Die Situation an der Kreuzung Martin-Luther-Ring/Rudolphstraße/Lotterstraße ist unübersichtlich. Hier kreuzt die am stärksten befahrene Radroute der Stadt eine sowieso schon unübersichtliche Stelle am Martin-Luther-Ring. Und regelmäßig kommt es zu Unfällen. „In 2021 wurden 14 Unfälle, in 2022 15 Unfälle und in 2023 bis einschl. 30.10.2023 18 Unfälle polizeilich registriert“, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) auf eine Anfrage der SPD-Fraktion hin mit.

Und das ist noch wenig, wenn man die Verkehrsbelegung an dieser Stelle berücksichtigt.

„Die Verkehrssituation an der Kreuzung Martin-Luther-Ring/Rudolphstraße/Lotterstraße ist für viele Verkehrsteilnehmer sehr unübersichtlich und verwirrend. Ein grüner Radweg, der sich an der Kreuzung im Mischverkehr auflöst, Kraftfahrzeuge, die insbesondere morgens und nachmittags nur im Stop und Go vorankommen, häufig dabei die LVB-Straßenbahn blockieren oder den Fußgänger-/Fahrradüberweg nördlich der Haltestelle Neues Rathaus der Linie 9.

Dazu Autos und Radfahrende aus und in die Lotterstraße, die sich dann vor dem Weg durch die Parkanlage Richtung Ebert-Straße in die Quere kommen bzw. mit dem Gegenverkehr aus der Rudolphstraße, u.s.w“, hatte die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage festgestellt.

Und: „Zuletzt passierte am 6. Oktober 2023 an dieser Kreuzung ein schwerer Unfall.“

Denn hier ist ein exemplarischer Knotenpunkt, der zeigt, was passiert, wenn der Radverkehr nur irgendwie ins große Verkehrsgeschehen eingepasst ist, aber nicht wirklich ausreichend dimensionierte Radwegestrukturen bekommt.

Hier muss etwas passieren, das gestand Baubürgermeister Thomas Dienberg am 16. November in der Ratsversammlung auch auf Nachfrage von SPD-Stadträtin Anja Feichtinger zu. Aber da hier gleich zwei komplizierte Verkehrsknoten in enger Nachbarschaft liegen, muss hier großflächig völlig neu geplant werden.

Oder, mit den Worten aus der schriftlichen Antwort des Verkehrsdezernats: „Die Anzahl an Radfahrerinnen und Radfahrer steigt seit Jahren. Die bestehende Radverkehrsinfrastruktur stößt hierbei an einzelnen Punkten im Netz bereits an ihre Grenzen und führt zu neuen Konflikten u.a. mit dem Fußverkehr. Insbesondere die Kreuzung Martin-Luther-Ring/Rudolphstraße steht hier seit einiger Zeit im Fokus. In der Fortschreibung des Radverkehrsentwicklungsplans wird der Knoten als ein Infrastrukturvorhaben daher ebenfalls aufgegriffen.

Der Knoten bzw. Bereich ist auch Teil der Betrachtungen des Stadtraumkonzeptes erweiterte Innenstadt, das sich mit dem Umbau des Promenadenrings auseinandersetzt. Der Fokus liegt hier auf der Herstellung einer hohen Aufenthaltsqualität und neuen Mobilitätsangeboten und damit auf der Stärkung des Umweltverbundes. Die durchgängige Führung des Radverkehrs ist dabei eine Grundlage für die Untersuchungen.“

Das muss sie auch sein, denn nach den Angaben der Dauerzählstelle in der Manetstraße – also dem Rad-/Fußweg, der dort von der Friedrich-Ebert-Straße zum Martin-Luther-Ring die kleine Grünanlage quert, kommen hier jedes Jahr über 13 Millionen Radfahrerinnen und Radfahrer durch. Selbst an trüben Herbsttagen sind es täglich über 2.000, an sommerlichen Spitzentagen dafür 6.600. Und die meisten ballen sich dann an der Ampel, die den Radverkehr schräg über die Kreuzung in die Lotterstraße führt.

Planungen sind dringend

Aber was kann hier getan werden? Dazu drückt sich die Verkehrsverwaltung noch sehr zurückhaltend aus.

„Grundsätzlich ist die Problemlage an diesem Knotenpunkt sehr komplex. Die Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern an der westlichen Furt, die Behinderungen des ÖPNV, Unfälle zwischen Linksabbiegern in die Rudolphstraße mit entgegenkommenden Geradeausverkehr sowie die Behinderungen von Fußgängern und Radfahrern durch zurückgestaute Fahrzeuge können leider nicht kurzfristig bzw. durch einzelne kleinere Maßnahmen gelöst werden.

Die Überlastung der Lichtsignalanlage Karl-Tauchnitz-Brücke und die damit verbundene Überstauung des vorgelagerten Knotenpunktes führen zu einer komplexen Problemlage, die in ihrer Gesamtheit betrachtet werden muss. Ferner sind bei Änderungen auch die Auswirkungen auf die vor- und nachgelagerten Knotenpunkte zu prüfen, um diese bestmöglich berücksichtigen zu können.“

Aber das Problem liegt zumindest schon auf den Arbeitstischen der Verkehrsplaner: „Die Stadtverwaltung hat mit Voruntersuchungen zur Überarbeitung der Kreuzung bereits begonnen. Der notwendige Arbeitsprozess benötigt jedoch eine umfassende Analyse, Abstimmung und Planung. Die Verwaltung wird hierzu im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau einen Bericht zum Stand der Planung geben.“

Einen Zeitpunkt, wann diese Kreuzung gründlich umgebaut wird, konnte Thomas Dienberg noch nicht nennen.

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Es gibt 27 Kommentare

Wenn Ihre Einlassungen, lieber User “Rudi”, zur Genese des Autoverkehrs, wie wir ihn haben, nicht verfangen, dann weiß ich auch nicht.

Erst wenn es Vorschrift geworden sein wird, lieber User “TLpz”, daß in Kfz als Sitzkissen Nagelbretter zu verwenden sind, wird es ein Ende mit dem Auto haben. Dann wird der Stau im Hintern schmerzen! Aber so, wie es ist, schmerzt es nicht genug. Die stehen den gesamten Dittrichring bis zum Martin-Luther-Ring und hören versonnen das Formatradio der persönlichen Wahl!

