Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV) hat am Dienstag, 29. November, mit den vorbereitenden Arbeiten zur weiteren Beräumung von Sedimenten im Leipziger Elsterbecken (Weiße Elster) begonnen. Geplant ist, in diesem Jahr rund 20.000 Kubikmeter belastete Sedimente zu beseitigen. Die Arbeiten sollen bis Ende Februar 2023 dauern und kosten rund 900.000 Euro, finanziert aus Mitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen.

Der Grund für die Maßnahme: Beim letzten großen Hochwasser im Juni 2013 wurden rund 100.000 Kubikmeter Sand und Kies in das Becken eingetragen. Diese werden nun abschnittsweise beräumt. Bereits im Jahr 2021 wurden 10.000 Kubikmeter Sedimente entfernt. Damit sollen die Abflussverhältnisse bei Niedrig- und Hochwasser sowie die Lebensbedingungen für aquatische Lebewesen deutlich verbessert werden.

Der entstandene Schilfgürtel wird belassen und kann sich weiterentwickeln. Damit wird das Gewässer ökologisch aufgewertet, wie von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gefordert. Alle Arbeiten werden von einer ökologischen Baubegleitung und von Fischereisachverständigen betreut. Die Abstimmung mit allen zuständigen Naturschutz-, Wasser- und Umweltbehörden ist erfolgt, betont die Landestalsperrenverwaltung.

Die Beräumung erfolgt in drei Teilabschnitten: Der erste Teilabschnitt betrifft den Gewässerbereich um die Zeppelinbrücke/Jahnallee. Der zweite Teilabschnitt befindet sich im westlichen Gewässerteil zwischen der Zeppelinbrücke/Jahnallee und der Landauer Brücke / Hans-Driesch-Straße. Im dritten Teilabschnitt wird das Becken stromabwärts von der Landauer Brücke / Hans-Driesch-Straße bis zur Gewässerverzweigung in Richtung Nahle entschlammt.

Schluffige Sedimente werden mit schwimmender Technik im Saug-Spül-Verfahren aufgenommen und in Absetzbecken getrocknet. Bei den kiesigen Sedimenten kommt das Nassbaggerverfahren zum Einsatz. Nach der Trocknung in Sedimentationsbecken werden alle Restbestandteile fachgerecht entsorgt.

Die Arbeiten werden von Fachleuten der Technischen Hochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet. Dabei sollen neue Erkenntnisse zum Geschiebemanagement und zur nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung gewonnen werden.

Zur Geschichte des Elsterbeckens

Das Elsterbecken in Leipzig wurde zwischen 1913 und 1925 zum Schutz vor Hochwasser gebaut. Gleichzeitig diente es analog der Hamburger Binnenalster als städtebauliches Element. An den Ufern des damals größten Gewässers der Region wurden Parkanlagen, Badestellen und Bootshäuser sowie später das Leipziger Zentralstadion errichtet.

Badestellen und Bootshäuser aber mussten im Lauf der Zeit wieder zurückgebaut werden, weil sich das Elsterbecken als regelrechte Sedimentfalle entpuppte. Gerade bei Hochwasser werden tausende Tonnen Sedimente aus dem Oberlauf der Weißen Elster in das Becken gespült, wo sie aber durch das stehende Gewässer abgebremst werden und sich ablagern. Allein 2013 waren das 80.000 Tonnen.

Doch abgesaugt werden ausschließlich die Sedimente, die sich im Flusslauf selbst abgelagert haben, der nach wie vor im Elsterbecken verläuft.

Die rund 800.000 Tonnen Sedimente, die sich seit 1925 im Becken abgelagert haben, werden dabei nicht angerührt, denn darin stecken auch die insbesondere mit Schwermetallen hochbelasteten Sedimente aus der Zeit, als auch die Abwässer der Industrie ungeklärt in die Weiße Elster gespült wurden. Diese Sedimente kann man nicht so einfach entsorgen wie die 2013 eingespülten Schwebstoffe. Weshalb ihre Beräumung eher um die 100 Millionen Euro kosten dürfte.

Nur ergibt das wenig Sinn in Zeiten des Klimawandels und der drängenden Aufgabe, den Auwald im Norden der Stadt wieder an das Gewässernetz anzuschließen. Weshalb die Stadtverwaltung vom Stadtrat beauftragt wurde, bis 2023 eine Machbarkeitsstudie vorzulegen, ob und wie im Elsterbecken wieder ein natürlicher Flusslauf hergestellt werden kann.

Und das ginge deutlich über die von der LTV betonte „ökologische Aufwertung“ der freigebaggerten Abschnitte hinaus, die nun einmal nicht wirklich die Bedingungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfüllen. Das wäre erst der Fall, wenn im Elsterbecken wieder eine natürliche Flussentwicklung möglich wird und Leipzig nach 100 Jahren endlich Abschied nimmt von der Idee, mitten in der Stadt ein unbezahlbares Ruderbecken erhalten zu wollen.

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