Jahrelang war es eigentlich nur ein ungestalteter Parkplatz, der die Connewitzer Spitze wie einen Nicht-Ort erscheinen ließ. 2021 konnte die Stadt das Grundstück endlich erwerben. Aber es wird nicht bebaut, wie sich manche Architekten schon wünschten. Auf Stadtratsbeschluss wird es dauerhaft zu einer Grünfläche umgestaltet.

„Durch den Erwerb des Flurstückes 294 der Gemarkung Connewitz ist es nun möglich, die benachbarte öffentliche Grünfläche an der sogenannten ‚Connewitzer Spitze‘ adäquat abzurunden“, teilt das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung jetzt mit.

„Die Fläche befindet sich unmittelbar nördlich einer bestehenden öffentlichen Grünfläche. Auf der Grünfläche befinden sich bereits ein Streetballplatz, ein Aufenthaltsbereich, Verbindungswege und eine abwechslungsreiche Begrünung aus Bäumen und Sträuchern. Die bestehende Grünfläche ist durch eine Zaunanlage und eine durchgängige Heckenpflanzung von der Erweiterungsfläche getrennt. Diese Abgrenzung wird zukünftig aufgelöst.“

380.000 Euro wird die Umgestaltung der Platzfläche kosten, die noch im Jahr 2022 umgesetzt werden soll.

„Das erworbene Grundstück wird derzeitig als wilder Parkplatz genutzt und ist mit einer desolaten Schotterdecke befestigt“, beschreibt das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung den Zustand des Geländes.

„Auf dem Grundstück befinden sich wild gewachsene Bestandsbäume, die im Rahmen der weiteren Planung auf Erhalt geprüft werden. Mit der Maßnahme soll die öffentliche Grün- und Aufenthaltsfläche erweitert und das vorhandene Angebot im Bereich Aufenthalts- und Freizeitflächen zur Stärkung der Aufenthaltsfunktionen ergänzt werden.“

Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand auf der Fläche ein platzprägendes bürgerliches Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss die Commerz- und Privatbank ihre Filialräume hatte.

Zwei Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung gab es noch im Herbst 2021 – eine mit dem Leipziger Kinder- und Jugendbüro e. V. und eine öffentliche Bürgerveranstaltung im digitalen Format, wo auch schon zwei Vorzugsvarianten vorgestellt wurden. Aber über das Ziel, eine öffentlich nutzbare Grünanlage zu schaffen, herrscht mit den Anwohnern vor Ort Konsens.

Die Vorzugsvariante für die Gestaltung der Grünfläche. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer
Die Vorzugsvariante für die Gestaltung der Grünfläche. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer

Die abgebildete Vorentwurfsvariante 02 stellte sich dabei als Vorzugsvariante heraus.

„Zur Abrundung der Grünfläche wird eine grüne Raumkante mit zehn Baumneupflanzungen und niedrigen Strauchflächen geschaffen. Die ortsbildprägenden Bäume, die sich in der Mitte des Bearbeitungsgebietes befinden, werden als zentrales Gestaltungselement erhalten und durch artenreiche Bodendecker- und Strauchpflanzungen hervorgehoben“, schildert die Verwaltungsvorlage jetzt die Schritte zur Begrünung der Fläche.

„Im nördlichen Teil entsteht ein urbaner Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten, Papierkörben und Sitz-/Tischkombinationen zum Verweilen. Der Aufenthaltsbereich hat eine Wegebefestigung aus wassergebundener Wegedecke. Außerdem soll durch eine Sichtachse das Kulturdenkmal ‚Connewitzer Kreuz‘ von hier aus sichtbar sein.“

Der südliche Teil soll dann den Übergang zur schon bestehenden Streetballanlage herstellen.

„Durch die sinnvolle Ergänzung mit zwei Tischtennis-Platten und einer Parkour-Anlage kann ein fließender Übergang zur bestehenden Grünfläche gebildet werden. Zusätzlich werden vier Fahrradanlehnbügel aufgestellt, die für mindestens acht Fahrräder einen Stellplatz schaffen. Die beiden Nutzungsbereiche im südlichen und nördlichen Teil werden durch einen Weg miteinander verbunden“, erklärt die Vorlage.

„An der Wolfgang-Heinze-Straße entsteht eine Parkour-Anlage, die gemeinsam mit einem Parkourverein abgestimmt wird. Dort werden auch Calisthenics-Geräte integriert. Parkour ist eine effektive Fortbewegungsart zwischen zwei Orten mit integrierten Bewegungsabläufen, die sich mit Calisthenics (körperliches Training wie Klimmzüge, Liegestütze etc.) kombinieren lässt. Ziel ist es, möglichst unterschiedliche Elemente für verschiedene Bedarfe und Nutzergruppen anzubieten. Die Geräte sollen von Laien und Fortgeschrittenen aller Altersgruppen nutzbar sein. Hier wird ein Fallschutzbelag aus Kunststoff analog zum bestehenden Streetballplatz gewählt.“

Bald sieht man hie also die Connewitzer/-innen beim Trimmdich.

„Geeignete Standorte zur Aufstellung eines Trinkbrunnens und ggf. einer Toilettenanlage werden geprüft und mit den Betreibern abgestimmt“, betont die Vorlage noch. Auch Gehwegnasen zu besseren Querung der anliegenden Straßen werden untersucht, auch wenn diese im öffentlichen Straßenraum mit dem Plangebiet selbst nichts zu tun haben.

Und das Projekt ruft jetzt ein anderes Vorhaben auf den Plan, das insbesondere das Verkehrs- und Tiefbauamt seit Jahren vor sich her schiebt: „Die Herstellung der Grünfläche versteht sich insoweit auch als ein erster Schritt eines iterativen Umsetzungsprozesses im Rahmen einer noch zu entwickelnden Gesamtkonzeption für den Verkehrsraum am Connewitzer Kreuz.“

Denn dieser Verkehrsraum ist eigentlich eher eine riesige Verkehrswüste, die das Connewitzer Kreuz geradezu einsam im Asphalt dastehen lässt und selbst Connewitz-Reisende zu der verwunderten Frage bringt, wo denn eigentlich dieses berühmte Kreuz steht.

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