Immer, wenn es neu beträchtliche Sperrungen und Stauungen gibt, gleichen sich die Verkehrsströme durch eine Mischung von Ortskundigkeit und Sucherei bald darauf einigermaßen aus. Ich gucke eben durch mein Bürofenster und starre auf den Dittrichring an der “Runden Ecke”: ein beispielloses Chaos, wild bimmelnde Bimmeln, stehende Kfz allerorten. Weil die Lenkerinnen und Lenker nicht findig sind? Im Leben nicht.

“Selbstverursachter Stau” ist ein schiefes Bild. Was wir erleben ist ein konzertiert daherkommendes Verklemmen von Straßen, wie eben auch der Harkortstraße. Die hat man weiland erkoren, den Ausfallverkehr nach Süden aufzunehmen, hat die Straßenbahntrasse dort schlechtgeredet und verschwinden lassen. Wer war eigentlich der Initiant der gerichtlichen Klage, die nun zur Einspurigkeit geführt hat, und zum Verbot von LKW?

@Sebastian
> “Besondere Schwierigkeiten kann ich nicht sehen. Meinen Sie das Überfahren der Gleise im möglichst nicht spitzen Winkel mit “gruselig”?”
Ja, nur beim links abbiegen. Da kann man nicht rechts neben den Autos stehen (der Winkel der geradeaus führenden Schienen bringt einen zu Fall), aber auch nicht mittig in der Spur. Da muss man mehrfach im Zick-Zack die Schienen kreuzen. Hier kann man echt nur von der Geradeaus-Spur links auf den Radweg am Blitzer einbiegen.

Hallo Rudi,
> “Neben massivem Lobbying hat die Autoindustrie sogar ganze ÖPNV-Betriebe aufgekauft und die Netze peu á peu stillgelegt, weil sich das Automobil nicht so durchsetzen wollte.”
Dieser Skandal aus dem amerikanischen Raum ist tatsächlich bis heute sehr wirksam auf die ÖPNV-Struktur dort in den Staaten. Es gibt wenige Ausnahmen wie San Fransisco, wo es nach wie vor Straßenbahnen, viele Busse und den BART (S-/U-Bahn) gibt. So sehr diese Vorgänge zu verurteilen sind, würde mich interessieren, welche deutschen Autohersteller öffentliche Betriebe aufgekauft und stillgelegt haben, oder inwiefern die Erwähnung des Skandals hier für Sie eine Rolle spielte.

> “In den Städten konnte man bis in die 1930er Jahre überwiegend nur Schrittgeschwindigkeit fahren.”
Und genau DIESER Fortschritt ist heute eben auch einer der massiven Vorteile des individuellen Verkehrs. Ihn durch Spurzusammenlegung, Pförtnerampeln usw. zunichte zu machen ist genau das, was ich und viele andere Leute Unsinn und ärgerlich finden.

> “Den großen Durchbruch bekam das Automobil im III. Reich.”
Die Hitler-Keule also. Soweit ich weiß, wurden die Weichen fürs Auto bereits in den 20ern gelegt, zum Beispiel durch die Pläne zum Autobahnbau in Deutschland, die dann erst Adolf Nazi im größeren Maßstab verwirklichte. In den Staaten durch Henry Ford (T-Modell 1908-1927) und in Europa durch Citroen (Typen A.-C.)
Ja, der KdF-Wagen (später “Käfer”) wurde zu dieser Zeit mit großer Werbetrommel als Propagandainstrument entwickelt, aber Wikipedia schreibt dazu:
“Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 waren erst 630 Exemplare des KdF-Wagens gebaut worden, die jedoch komplett an die Wehrmacht geliefert wurden, und das Werk produzierte von da an nur noch für das Militär.”
Das heißt, dieses Auto kann nicht der Durchbruch gewesen sein, von dem Sie geschrieben haben. Welche Fahrzeugentwicklung zu Zeiten des Dritten Reiches, an dem Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden, meinen Sie denn, wenn Sie sagen, dass damit in Deutschland die Massenmobilisierung etabliert wurde?

> “Wenig überraschend war die Autoindustrie ein Förderer des Hitler-Regimes.”
Zur Einordnung: Wenig überraschend gehörten zum erlauchten Fördererkreis auch die Chemiebetriebe der IG-Farben, die hiesige Stahlindustrie mit Krupp, sowie viele, viele andere Firmen, die in dieser Zeit von den irren Ideen des “GröFAZ” profitieren konnten.

> “Übrigens sind nicht alle Menschen soziophob. Es gibt auch Menschen, die gern Zeit mit anderen Menschen (auch unbekannten) verbringen.”
Da dieser Kommentar vermutlich auf einen der erwähnten Vorteile abzielt, die ich zum Auto genannt habe: Sicher gibt es diese Leute. Ich treffe sie gerne im Speisewagen im Zug, oder wenn man mal im ICE nebeneinander sitzt und das Gefühl hat, es passt für einen Plausch. Aber sowohl in San Fransisco, wo leider in vielen Fällen, vor allem im BART, der “traurige Rest” mitfährt (der Amerikaner sagt gern “Crazy People”), als auch zu gewissen Zeiten im hiesigen ÖPNV ist es angenehmer, wenn man seine Ruhe hat. Das heißt nicht, dass ich deswegen die Bahn meide, aber ich kann Leute verstehen, wenn sie diesen Aspekt vom Auto schätzen.

> “Indirekt bestätigt der Kommentar aber auch altbekannte Phänomene: Menschen, die gern und viel Auto fahren sind unsozial(er).”
Indirekt bestätigt Ihr Kommentar einfach nur, dass sie Ablehnung pflegen und etwas weiter denken als das, was der Text hergibt. Dutzende Leute im Verein und der privat organisierten Sportgruppe sind engagiert, trotz das sie mit dem Auto kommen. Viele nutzen für andere Strecken, als den Weg zum Sportcenter /-halle, gern auch wie ich andere Verkehrsmittel wie das Rad. Und das wird in anderen Vereinen und Firmen genau so sein, deren Parkplatz gut genutzt wird.

Hallo Ralf,
> “Ich denke es wäre am fairsten, wenn Autofahrer einfach mal ganz ungeschminkt die kompletten Kosten für ihr handeln übernehmen müssten.”
Wenn Sie den Fairness-Gedanken in dieser Ausprägung mal weiter denken, wird das Stundenticket der LVB aber deutlich teurer werden. Kann ich nicht nachvollziehen, woher da jetzt die Fairness / Gleichbehandlung kommen soll.


