Der Beginn der Bauarbeiten für das neue Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz wurde am Freitag, dem 27. Oktober, mit einem zeremoniellen Spatenstich gewürdigt. In den kommenden beiden Jahren entsteht zwischen Brüder- und Windmühlenstraße ein Gebäude mit 6.000 Quadratmetern Nutzfläche. Der Bau bietet 150 Büroarbeitsplätze, rund die Hälfte der Fläche stehen für Bibliothek und Archiv sowie für Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung.

Für das Institut für Länderkunde ist das eine Rückkehr fast an den historischen Gründungsort.

Das Leibniz-Institut für Länderkunde

Das 1992 neu gegründete Leibniz-Institut für Länderkunde analysiert sozioökonomische Strukturen und Entwicklungen in Deutschland und Europa, insbesondere dem östlichen Europa, aus geografischen Perspektiven. Es forscht zu Grundlagen und Geschichte der Regionalen Geografie und befasst sich mit neuen Formen der Visualisierung von geografischem Wissen. Das Institut wird von der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen finanziert.

Es gehört wie 96 andere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zur Leibniz-Gemeinschaft. Nach erfolgreicher Evaluierung im November 2021 konnte das IfL in diesem Jahr Mittel für einen neuen auf Dauer angelegten Forschungsschwerpunkt zu „Visuellen Regionalen Geografien“ mit zusätzlichen Stellen einwerben.

Der Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz. Foto: Ferdinand Uhl
Der Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz. Foto: Ferdinand Uhl

Das IfL nutzt aktuell angemietete Räumlichkeiten im „Behördenzentrum“ Paunsdorf. Mit dem Neubau kehrt das Institut an seinen Gründungsort in der Innenstadt zurück. Sein Vorläufer war 1896 im Leipziger „Museum für vergleichende Länderkunde“ im Gebäude der heutigen Stadtbibliothek entstanden.

Grund für den Neubau waren der isolierte Standort am Stadtrand, die nicht ausreichende Zahl von Büroarbeitsplätzen, fehlende Begegnungs- und Veranstaltungsräume sowie unzureichende Flächen für die Geografische Zentralbibliothek und die nicht den technischen Erfordernissen entsprechende Unterbringung des Archivs für Geographie.

Aus dem 2019 entschiedenen Planungswettbewerb für den IfL-Neubau war das Büro der Architekten Henchion und Reuter aus Berlin/Dublin als Sieger hervorgegangen. Der im Grundriss dreieckige Bau mit Bibliotheks- und Magazintrakt in der Gebäudespitze orientiert sich über die Gliederung der Fassade sowie die Ausrichtung der Eingangssituation klar auf den Wilhelm-Leuschner-Platz mit Stadtbibliothek und Propsteikirche St. Trinitatis.

Die repräsentative Erscheinung des sechsstöckigen Gebäudes steht für einen hochwertigen und einladenden Wissenschaftsstandort. Umfangreiche Begrünungsmaßnahmen und neueste Gebäudetechnik sorgen für einen umweltschonenden Betrieb und niedrige Unterhaltskosten.

Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben betragen 47 Mio. Euro, die vom Bund und dem Freistaat Sachsen bereitgestellt werden. Fertigstellung und Bezug erfolgen voraussichtlich im Frühjahr 2026.

Der Wilhelm-Leuschner-Platz

In diesem Sommer hatte der Stadtrat den Bebauungsplan Nr. 392 „Wilhelm-Leuschner-Platz“ beschlossen – als planerische Grundlage für die bauliche Transformation inmitten der City. Vorgesehen sind neben einer Freifläche im westlichen Bereich des Platzes das Naturkundemuseum im ehemaligen Bowling-Treff sowie zusammen mit der wiederbelebten Markthalle ein Bildungscampus mit Volkshoch- und Musikschule.

Neben dem IfL sind zudem weitere Institutionen aus dem Bereich Wissenschaft und Universität, das Forum Recht sowie Platz für zentral gelegene Wohnungen geplant.

Der Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz. Foto: Ferdinand Uhl
Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz. Foto: Ferdinand Uhl

In unmittelbarer Nähe des IfL geht es bereits in diesem Jahr baulich rege voran: Noch bis Ende Oktober wird eine Fernwärmeleitung aus dem Baufeld des „Global Hub“ in die Grünewaldstraße verlegt. Ab Dezember soll zudem der Keller der historischen Markthalle in Teilen abgebrochen werden – beides dient dazu, Baufreiheit für die neue wissenschaftliche Einrichtung zu schaffen. Die Grundsteinlegung für das „Global Hub“ ist noch für Frühjahr des kommenden Jahres vorgesehen.

Der Forschungsbau beherbergt künftig mehrere Einrichtungen der Universität Leipzig, darunter das Global and European Studies Institute, das Institut für Afrikastudien sowie das Religionswissenschaftliche Institut. Es ist zudem als Ort für Austausch und vielfältigen Wissenstransfer konzipiert.

