt es doch wieder Verzögerungen beim Ausbau des Leipziger Radwegenetzes? Das wollte die SPD-Fraktion wissen, nachdem die Leipziger Verkehrsverwaltung im letzten Jahr zugesagt hatte, dass 2022 sechs zusätzliche Radwege entstehen sollen.

„Die Ratsversammlung hat sich im Oktober 2021 im Rahmen einer Petition des Ökolöwen und eines Antrages von Stadträten aus mehreren Fraktionen mit Pop-up-Radwegen befasst. Die Verwaltung hatte dabei angekündigt, dass die Umsetzung von bis zu sechs anordnungsfähigen Radverkehrsanlagen in stark vom Kfz-Verkehr befahrenen Straßenabschnitten sukzessive, je nach Bearbeitungsaufwand und -stand der Einzelmaßnahme und unter Berücksichtigung der Winterpause für Markierungsarbeiten, ggf. noch beginnend in 2021, bis Ende 2022 erfolgen werde“, stellte die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage dazu fest.

„Bei den Maßnahmen handelt es sich um Abschnitte des westlichen Innenstadtrings, der Merseburger Straße, Berliner Straße, Linkelstraße, Riebeckstraße und der Erich-Zeigner-Allee.“

Und auch ein besonderes Pilotprojekt wirft noch Fragen auf. War der Radstreifen auf der Zeppelinbrücke nun ein Erfolg oder doch wieder nur ein nicht so erfolgreicher Test, wollte die SPD-Fraktion noch wissen:

„Bereits seit Sommer 2020 existiert ein temporärer Radfahrstreifen in der Jahnallee in Höhe der Zeppelinbrücke. In der Testphase soll das Verhalten der Verkehrsteilnehmer beobachtet werden und nach einem Zeitraum von einem Jahr wurde eine Evaluierung der Maßnahme angekündigt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen als Basis für die Entwicklung einer optimalen, dauerhaften Lösung an dieser Stelle dienen.“

Zwei Versprechen werden 2022 doch noch nicht umgesetzt

Das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) hat nun geantwortet und versucht zu erklären, warum einige der versprochenen Radstreifen nun doch noch problematisch sind.

Eines freilich scheint festzustehen: dass Ende März die Fahrbahnmarkierungen auf dem Dittrichring beginnen.
„Die Markierung der Radverkehrsanlage auf dem westlichen Innenstadtring (Dittrichring) soll, geeignete Witterung vorausgesetzt, jetzt Ende März beginnen“, teilt das VTA mit.

Bei den anderen Maßnahmen – Radfahrstreifen und Schutzstreifen – stehen die Umsetzungszeiträume hingehen noch nicht fest, „eine Umsetzung in 2022 ist jedoch vorgesehen“.

Das betrifft die Radstreifen auf der Berliner Straße zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Erich-Weinert-Straße (wo derzeit eine Baustelle die Fahrbahn einengt), in der Erich-Zeigner-Allee zwischen Karl-Heine-Straße und Kreisverkehr Industriestraße und auf der Merseburger Straße zwischen der Merseburger Straße bis Schomburgkstraße.

Im Jahr 2023 soll dann der zweite Abschnitt der Berliner Straße zwischen der Erich-Weinert-Straße und der Parthenstraße umgesetzt werden.

Die Umsetzung der Maßnahme in der Riebeckstraße in dem Abschnitt zwischen Stötteritzer Straße und Mühlstraße soll ab 2024 erfolgen, wobei umfangreiche Änderungen mit neuen Steuerungen an den Lichtsignalanlagen erforderlich sind, was zum Verzug der Planung und des Baubeginns führen könnte. Womit dann ein eigentlich für 2022 versprochener Radweg ins Jahr 2024 rutscht.

Und auch bei der Linkelstraße gibt es Probleme: „Die Maßnahme in der Linkelstraße zwischen Georg-Schumann- und Stahmelner Straße kann noch nicht zeitlich eingeordnet werden, da die Umsetzung technisch sehr aufwendig ist. In Zusammenhang mit der Auslastung der personellen Ressourcen muss diese Maßnahme vorerst zurückgestellt werden.“

Womit dann aus den angekündigten sechs zusätzlichen Maßnahmen nur noch vier geworden sind.

Was wird mit den Radstreifen auf der Zeppelinbrücke?

Eigentlich waren die Radfahrstreifen auf der Zeppelinbrücke 2020 nur temporär angeordnet. Und Kritik an ihnen gab es ja auch so einige.

Aber anders als die Achtungsschilder im Cottaweg scheinen sie tatsächlich die Sicherheit der Radfahrer an dieser Stelle verbessert zu haben, erläutert das VTA auf Anfrage der SPD-Fraktion.

Jahnallee an der Zeppelinbrücke - mit provisorischem Radfahrstreifen. Foto: Ralf Julke
Jahnallee an der Zeppelinbrücke – mit provisorischem Radfahrstreifen. Foto: Ralf Julke

„Die jetzt vorhandenen Verkehrsregelungen, insbesondere die zum Radverkehr, wurden als Verkehrsversuch nach § 45 Abs. 1 Nr. 6 StVO angeordnet. Erprobt werden sollte, neben den Radfahrstreifen, in erster Linie die Verkehrsregelungen an der Einmündung des Cottawegs auf die Jahnallee. Hier bestand seit einigen Jahren eine Unfallhäufungsstelle: Es gab Unfälle zwischen Radfahrenden im Zuge der Jahnallee und aus dem Cottaweg kommenden Kfz. Die bis 2020 vorgenommenen Änderungen der Beschilderung und Markierung führten nicht zum gewünschten Erfolg“, geht das VTA auf die Ausgangslage ein.