Hallo TLpz,
> “Nein, die Straße ist nicht breit genug dafür. Lediglich im Kreuzungsbereich Waldplatz. Dort endet aber auch der Radweg und man muss sich im Autoverkehr einordnen. Linksabbiegen ist als Radfahrer dort insbesondere aufgrund der Gleisgeometrie besonders gruselig”
Dann danke für die Richtigstellung. In diesem Fall ändert der separierte Radweg dann natürlich nichts, wenn die Autos auch vorher schon die Bahn auf den Gleisen am Vorbeifahren behindert hat.
Über besagte Kreuzung am Waldplatz fahre ich mit dem Rad übrigens auch, seitdem die Waldstraße gesperrt ist. Besondere Schwierigkeiten kann ich nicht sehen. Meinen Sie das Überfahren der Gleise im möglichst nicht spitzen Winkel mit “gruselig”?

@Urs
> “Was die ganze Stelle heute so belastet, ist der aus allerlei Gründen dort aufgestaute, südwärts gerichtete Kfz-Verkehr auf dem Ring. Das macht man aus politischen Gründen, um eine ältere Formulierung aufleben zu lassen. Die Kfz-Lenkerinnen und -Lenker sollen dort mürbe gemacht werden. ”
Die KfZ- Lenkerinnen und -Lenker, das habe ich schon irgendwo mal geschrieben, scheint der selbstproduzierte Stau nicht wirklich zu stören. Scheinbar ist er eben noch nicht soooo zeitfressend, das man alternative Routen nutzt. An der Kreuzung am Neuen Rathaus sind die Abbiegespuren in die K.- Tauchnitz-Str. und Ri. Leuschnerplatz regelmäßig leer. Auch da kommt man in Richtung Süden. Ebenso über den Westplatz. Aber scheinbar stehen die Autofahrer gern im selbstverursachten Stau.
Das die Stadt in der Harkortstr. die Verkehrsmenge beschränken musste, hat radograph bereits erläutert…

@Sebastian
> ” Ich hab es nicht ausgemessen, aber die Straße ist doch breit genug für eine Straßenbahn und Pkws auf je einer eigenen Spur, oder passen die nicht nebeneinander?”
Nein, die Straße ist nicht breit genug dafür. Lediglich im Kreuzungsbereich Waldplatz. Dort endet aber auch der Radweg und man muss sich im Autoverkehr einordnen. Linksabbiegen ist als Radfahrer dort insbesondere aufgrund der Gleisgeometrie besonders gruselig. Im südlichen Bereich ab Westplatz bis hinter die Westbrücke ist die Straße zu schmal für eine vollwertige Fahrspur neben der Straßenbahn.
Ist übrigens auch bei anderen Straßen so, z. Bsp. in der gern verargumentierten Dresdner Str. Dort war zwischen Gerichtsweg und Inselstraße nie Platz für eine vollwertige Fahrspur neben der Straßenbahn. Das sich da ein PKW daneben quetschen konnte reicht eben nicht.

@Sebastian
Das Automobil hätte sich nicht von allein durchgesetzt. Neben massivem Lobbying hat die Autoindustrie sogar ganze ÖPNV-Betriebe aufgekauft und die Netze peu á peu stillgelegt, weil sich das Automobil nicht so durchsetzen wollte.
In Europa konnte sich das Automobil erst durchsetzen als man den Fußverkehr und den Radverkehr separierte. In den Städten konnte man bis in die 1930er Jahre überwiegend nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Dafür ein Vermögen auszugeben, war für 90% der Bevölkerung schlichtweg unmöglich bzw. unsinnig. Den großen Durchbruch bekam das Automobil im III. Reich. Zwangsarbeiter*innen sorgten für eine kostengünstige Produktion und die Reichsverkehrsordnung wurde zu Gunsten des Automobils gefasst. Wenig überraschend war die Autoindustrie ein Förderer des Hitler-Regimes.
Übrigens sind nicht alle Menschen soziophob. Es gibt auch Menschen, die gern Zeit mit anderen Menschen (auch unbekannten) verbringen. Indirekt bestätigt der Kommentar aber auch altbekannte Phänomene: Menschen, die gern und viel Auto fahren sind unsozial(er).

Daß Sie so dünnhäutig sind, lieber User “György”, es war nicht mißzuverstehen, der anscheinend namenlose Fuß- und Radweg ist nicht unmittelbares Ergebnis des beiläufig erwähnten Abrisses der Häuser auf der Nordseite der vormaligen Weststraße, die man übrigens gut auf dem historischen Photo von 1950 sieht, in den späten 1980er Jahren. Der heutige Weg verläuft in etwa entlang der Südseite der vormals dort verlaufenden Weststraße.

Unter den von Ihnen genannten Häusern mit höheren Hausnummern befand sich unter Nummer 16 übrigens das Henriette-Goldschmidt-Haus, des sinnloser Abriß nicht ganz vergessen ist: https://www.l-iz.de/bildung/zeitreise/2022/03/ein-verlorener-ort-leipziger-frauengeschichte-vor-22-jahren-wurde-das-henriette-goldschmidt-haus-abgerissen-439496

Ich möchte Sie zudem bitten, auch ein Auge auf der Ampel an der Schreberstraße zu belassen: die ggw. Schaltung ist stur und pedantisch und damit ungeeignet für die Käthe-Kollwitz-Straße. Der von Ihnen eingeworfene Umstand der Sperrung der Marschnerstraße kann an einem regnerischen Sonnabendbachmittag mit nicht viel Verkehr nicht ausschlaggebend sein.

Die Bemerkung, lieber User “Ralf”, daß es am fairsten wäre, daß Autofahrern die ungeschminkt Kosten für ihr Handeln übergeholfen werden sollten, ist kaum dienlich, leider. Das gesellschaftliche Zusammenleben würde ein Ende mit Schrecken finden, gelinde gesagt. Man kann sich sicher Gedanken machen, wie die Automobilität nicht weiter ausufert, aber bei Lichte besehen macht sie das gar nicht.

