Immer öfter wird der letztlich unzureichende Zustand Leipziger Radwege Thema in der Ratsversammlung. Am 9. Februar gleich mehrfach. Denn Straßen überall im Stadtgebiet weisen akute Mängel in der Wegeführung für Radfahrer aus. Dazu gehört auch die Karl-Tauchnitz-Straße. Noch 2022 soll es hier noch viel brisanter werden, denn in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Karl-Tauchnitz-Straße und Westplatz wird die Fahrbahndecke erneuert. Der Kfz-Verkehr wird dann durch die Karl-Tauchnitz-Straße umgeleitet.

Das war dann für Erik Butter Grund genug für eine Stadtratsanfrage. Nicht die erste, die er als passionierter Radfahrer gestellt hat. Aber in dem betroffenen Abschnitt der Karl-Tauchnitz-Straße sind die Radfahrbedingungen schon jetzt nicht die besten. Wer vom Clara-Park in die Innenstadt will, vermeidet den Straßenabschnitt in der Regel und fährt lieber durch den Skulpturenpark zur Radfahrerfurt am Martin-Luther-Ring hinüber zur Lotterstraße.„Angesichts der Tatsache, dass im Sommer 2022 die Fahrbahndecke der Friedrich-Ebert-Straße saniert werden soll, wurde angekündigt, den Verkehr in diesem Zeitraum über die Karl-Tauchnitz-Straße umzuleiten. Der Straßenabschnitt zwischen Friedrich-Ebert-Straße und dem Kreisverkehr am Herzliya-Platz ist jedoch für seinen schlechten Fahrbahnzustand bekannt.

Dies steht im krassen Gegensatz zur Bedeutung dieser Strecke im SachsenNetz Rad, wobei hier die wichtige Achse aus dem Nordosten kommend über den östlichen und südlichen Ring in den Leipziger Westen und darüber hinaus verläuft. Bereits im Radverkehrsentwicklungsplan 2010–2020 wurde dies auch benannt“, ging Erik Butter auf die lange Vorgeschichte dieses Straßenstücks ein, das dann am Ende zu den vielen Maßnahmen im Radverkehrsentwicklungsplan gehörte, die 2020 schlichtweg nicht durchgeführt worden sind.

„Die vom Innenstadtring kommenden Radfahrenden sind jedoch immer noch starken Belastungen (mangelnde durchgehende Führung des stadtauswärtigen Radverkehrs auf der Karl-Tauchnitz-Straße als erkennbarer Radweg; schlechter Fahrbahnzustand; gegenseitige Gefährdung in Zusammenhang mit ruhendem Verkehr einerseits bzw. Gegenverkehr andererseits durch begrenzte Fahrmöglichkeiten aufgrund der beschädigten Fahrbahn) ausgesetzt“, geht Butter auf den schäbigen Zustand des Straßenabschnitts ein.

„Die Nutzung einer weitestgehend parallelen Route (Lotterstraße, Apels Garten, Johannapark) ist aus verschiedenen Gründen, vor allem für den schnellen Durchgangsverkehr, ungeeignet und stellt somit keine Einladung vom Umstieg vom PKW auf das Rad dar.

Die Führung durch die Parks ist (aus der Schillerstraße / vom Roßplatz kommend) nicht hinreichend ausgeschildert, sie ist zudem durch die bei Nässe verschlammten Wege und die zu nutzenden Fußgängerampeln erheblich langsamer und birgt ein erhebliches Konfliktpotential mit den erholungssuchenden Nutzenden der Parkanlagen. Es sollte daher im generellen Interesse der Stadtgesellschaft sein, die stadtauswärtige Fahrbahn in der Karl-Tauchnitz-Straße wieder in einen guten Zustand zu versetzen.“

Umbau der Karl-Tauchnitz-Straße ab 2025 ff.

Die Nachfrage lohnte sich. Denn das Verkehrs- und Tiefbauamt bestätigte nicht nur den schlechten baulichen Zustand des Straßenabschnitts. Man hat auch endlich mit einem Datum versehen, wann diese Straße grundhaft umgebaut werden soll: „Eine Realisierung ist damit aktuell ab 2025 ff vorgesehen.“

Und dass hier ganze Abschnitte von sichtbaren Radfahrstreifen fehlen, dessen ist man sich im VTA auch klar. Ein paar dieser fehlenden Markierungen soll es noch 2022 im Zusammenhang mit der Deckenerneuerung in der Friedrich-Ebert-Straße geben:

„In diesem Zusammenhang wird vom Neuen Rathaus kommend auf der nördlichen Seite der Karl-Tauchnitz-Straße die rechte Kfz-Fahrspur als Radfahrstreifen markiert, der sich am Knoten splittet und einerseits rechtsabbiegend auf die vorhandene Radverkehrsanlage der Friedrich-Ebert-Straße führt und zum anderen geradeaus über den Knoten in den, wie ausgeführt, zur späteren Erneuerung anstehenden Abschnitt der Karl-Tauchnitz-Straße.

In der Gegenrichtung gibt es bereits einen Auffang-Radfahrstreifen vor dem Knoten und eine daran anschließende Radverkehrsanlage bis zur Harkortstraße und fortführend. Mit der Maßnahme in diesem Jahr wird somit bereits ein wichtiger Lückenschluss auf der von Ihnen angesprochenen Radroute Karl-Tauchnitz-Straße realisiert.“

Der Wermutstropfen dabei: „In dem noch zu sanierenden Abschnitt der Karl-Tauchnitz-Straße sind im Vorgriff aufgrund der gegebenen Situation keine Maßnahmen für den Radverkehr geplant. Diese müssen und werden mit der Vorbereitung zum Ausbau dieses Abschnitts geprüft und geplant und mit dem Ausbau realisiert.“

Was dann Erik Butter nicht ganz zufriedenstellte. Er nutzte die Gelegenheit zur Nachfrage in der Ratsversammlung, ob denn dann ab 2025 beim Umbau der Karl-Tauchnitz-Straße auch entsprechende Radwege geplant sind und in welcher Form. Aber auf diese Frage konnte ihm Baubürgermeister Thomas Dienberg nur halb antworten, denn in welcher Form die Radwege dann angelegt werden können, würde sich erst in den Planungen für diesen Straßenabschnitt ergeben. Radwege würden aber unbedingt Teil der Planungen sein. Immerhin stehen beidseitig alte Platanen, auf die zwingend Rücksicht genommen werden müsste.

Also werden auch die Radfahrer wohl erst 2025 ff. erfahren, wie hier künftig Radverkehr unterkommt. Und viele werden 2022 die Straße lieber meiden, wenn der Umleitungsverkehr hier zu dicht wird.

Die Debatte vom 9. Februar 2022

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