„So wurde in der Verkehrsunfallkommission entschieden, zwischen östlich der Zeppelinbrücke und der Bowmannstraße (stadtauswärts) und stadteinwärts im Bereich der Brücke den Radverkehr in Radfahrstreifen zu führen. Der Verkehrsversuch war zunächst auf 1 Jahr befristet.

Da die Unfalluntersuchungen für die Einmündung Jahnallee/Cottaweg bis dahin noch nicht abgeschlossen werden konnten, wurde der Verkehrsversuch verlängert. Auf Basis der Auswertung der Unfalllage wird die Maßnahme vonseiten der Verkehrsunfallkommission inzwischen als erfolgreich beurteilt. Die Anzahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung ist stark zurückgegangen.“

Was freilich nicht heißt, dass alle Radfahrer dem neuen Radstreifen auch vertrauen. „Die Zählstelle auf der Jahnallee zeigt, dass der beidseitige Fußweg weiterhin von ca. 10 % der Radfahrenden anstelle des Radfahrstreifens genutzt wird.“

Aber die Straßenverkehrsbehörde plant jetzt dennoch, den Radfahrstreifen dauerhaft anzuordnen. Auch wenn es dann hinter dem Cottaweg Richtung Capastraße ein Teilstück gibt, das Radfahrern durchaus Kopfzerbrechen macht. Darauf hatte auch die SPD-Fraktion schon hingewiesen. Was also soll da passieren?

„In Verbindung mit der noch nicht zeitlich eingeordneten Bearbeitung des Knotens Jahnallee / Bowmann- / Capastraße ist vorgesehen, auch hier Veränderungen zu untersuchen“, verspricht das VTA. Was aber eigentlich nur ein Verschieben auf die lange Bank ist, denn der Umbau des Knotens steht zeitlich noch völlig in den Sternen.

Und auch der Radstreifen auf der Zeppelinbrücke selbst ist ja nur ein Provisorium. Aber eines, das bald wieder zur Baustelle wird. Denn: „Die Fahrbahnen der Zeppelinbrücke sollen in den Jahren 2023/24 saniert werden, in diesem Zuge wird auch die Entwässerung erneuert. Es wird zudem geprüft, ob aktuell noch einmal eine Beseitigung von Spurrillen und Asphaltverdrückungen notwendig ist, zwischen denen sich Wasser ansammeln kann.“

Dann verschwinden die Pfützen, die es nach Regenfällen auf der Brücke gibt. Und die LVB können hier die Gleisabstände vergrößern, um künftig auch mit den breiteren Straßenbahnen hier fahren zu können.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Da wurde wohl wieder zuviel versprochen. Wann werden die Ämter endlich in der Lage sein realistische Pläne aufzustellen bzw. existierende Pläne fristgerecht umzusetzen? Sind es Abstimmungsschwierigkeiten, Kompetenzgerangel oder mangelnde Kapazitäten? Das ruft doch geradezu nach einer zentralen Steuerung durch den OBM. Klimanotstand, Baum- und Habitatverlust, WTNK im Konflikt mit dem schützenswerten Auwald, Verkehrswende im Schneckentempo etc pp, wann nimmt das Schiff endlich Fahrt auf?

“Was freilich nicht heißt, dass alle Radfahrer dem neuen Radstreifen auch vertrauen. „Die Zählstelle auf der Jahnallee zeigt, dass der beidseitige Fußweg weiterhin von ca. 10 % der Radfahrenden anstelle des Radfahrstreifens genutzt wird.“”

Nun ja, Vertrauen ist die eine Sache, die Sicherung des eigenen Lebens eine andere. Zwar mag es direkt an der Einmündung Cottaweg nicht mehr zu Unfällen kommen, dafür ist die weitere Radführung an der Capastraße um so gruseliger. Klar, dass man dort so schnell wie möglich wieder (verbotenerweise) auf den Fußweg “verschwinden” möchte. Sage ich als versierter Radfahrer. Zudem ist die Führung in der Jahnallee vor der Brücke aktuell so angelegt, dass man als Radfahrer auf den Fußgängerweg auf der Brücke geleitet wird. Der eigentliche Radweg ist aus unerfindlichen Gründen gesperrt (wurde nach Ende des SEV vielleicht einfach nur vergessen), der Weg zum Radweg auf der Brücke ist nur an einer unscheinbaren Stelle möglich (Hinweisschilder existieren dort nicht), ansonsten ist alles durch Schranken und Granitblöcke versperrt. Lange war der breite Fußweg per Verkehrszeichen als Rad-/Fußweg deklariert, erst unmittelbar am Beginn des Brückengeländers befindet sich das Fußwegschild. Dort kommt man aber nicht mehr auf den Radweg, bzw. nur mit Absteigen oder die Bordsteinkante runter. Das ist nicht im Sinne des Erfinders…

Schreiben Sie einen Kommentar