Zu @Urs seinen Ausführungen ein alter Stadtplan aus Wikipedia, versteht sich so besser:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d7/Weststra%C3%9Fe_1919_mit_hausnummern_1_-_von_rathausring_bis_westplatz.jpg

Zum Sachsentag hatte ich einen Ausflug mit dem Auto nach Westberlin gemacht.
Über die Avus bis zum Kulturforum wollte ich, nach einer Stunde hatte ich immerhin Gehnähe erreicht und konnte das Auto zu 3€/h wo hinstellen und den Rest laufen. Das gleiche Spiel zurück – Stop and Go sogar auf der Avus, über eine Stunde bis zur richtigen Autobahn.
Das ist ein Verkehr, den ich mir seinerzeit in den 80er in Westberlin nie hätte träumen lassen – alles durcheinander, mal die E-Lastenräder mit eigener Spur, mal nicht – Ampeln allüberall mit extrem kurzen Phasen, Sackgassen- und Einbahnstrassenlabyrinthe. Trotzdem unglaublich viele Autofahrer.
Da ist der Stau auf dem Schleußiger Weg oder dem Ring lächerlich.

Und ja, ich bin auch dafür, dass solch Kreuzungen wie am Neuen Rathaus umgestrickt werden müssen – aber es ist auch klar, daß der Autoverkehr sich dann nicht in zB die Tangenten wie zB die Kurt-Eisner-Str verlagern sollte. Man sieht ja jetzt, was ein paar Baustellen für eine Verkehrsverlagerung erzeugen.
Warum fahren die alle Auto? Warum nicht Öffis oder (E-)Fahrrad?

Ich hatte viel Zeit, darüber in Berlin aus meinem eigenen Auto heraus zu sinnieren.

Ich denke es wäre am fairsten, wenn Autofahrer einfach mal ganz ungeschminkt die kompletten Kosten für ihr handeln übernehmen müssten.

Hallo György,
Wäre es denn etwas Schlimmes für Sie, getriggert zu sein? Von mir aus wirke ich so; keine Ahnung ob ich mir deswegen Gedanken machen müsste. Mir kommt es eher so vor, dass sich eine enthusiastische mediale Minderheit im Gegenteil aktuell sehr ums Triggern und das Verhindern selbigens kümmert. Sei es drum.

“Hat in dieser Absolutheit wer wann gesagt? Und dazu noch ständig? Belege bitte! Vielleicht lernen Sie mal etwas differenzierter in Ihren Aussagen zu sein.”
Es dürfte eher schwierig werden, mit dem Ziel die Leute zu belehren in ein Diskussionsforum zu gehen. Fühlt sich etwas seltsam an.
Ansonsten gern in einen Zeit-online Artikel zum Thema Rad-/ oder Autoverkehr in den Kommentarbereich schauen. Es gibt diese Leute oft und verlässlich jedes Mal, die einen Zusammenhang zwischen einem urbanen Wohnort und dem Nichtbenötigen eines KFZ konstruieren.
Und klar, da gibt es schon einen Zusammenhang/Tendenz. Aber eben dieses Kategorische ist Quatsch und auffällig.

“sie haben sich aufgeregt, weil Radfahrer:innen an Ihnen vorbeifuhren, während Sie hinter Autos warten mussten. ”
Aber sie fuhren doch außen, die Radler. Außen an der frischen Luft außerhalb meines Autos vorbei.
Und nein, ihre Bewegung oder ihre Vorhandensein war gar nicht der Grund des Ärgers. Da haben wir uns missverstanden, oder vielleicht wollten Sie ja einen Trigger sehen? 😉
Der Grund war, wie beschrieben, dass viele Leute (in Bahn und Autos) warten mussten um wenige Leute, daher der Gedanke des Elitären, unbehelligt rechts vorbei konnten. Ich hab es nicht ausgemessen, aber die Straße ist doch breit genug für eine Straßenbahn und Pkws auf je einer eigenen Spur, oder passen die nicht nebeneinander?
Den Radweg würde ich an so einer Stelle wegnehmen. Wenn es das Gesetz verlangt, dann dafür von mir aus Tempo 30. Und der Stau wäre, vom aktuellen Extraverkehr durch Umleitung von der Marschnerstraße her abgesehen, auch schneller weg, wenn mehr als vier Autos über den Waldplatz abfließen könnten. Die Phase ist so kurz, das die Bahn gerade so die Kreuzung räumen kann, wenn sie vorm steht.
Da Sie sich offenbar zum Ziel gemacht haben Leute etwas zu lehren, zum Beispiel was ihre womöglichen Hobbys sind, bin ich gespannt auf Ihre Antwort, auch wenn es wahrscheinlich etwas mit Vorschriften zu tun haben wird, die eine andere Gestaltung als die jetzige unumgänglich machen…

“Genügend Menschen tun dies und noch mehr würden oder könnten es.”
Nach Paunsdorf können heute schon Alle radeln. Riesig breite Radwege, durchgängig von der Innenstadt aus über Brandenburger Brücke bis raus. Von 15 Leuten, die insgesamt wöchentlich hier und da mal mitspielen, nutzen es 1-2 Leute. Der Parkplatz dagegen ist voll. Auch im Sommer.
Was denken Sie, würde diese Leute motivieren, mit dem Rad zu kommen? Längere Grünphasen? Besseren Belag auf den Radwegen dorthin? Welche Infrastruktur würden Sie ändern, um Leute die ganzen Kilometer mit ihrem Sportzeug per Rad zu motivieren?

Auch Ihre andere Unterstellung ist falsch. Ich habe nicht behauptet, dass Radler häufiger gegen die Regeln verstoßen als Autofahrer. Also muss ich das auch nicht anhand von Studien beweisen.
Aber wovon wollen Sie ablenken mit dieser Idee? Liege ich etwa falsch, wenn ich sage, Sie werden tagsüber in zehn Minuten Beobachtung an der Hohen Straße oder am Südplatz mehr als zehn Rotlichtverstöße durch Radler sehen? Egal wie viele Autos in dieser Zeit bei Rot fahren – es ging darum, dass aus Sicht der engagierten Radfahrer gern über die Bedeutung der Leichtigkeit des Verkehrs bei Autos die Nase gerümpft wird, aber man selbst doch ganz gern schnell und ohne erzwungene Drosselung vorankommen möchte. Ist doch auch logisch. Noch logischer wird es, je schwerer die Gefährte werden, insofern wartet das Auto vorm Übergang auf den Zug und nicht andersrum.
Das muss kein Dogma sein für den Umgang zwischen Fahrrad und KFZ, aber eine Tendenz der “energetischen Vernunft” ist da allemal gegeben.
(Allen voran sollte diese Abwägung natürlich von vornherein stattfinden, wenn man sich überlegt womit man sich bewegen möchte.)

