Kaum sind 2023 die ersten grünen Radfahrstreifen auf dem Promenadenring etabliert worden, ist der Ton in der Leipziger Verkehrsdebatte schriller geworden. Die Liebhaber des für den Autoverkehr breit ausgebauten Ringes verteidigen ihre geliebten Fahrspuren. Doch sie sehen durch ihre Windschutzscheiben nicht, wie sehr dieser „Autobahnring“ die Innenstadt von den Vororten abschneidet. Das könnte sich gewaltig ändern, findet der Ökolöwe.

Annemarie Großer hat zum Jahreswechsel die Visionen des Leipziger Ökolöwen für den Promenadenring aufgeschrieben.

Wie sich der Ökolöwe den Promenadenring künftig vorstellt

Annemarie Großer

Im Stadtzentrum unter Bäumen spazieren, spielen, entspannen. Mit Bus und Bahn in die Stadt fahren und dann zu Fuß direkt durch den Park in der Innenstadt ankommen. Mit dem Fahrrad sicher um die Innenstadt radeln. So stellen wir Ökolöwen uns den Promenadenring in 30 Jahren vor.

Die Idee ist nicht neu. Ursprünglich war der Ring genau dafür vorgesehen, als er im 18. Jahrhundert angelegt wurde. In den letzten 200 Jahren wurde er dann Stück für Stück umgebaut in eine innerstädtische Autobahn. Vom Ringgrün ist heute nicht mehr viel übrig. Ein großer Verlust für uns Leipziger/-innen, finden wir Ökolöwen.

Denn nicht nur der Promenadenring wurde zubetoniert. Auch die Wohngebiete rings um die Leipziger Innenstadt werden immer mehr zugebaut. In einer sich verdichtenden Stadt brauchen wir den Promenadenring daher dringend: als Freiraum, als grüne Insel im Großstadttrubel und als Erholungsort.

Der Autoverkehr auf dem Ring ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Wenn Leipzig die beschlossene Mobilitätsstrategie 2030 konsequent umsetzt, wird der Verkehr in den kommenden Jahren noch weiter sinken. Dann ist ein Umbau absolut machbar. Die Autospuren können an vielen Stellen reduziert werden, ohne dass es zu Engpässen auf dem Innenstadtring kommt. Die heutige Fahrbahnaufteilung mit bis zu acht Spuren ist nicht mehr zeitgemäß.

Die Fahrbahnmarkierung im März 2023 vor dem Hauptbahnhof. Foto: Sabine Eicker
Fahrbahnmarkierung im März 2023 vor dem Hauptbahnhof. Foto: Sabine Eicker

Ein Umbau des Rings ist nicht nur möglich, sondern auch dringend nötig. Denn die Klimakrise mit ihren immer heißeren Sommern ist längst in Leipzig angekommen. Auf dem betonierten Innenstadtring staut sich die Hitze und kann nicht entweichen.

Ein grüner Promenadenring sorgt für Abkühlung: Stadtbäume spenden Schatten und filtern Schadstoffe aus der Luft. So kann der Ring dabei helfen, die Folgen der Klimakrise abzumildern und das Wohlbefinden von uns Leipziger/-innen zu verbessern.

Auch für Tiere wird es eng in unseren Betonwüsten. Ein grüner Promenadenring würde wertvolle Lebensräume schaffen. Das ist wichtig, denn nur grüne Städte können dazu beitragen, das Artensterben aufzuhalten.

Ökolöwen-Vision vom grünen Promenadenring

Die Autoschneise soll reduziert und in einen erholsamen Stadtpark verwandelt werden – mit Bäumen, Spielplätzen und einer sicheren Fahrradstraße. Das ist unsere Vision.

Konkret soll die komplette innere Ringseite autofrei gemacht und dafür das Promenadengrün bis zu den Straßenbahngleisen erweitert werden. Die Zielperspektive für den Promenadenring muss sein, dass Leipziger/-innen an der Straßenbahnhaltestelle aussteigen und direkt, ohne eine weitere Straße queren zu müssen, in einem autofreien, grünen Park stehen.

Das erste Stück grüner Radweg ist schon fertig. Foto: Lucas Böhme
Das erste Stück grüner Radweg ist fertig. Foto: Lucas Böhme

Dieser deutlich vergrößerte, autofreie Bereich schlängelt sich dann einmal um die gesamte Innenstadt. Für den Autoverkehr verbleibt der erweiterte Außenring im Zweirichtungsverkehr. Eine Einbahnstraßenlösung können wir Ökolöwen nicht empfehlen. Sie würde zu viel Autoverkehr in die umliegenden Wohngebiete ziehen.

Von Stadtrat und Verwaltung fordern wir: Plant jetzt umgehend den schrittweisen Komplettumbau des Rings! Entwickelt ihn zu einem vordergründig durch Grün geprägten Stadtraum!

Was wir schon geschafft haben

Damit unsere Vision Wirklichkeit wird, sind wir Mitglied des Projektbeirates, der empfiehlt, wie der Promenadenring in Zukunft aussehen soll. So brachten wir uns bereits in das „Stadtraumkonzept erweiterte Innenstadt“ ein, das die Stadtverwaltung vor zwei Jahren erarbeitete. Es ist die Grundlage für den Umbau des Innenstadtrings zu einem grünen Promenadenring.

Erste Schritte auf diesem Weg sind schon gegangen: Gerade erst wuchs der Ringradweg um ein weiteres Stück. Die markierten Ringradwege sehen wir allerdings nur als Zwischenlösung, die bis 2025 abgeschlossen sein muss.

Weg vom Asphalt, hin zu mehr Freiraum und Sicherheit für alle. Der grüne Promenadenring ist unsere gemeinsame Aufgabe. Wir Ökolöwen setzen uns dafür ein, dass die Stadt unsere Vision endlich realisiert.

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Es gibt 3 Kommentare

@ Ökolöwe… Visionen sollte und muss man haben, wenn etwas bewegt werden muss. Jedoch kann ich nicht feststellen, dass sich der individuelle PKW-Verkehr zeitnah reduzieren wird. Innerhalb dieser EF konnte ich nur eine Zunahme von PKW’s im Plangebiet feststellen. https://ratsinformation.leipzig.de/allris_leipzig_public/vo020?VOLFDNR=2012969&refresh=false +++Hier sollte der Ökolöwe ansetzen und Lösungen vorantreiben, welche die Bürger animiert auf den PKW zu verzichten.
Gern stehe ich für Gespräche zur Verfügung.

Ach Ökolöwe…. diese Radwegeführung funktioniert in der Praxis nur, wenn jeweils lediglich ein – zwei Radler über die Kreuzung wollen.

Da sich die Aufstellflächen der wartenden Radfahrer genau dort bfinden, wo der querende Verkehr jeweils durch will und muss (Kreuzung räumen!), dürfte es bei einer nennenswerten Zahl an Radnutzern zu Chaos und Komplikationen kommen, mit der Folge, dass man diese Wege auch wieder nicht intuitiv nutzen kann, sondern jeder fährt, wie er oder sie es gerade am sinnvollsten findet — z.B. auf dem Gehweg dann…

Solche Lösungen wendet man beim Autoverkehr doch auch nicht an, sondern ordnet die Aufstellflächen VOR der Kreuzung an, und nicht mittendrauf.
Warum man das wohl so macht.

Aber sieht irgendwie schick aus, wa?

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