Darüber hinaus läuft aktuell der Freiflächenwettbewerb zur Gestaltung der Platzfläche, im März ist hier eine Entscheidung zu erwarten. Daran schließt der künstlerische Wettbewerb für das Freiheits- und Einheitsdenkmal an. Eine Jury entscheidet dann im Oktober 2024, wie das Denkmal ausgestaltet wird.

Weil die Bauarbeiten teilweise in den gewachsenen Gehölzbestand eingreifen und damit bereits während der Bauphase des Quartiers die Artenvielfalt auf dem Platz geschützt wird, entsteht mit der Vegetationsperiode im kommenden Frühjahr ein sogenanntes Zwischengrün: Auf den Flächen nördlich des Citytunnel-Aufgangs werden dann temporär 28 Bäume und 162 Sträucher angepflanzt.

Die neuen Bäume sollen dann später auf ihre dann finalen Standorte innerhalb des Wilhelm-Leuschner-Platzes umgesetzt werden. Auch die künftigen Nachbarn kooperieren beim Thema Artenschutz: So soll die neue Dachbegrünung des Leibniz-Instituts für Länderkunde später den Bienenvölkern des Naturkundemuseums eine Heimat bieten.

Statements zum Spatenstich

Beim Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz; Bundesministerin Klara Geywitz. Foto: Ferdinand Uhl
Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz; Bundesministerin Klara Geywitz. Foto: Ferdinand Uhl

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „Mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde unterstützen wir ein national wie international anerkanntes Forschungsinstitut, das aktuelle politisch-geografische Erkenntnisse zur Verfügung stellt und dabei einen Schwerpunkt auf Osteuropa legt. Es wird höchste Zeit, dass dieses Institut vom Stadtrand in die Leipziger Mitte zurückkehrt und hier, gleich neben der Universität, zum Knotenpunkt für Forschung, Diskussion und Austausch wird.

Im Neubau hat künftig nicht nur die Forschung Platz, hier gibt es auch genügend Raum für Vorträge, Tagungen, Seminare und Ausstellungen, die gerade auch von den Leipzigerinnen und Leipzigern besucht werden können. Denn neben der Forschung spielt die Vermittlung von Wissen eine wichtige Rolle.

Daher freue ich mich sehr darüber, dass der Bund und der Freistaat gemeinsam diesen Neubau ermöglichen können, der mit Blick auf den Klimaschutz auch noch besonders ressourcenschonend errichtet wird.“

Beim Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: Staatsminister Sebastian Gemkow. Foto: Ferdinand Uhl
Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: Staatsminister Sebastian Gemkow. Foto: Ferdinand Uhl

Sebastian Gemkow, sächsischer Staatsminister für Wissenschaft: „Der Spatenstich zum Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Leipzig. Als erster Baustein eines zukünftigen Wissenschaftsclusters am Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz trägt das neue IfL künftig dazu bei, die Strahlkraft und Attraktivität der Wissenschaftsregion weiter zu erhöhen.

Ich freue mich, dass wir diesen Neubau mit ermöglichen können. Wir tun dies aus voller Überzeugung für die Zukunft des Freistaats als Wissenschaftsland, denn wir wollen Sachsens Spitzenposition in der Forschung langfristig sichern und ausbauen.“

Beim Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: OBM Burkhard Jung. Foto: Ferdinand Uhl
Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: OBM Burkhard Jung. Foto: Ferdinand Uhl

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig: „Endlich geht’s los. Wir starten mit dem Beginn des Wissenschafts-Campus, Kultur und Handel, Museen und Forum Recht werden folgen. Lebendig und spannend soll der neue Wilhelm-Leuschner-Platz werden.“

Beim Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: Prof. Dr. Sebastian Lentz. Foto: Ferdinand Uhl
Spatenstich zum Neubau des Leibnitz-Instituts am Wilhelm-Leuschner Platz: Prof. Dr. Sebastian Lentz. Foto: Ferdinand Uhl

Prof. Dr. Sebastian Lentz, Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde: „Für das Institut und für mich persönlich ist der heutige symbolische Bauauftakt aus mehreren Gründen Anlass zur Freude. Der Neubau im Herzen von Leipzig wird ausgezeichnete Bedingungen für kreatives Forschen und Arbeiten bieten und einen intensiven Austausch mit unseren wichtigsten lokalen Kooperationspartnern ermöglichen.

Die Nähe zur Universität mit dem zukünftigen ‚Global Hub‘ in unmittelbarer Nachbarschaft ist ein großer Gewinn für unsere gemeinsame Forschung zu Globalisierungsfragen und zur Entstehung neuer Weltordnungen. Genauso freue ich mich auf die Begegnung mit der Leipziger Stadtgesellschaft, in der wir das neue IfL als ein Forum für Dialog und Austausch fest etablieren wollen.“

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