Es ist nur Plaudern. Entscheiden werden wir hier eh nichts.

@Urs
der kombinierte Rad- und Fußweg verläuft nahezu exakt auf der ehemaligen Weststraße. Nur um Ihre etwas missverständliche Formulierung zu schärfen: die Standorte der Häuser, die dort schon 1990 nicht mehr standen, werden von diesem nicht angeschnitten, d.h. nicht für die Errichtung dieses Weges abgerissen. Im Gegensatz dazu stand jedoch 1990 noch drei Häuser dort, wo heute die Friedrich Ebert Straße 18-22 sein könnte. Dieses wurde tatsächlich für die Verbreiterung der Friedrich Ebert Straße abgerissen.

Am Westplatz staut es sich gerade übrigens nicht aufrund der neuen Bedarfsampel mehr als sonst, sonder weil es zwei Baustellen auf der Marschnerstraße gibt und viel Umleitungsverkehr über den Westplatz fährt.

@Sebastian
“Auch bei bester Infrastruktur komme ich im Winter / Regen / Kälte / Hochsommer mit dem Rad nicht trocken inklusive Sportzubehör und Wechselklamotten zum Sportcenter oder der Halle am anderen Ende der Stadt.”
Ich weiß nicht wie umfangreich Ihr Sportzubehör ist, aber wenn, dann ist es so. Genügend Menschen tun dies und noch mehr würden oder könnten es. Was Sie gerne vergessen: in Leipzig sind mehr Menschen praktisch in der Lage, Fahrrad zu fahren, als Auto. Die Bevorzugung des Autos ist es nämlich, was sie dem Radverkehr vorwerfen: elitär.

“Auch das ständige “wer im Zentrum wohnt braucht kein Auto” haut da nicht hin, denn es soll ja Ziele außerhalb des Zentrums, oder gar der Stadt geben.”
Hat in dieser Absolutheit wer wann gesagt? Und dazu noch ständig? Belege bitte! Vielleicht lernen Sie mal etwas differenzierter in Ihren Aussagen zu sein.

“Wenn ihre zehn Finger für die Anzahl der rotfahrenden Radler reichen”
Jenseits von Anekdoten, kennen Sie Studien, die zeigen, dass Radfahrende häufiger Verkehrsregeln brechen als Autofahrende? Eher bieten Sie eine gute Wiederlegung der von Ihnen unterstellten “radzentrierten Vorfahrtsdenke”: Ampelphasen benachbarter Knoten wurden, sind und werden auf die Geschwindigkeit des MIV abgestimmt. Für dessen Leichtigkeit.

“Mit dieser Logik ist es genau so die eigene Verantwortung der Bahn, Teil des Staus zu sein. ”
Eine Bahn alle 10 Minuten hat einen dich sehr minimalen aufstauenden Effekt. Aber mal zurück zu Ihrer Ausgangsschilderung: sie haben sich aufgeregt, weil Radfahrer:innen an Ihnen vorbeifuhren, während Sie hinter Autos warten mussten. Abgesehen davon, dass Sie auf mich dadurch echt sehr leicht getriggert wirken, was ist denn konkret ihr Vorschlag an der Stelle? Sie sind ja immer so unkonkret, machen Sie doch mal einen konkreten Vorschlag, wie die Straße aussehen müsste, damit der Stau weg oder weniger stark gewesen wäre. Und da Sie mir wieder antworten werden bitte ich Sie prioritär diesen Punkt zu beantworten.

Leipzig ist im Vergleich zu anderen deutschen Städten keine sonderlich grüne Stadt.

In den Achtzigern gab es noch vielleicht 2 oder 3 Mehrfamilienhäuser auf der nördlichen Seite der Reste der Weststraße (ich denke, das waren die Hausnummern 6 , 8 und 10) unweit der Rudolphstraße, in mindestens einem waren Geschäfte drin, davon ein Friseur). Dort entlang verläuft heute der besagte geteerte Fuß- und Radweg, der von der Friedrich-Ebert-Straße (der mehrspurige Teil dort ist erst von ca. 1964) kommend insbesondere sehr viele Velos bis an den Martin-Luther-Ring bringt, nämlich bis an die seltsame Ecke bei der Einmündung der Rudolphstraße zum Ring. Dabei war es städtbaulich einstmals so, daß die Weststraße in Flucht zur Lotterstraße lag (in Flucht liegt heute der besagte Fuß- und Radweg), während die Rudolphstraße genau rechtwinklig auf die Fassade des Neuen Rathauses (da ist eine Toreinfahrt) zuläuft, so daß sich Weststraße und Rudolphstraße sich vor der dort an der ausgebrannten Probsteikirche St. Trinitatis gabelten, hier ein Bild von 1950: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/af/Fotothek_df_roe-neg_0002622_002_Blick_vom_Neuen_Rathaus_auf_die_Ruine_der_Trinitatiskirche.jpg Wie man sieht, verlief in der Weststraße die “Plagwitzer Straßenbahntrasse”, ziemlich genau dort entlang wird heutzutage geradelt (und kaum jemandem ist bewußt, daß man an der obigen Abbildung quasi noch auf der Schloßbrücke steht, die wiederum auf dem historischen Photo noch gut zu erkennen ist). Da dieser Rest der Weststraße später nach 1964 nur noch aus Richtung Martin-Luther-Ring erreichbar war, und sowieso dort allerlei, z.B. sog. “Kinderkombinationen”, errichtet wurden, hat man diese breite Asphaltstraße vor Jahrzehnten verschwinden lassen, wobei die Trasse nun als vielbefahrener Radweg von sich reden macht.

Ich komme da ab und zu entlang, und zwar aber mit dem Velo aus der Rudolphstraße kommend in Richtung Lotterstraße. Ich sehe die Trauben an hektisch sich aufbauenden Radlern, die dann losspurten, schließlich wird es in der Lotterstraße heutzutage wegen der Parkhauseinfahrt eng.

Was die ganze Stelle heute so belastet, ist der aus allerlei Gründen dort aufgestaute, südwärts gerichtete Kfz-Verkehr auf dem Ring. Das macht man aus politischen Gründen, um eine ältere Formulierung aufleben zu lassen. Die Kfz-Lenkerinnen und -Lenker sollen dort mürbe gemacht werden. Das bleibt nicht ohne Nebenwirkungen. Diese betreffen, ich bedaure das schreiben zu müssen, die Velozipedistinnen und -pedisten. Tatsächlich geraten Autos, die aus der Lotterstraße kommend nach links/Süden abbiegen, in die Bredouille, denn die anderen, bereits auf dem Ring südlich fahrenden Kfz bleiben oft genug auf der Kreuzung hängen, denn es ist, auch wenn man nur auf eine Kreuzung fahren darf, wenn man absehen kann, diese auch verlassen zu können, oft genug ein Glücksspiel, ob das klappt. Mit anderen Worten die Kreuzung verhakt sich oft genug, was sie aber kaum tat, bevor man nicht die Harkortstraße aus hehren Gründen der Luftreinhaltung, versteht sich, so abänderte, wie wir sie heute haben.

So finde ich, daß man die Lasten so nehmen sollte, wie sie nun anfallen, und sich entscheiden muß: entweder, man sorgt sich um die Lungengesundheit der Harkortstraßenanwohner, oder man sorgt sich um das Wohl der Radler auf der vormaligen Weststraße. Es ist eine verbohrte, wolkenkuckucksheimartige, aufplusternde Art, das Zeigen auf die Autofahrerinnen und -fahrer quasi als Strafe oder dergleichen für jahrzehntelange “autozentrierte Denke” hinzustellen. Wären Sie, werter User “Rudi” vor hundert Jahren geboren worden, hätten Sie vermutlich genauso wie die damalige Majorität gedacht. Jetzt wäre es an dem, einen Modus vivendi zu finden. Und die Überstauung, für mich ein eindruckvoller Neologismus, ist an der Stelle bewußt herbeigeführt (jaja, durch Gesetze, Parlamentsbeschlüsse, Verwaltungspläne, ich weiß schon).

Heute radelte ich im Regen die Käthe-Kollwitz-Straße stadteinwärts. Eine 34 bog von der Friedrich-Ebert-Straße kommend am Westplatz Richtung Plagwitz ab – und blieb auf der Kreuzung stecken. Weil nun an der Schreberstraße eine richtiggehende Lichtzeichenanlage (noch provisorisch, aber nunmehr nicht mehr mit Tastenbedienung) den Verkehr regelt – derart, daß die Autos (die sind böse, mitsamt Insassen, klar) sich bis zum Westplatz rückstauten. Ich frage mich, ob sich Markus Engel, dessen Petition diese Lichtzeichenanlage zum Ziel hatte, das so vorgestellt hat?

Natürlich schafft die jeweils vorhandene Infrastruktur Anreize für die Nutzer der jeweiligen Verkehrsart. Und eben wegen der enormen Vorteile des individuellen Verkehrs, dazu warm, trocken und getrennt von anderen Leuten im Auto, wurden die dazu nötigen Dinge geschaffen.
Auch wenn Sie mir da jetzt gewisse “Hobbys” andichten wollen – an der Realität kommt keiner vorbei. Auch bei bester Infrastruktur komme ich im Winter / Regen / Kälte / Hochsommer mit dem Rad nicht trocken inklusive Sportzubehör und Wechselklamotten zum Sportcenter oder der Halle am anderen Ende der Stadt. Auch das ständige “wer im Zentrum wohnt braucht kein Auto” haut da nicht hin, denn es soll ja Ziele außerhalb des Zentrums, oder gar der Stadt geben.
Wer eh im Zentrum oder nah davon wohnt und dort etwas erledigen möchte, der geht doch eh zu Fuß oder nimmt das Rad. Immer schon. Ob man extreme Lösungen wie die Hochstraße in Halle gut finden muss sei mal dahingestellt – aber was als “zu extrem” gilt bestimmt ja immernoch Jeder selbst. Und ja, auch ich finde, das noch mehr Autobahnen in Deutschland wahrscheinlich Quatsch sind.

Wie auf dem Ring war die Stadt also gezwungen auf der Harkortstraße / Floßplatz etwas zu tun… Sie konnte überhaupt nicht anders. Ich weiß mir nicht zu helfen… Irgendwie gab es doch in der Vergangenheit immer Möglichkeiten und Wege. Zumindest wurde sich mindestens in diesem Medium darüber beschwert, dass “die Verwaltung” dies und jenes anders sehen würde als der Stadtrat und seine Beschlüsse nicht oder nur langsam umsetzt. Insofern hat sich ja doch etwas geändert, es gibt also doch irgendwo auch Gestaltungswille, den man anwenden kann. Den ein anders zusammengesetzter Rat also bilden und an einen neu gewählten Bürgermeister weitergeben kann.
Und zur zweiten Satzhälfte beim Thema “Leichtigkeit des Verkehrs”: können Sie ganz einfach beobachten, wenn sie sich mal zehn Minuten neben eine Ampel auf der Karli stellen. Vorschlag: Südplatz oder hohe Straße. Wenn ihre zehn Finger für die Anzahl der rotfahrenden Radler reichen, schulde ich Ihnen was 😉

“Wenn diese durch Autos bestaut wird, dann ist das die Verantwortung der Autos.”
Ach bitte. Das ist doch ein bisschen zu trivial, oder? Mit dieser Logik ist es genau so die eigene Verantwortung der Bahn, Teil des Staus zu sein. Sie könnte ja genauso “verschwinden” oder woanders lang fahren. Das ist doch nicht ihr Ernst oder?

Ansonsten schätze ich das Grün und die Bäume in der Stadt auch sehr. Bei einem ich vom Völki oder vom Uniriesen erscheint es mir trotzdem merkwürdig, das bei den vorhandenen immensen Grünflächen in Leipzig ein paar Straßenbäume mehr irgendeinen Effekt auf das Stadtklima haben. Aber gut, das wäre jetzt ein neuer Graben, den man nicht auch noch in diesem Thema aufmachen muss… :-/

Sebastian, sicher kann man darüber streiten, welche Maßnahmen am sinnvollsten sind. Aber dass die Stadt in der Harkortstraße handeln muss, wurde 2017 in einen Rechtsstreit dazu festgestellt: “Das Verwaltungsgericht wies darüber hinaus darauf hin, dass die Stadt Leipzig ungeachtet dessen objektiv rechtlich zum Handeln verpflichtet sei.” Daran kommt auch kein neu gewählter Rat vorbei. Die “umweltsensitive Steuerung” ist offenbar der Versuch, noch möglichst viel Autoverkehr zuzulassen, ohne die Grenzwerte zu reißen. Hierin kann ich auch mit bestem Willen keinen “großen Plan” gegen Autoverkehr erkennen.

Natürlich gab es in der Tauchnitzstraße bereits Beschwerden, die Grenzwerte werden dort aber aufgrund der nur einseitigen Bebauung eingehalten. Letztlich brauchen wir für gesunde Lebensbedingungen in der Stadt schnell eine insgesamt deutlich geringere Menge an Autoverkehr, der absehbar noch viele Jahre von Verbrennungsmotoren angetrieben werden wird und auch elektrisch angetrieben sehr viel von dem Platz benötigt, der ÖPNV, Fuß- und Radverkehr genauso fehlt wie der klimaangepassten Stadtgestaltung.

Hätte das Auto die gleichen Vorteile für die Nutzer wie das Auto, dann hätte es sich ganz von allein durchgesetzt. Und zwar ganz ohne gesetzliche Bevorteilung, zwangsweise zu schaffende Parkflächen bei Neubauten, ohne eine Unmenge an Häusern und Stadtvierteln abreißen zu müssen, ohne jahrzehntelang aberhunderte Milliarden in die Infrastruktur, die Autoindustrie und Kaufprämien zu investieren, ohne jahrzehntelanges Lobbyieren zulasten des Umweltverbundes, ohne Fahrverbote für andere Verkehrsarten.
Wie oft habe ich es Ihnen schon geschrieben: welche Verkehrsmittel genutzt werden ist ganz wesentlich von der vorhandenen Infrastruktur bestimmt. Diese ist halt seit Jahrzehnten auf den MIV fokussiert und dieser extrem priviligiert.

Zum Rest:
“[…] nur eben nicht für jede Gelegenheit. Und das Gegenteil zu predigen […]” tut niemand, Sie verabsolutieren.

“Ein Radweg nach Halle ist schön, aber kein realistischer Ersatz für eine leistungsfähige S-Bahn und Straßen”
Na hat denn irgendwer gefordert die S-Bahn einzustellen sobald der Radschnellweg fertig ist? Ist Ihnen auch mal die Idee gekommen dass der Radschnellweg auch nicht primär für Leute, die zwischen Leipzig und Halle pendeln, sondern die von einem der (Vor-)Orte dazwischen in eine der beiden Städte pendeln wollen?
“Und eine kombinierte Bahn- Autospur auf der Straße” diese kombinierte Spur auf der Friedrich Ebert Straße gab es schon zuvor, wenn ich mich recht erinnere. Auch ist der Radweg nichtmal bis zu den Knoten druchgezogen, d.h. die Kapazität der Knoten ist genauso hoch wie zuvor. Der Radweg endet ca. 100m vor der Haltelinie Waldplatz und ca. 75m vor der Haltelinie Westplatz. Ein Radweg wird auch nicht einfach angeordnet, damit dort “sein eigenes Ding” gemacht werden kann, sondern weil es sich aus Vorschriften ergibt. Diese wurden zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Raumgerechtigkeit der verschiedenen Verkehrsarten erlassen und sind immer noch recht priviligierend zugunsten des MIV. Aber das Ausspielen des ÖPNV gegen Radverkehr ist ja Ihr Hobby, dabei würde ja nichts dem ÖPNV mehr helfen, als weniger Autos auf den Straßen. Auf der Ebertstraße zwischen Wald- und Westplatz fährt zur HVZ alle 10 Minuten eine Bahn in jede Richtung. Wenn diese durch Autos bestaut wird, dann ist das die Verantwortung der Autos. Und übrigens sind genau die Leute, die sich für mehr Radverkehr einsetzen auch diejenigen, die für eine Stärkung des ÖPNV werben.

Zwecks “Leichtigkeit” des Verkehrs, so wird diese immer noch allein am MIV gemessen. Ihre zweite Satzhälfte ist für mich komplett unverständlich, Sie können gern präzisieren. Ampeln gibt es übrigens erst und nur weil es so viel MIV gibt. Die erste stand ab 1924 auf dem Potsdamer Platz in Berlin.
Ihr Gerede von radzentierter Vorfahrtsdenke ist völlig afaktisch und zeugt von Ihrem elitären Verständnis, wie Verkehrsraum aufgeteilt werden sollte.

Danke an @radograph für die extrem sachlichen und fachlich wertvollen Kommentare, die sich hier sehr positiv von den üblichen Kommentatoren abheben.

Hätte das Fahrrad die gleichen Vorteile für die Nutzer wie das Auto, dann hätte es sich ganz von allein durchgesetzt, und wir müssten uns jetzt nicht mit diesen erzwungenen Amsterdam – Kopenhagen – Paris – Grabenkämpfen herumplagen.
Wobei… Huch, es hat sich ja durchgesetzt – Fast Jeder besitzt ein Rad und sehr, sehr viele Leute nutzen es seit Jahrzehnten. Radfahren ist für die Meisten etwas ganz normales, nur eben nicht für jede Gelegenheit. Und das Gegenteil zu predigen ist tatsächlich das, was Urs schon oft gesagt hat: elitär. Ein Stück weit auch nur urban, oder für gemeint progressiv. Ein Radweg nach Halle ist schön, aber kein realistischer Ersatz für eine leistungsfähige S-Bahn und Straßen. Und eine kombinierte Bahn- Autospur auf der Straße, nur damit der Radweg unbedingt sein eigenes Ding machen kann, verbindet die Nachteile aller Varianten. Das ist tatsächlich Rad-elitäres Denken, was sich mit der nächsten Wahl ändern muss, dass der ÖPNV mit den vielen Autos zusammen steht, nur damit deutlich weniger Radler besser voran kommen als der große Rest. Und am Ende kommen gut gemeinte, aber nicht gut gemachte Kreuzungen bei dieser Denke heraus, die weder sicher noch leistungsfähig sind.
Die “Leichtigkeit” des fließenden Verkehrs wurde auf Autosicht lange kopfschüttelnd belächelt, aber wenn der Radler dann selber vor der roten Ampel steht, entsteht dann doch häufig eine andere Sicht auf den abstrakten Begriff.

#radograph: Sie haben recht. Wir haben die Zahlen im Text korrigiert.

@sebastian
Hätte es nicht 70 Jahre diese autozentrierte Denke gegeben, müsste sich heute überhaupt niemand mit dem Auto in der Stadt rumplagen. Das Auto würden nur sehr wenige Menschen nutzen. Unsere Städte hätten ein viel besseres ÖPNV-Netz und wären auch viel dichter bewohnt.

… Und sehr rein ist die Luft auch in der Ebertstraße auf dem Weg zum Waldplatz, wo auch die Straßenbahn mit den Autos im Stau steht, während rechts kürzlich bei Regen morgens eine Hand voll Radler rechts an mir vorbei sind. Einfach Irrsinn, diese Planung. Es kotzt einen nur noch an, diese radzentrierte Vorfahrtsdenke.

Ich bin sicher, daß man mittels eines Luftreinhalteplans jedweden Straßenverkehr zum Erliegen bringen kann.

Das Hauptproblem sind die Kfz von der Lotterstraße in Richtung Tauchnitzbrücke. Diese stehen alles zu. Hier müsste also das Linksabbiegen unterbunden werden.
Sinnvoll wäre es auch die Rudolphstraße abzuhängen. Das macht den Knoten erheblich einfacher.

Hallo Radograph,
Ach ja, der große Plan. Ich erinnere mich wieder, der war ja auch für Begründung für den bis heute seltenst genutzten Radweg auf der Dufourstraße. Und den seit dem Abbiegeverbot höheren Schleichverkehr über die Münzgasse, um dann doch noch zum Floßplatz zu kommen. Alles sehr sinnvoll. Und der Begründung nach wird diese Spurreduzierung dann in zehn Jahren wieder rückgängig gemacht, wenn der Anteil der Elektroautos noch mal signifikant höher geworden ist? Oder alternativ dann, wenn die Anzahl der Autos insgesamt geringer? Oder alternativ dann, wenn sich Leute über den verdrängten Verkehr beschweren, der nun über die Tauchnitzstraße schleicht?
Ich glaub’s nicht.
Und Pläne oder Vorgaben kann ein neuer Stadtrat, ein neuer Bürgermeister, auch wieder ändern.

Herr Julke, die Zahlen zur Dauerzählstelle im Artikel stimmen in der Größenordnung nicht mit dem Dashboard zu den Radverkehrs-Dauerzählsstellen überein, sie entsprechen eher der Summe aller Zählstellen. Die Manetstraße zeigt für den Spitzentag der letzten 12 Monate 6600 und z.B. gestern 3.219 Radfahrende.

Sebastian, bei Sommer-/Wintergang ist die Manetstraße eher eine “Parkwegzählstelle” mit überdurchschnittlichen Unterschieden zwischen Sommer- und Winterverkehr. Zwischen Januar und Februar und den Spitzenmonaten Mai und Juni ergibt sich ein Verhältnis von ca. 1:2 (68000 zu 138000). An den Hauptstraßenzählstellen ist das Verhältnis noch flacher wie z.B. mit 138000 zu 199000 in der Karl-Liebknecht-Straße.

Sebastian, in Richtung Dufourstraße/Floßplatz hat die Spurreduzierung rein gar nichts mit dem Radverkehr zu tun. Dafür ist allein der Autoverkehr selbst durch zu hohe Emissionen verantwortlich, die zu einer deutlichen Überschreitung der Grenzwerte in der Harkortstraße führten. Der Luftreinhalteplan (Fortschreibung 2018) sah deshalb die Einspurigkeit vor, zusammen mit dem Entfall der Linksabbiegemöglichkeit vom Martin-Luther-Ring in die Harkortstraße und der Verkehrsflussdosierung auf der Wundtstrasse, als einer von fünf Hostspot-Maßnahmen (A4). Kategorie A enthält die Maßnahmen zur kurzfristige wirksamen Emissionsreduzierung an Hotspots und hat höchste Priorität. In der Kategorie B der mittel- bis langfristig wirksamen Maßnahmen ist in B1 vorgesehen: “Harkortstraße – umweltsensitive Verkehrssteuerung sowie Neuaufteilung Straßenraum”. Neu aufgeteilt ist praktisch noch nichts und dynamisch gesteuert wird wohl auch noch nicht. Zur Kategorie B wird erläutert: “Die Umsetzung der Maßnahmen ist nach denen der Kategorie „A“ für die dauerhafte Unterschreitung der Immissionsgrenzwerte von ebenso großer Bedeutung.”

Zur Aufstellung, Umsetzung, Überwachung und Fortschreibung solcher Pläne ist die Stadt gesetzlich verpflichtet.

> häufig dabei die LVB-Straßenbahn blockieren
Kommen die Straßenbahnen der DVB besser durch?

> Selbst an trüben Herbsttagen sind es täglich über 15.000, an sommerlichen Spitzentagen dafür 70.000 [Radfahrer].
Ein Faktor von über 4 ist aber laut den Erklärungen von einigen Mit-Kommentatoren nicht glaubhaft. Es würde IMMER viel Rad gefahren, und auch bei Regen und “schlechtem” Wetter soll es, entgegen der Beobachtungen vieler Leute auf der Straße, doch gar nicht so viel weniger Radverkehr sein als im Sommer…

> “Die Überlastung der Lichtsignalanlage Karl-Tauchnitz-Brücke und die damit verbundene Überstauung des vorgelagerten Knotenpunktes führen zu einer komplexen Problemlage, die in ihrer Gesamtheit betrachtet werden muss.”
Aber man wollte es doch so von enthusiastischer Seite aus. Geradeaus in Richtung Dufourstraße / Floßplatz soll es zugunsten des Radverkehrs nur eine Spur geben, was logischerweise bei gleicher Taktzeit zu einer Halbierung der Durchflußmenge der Autos führt. Das wiederum führt seit Monaten zu Stau, mitunter bis zur Runden Ecke. Wem das nützen soll ist unklar, aber der OBM und Herr Dienberg fühlen sich enorm im Recht…

Es wäre nicht die krasseste Verschlechterung, wenn die Ampel die für RadlerÏnnen und Zufußgehende, die aus dem Martin-Luther-Ring über den vom Roßplatz kreuzenden Auto-Martin-Luther-Ring in den Petersteinweg fahren und die Ampel der kreuzenden AutofaherÏnnen nicht gleichzeitig Grün wäre. Kann mir nicht vorstellen, dass das noch niemandem aufgefallen ist. Ich find das seit 4 Jahren problematisch.

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