Eigentlich kann man bloß noch zynisch werden (und der folgende Text wird Spuren davon enthalten), wenn man sieht, wie schulterzuckend die Gesellschaft das jährliche Silvester-Gemetzel mit Toten, Traumatisierten und schwer Verletzten zur Kenntnis nimmt, während gleichzeitig häufig schon ein einziger Migrant oder Linker oder Fußballfan ausreicht, um eine bundesweite Gewaltdebatte in Gang zu setzen. Die LZ fasst zusammen, was vom 30. Dezember 2023 bis 1. Januar 2024 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Ja, es war wieder mal ein relativ friedliches Silvester, alles im Rahmen des Gewohnten, also nur ein paar Tote, hier und dort ein Finger weniger, verletzte Kinder, in die Bewusstlosigkeit geböllerte Menschen, die üblichen Schäden an Umwelt und Natur sowie durch Trunkenheit, Männlichkeitsgehabe und leitkulturelle Feiertraditionen verursachte Raketenangriffe auf andere Personen. Es gehört einfach zum Start ins neue Jahr dazu. Partymuffel, wer das anders sieht.

Definitiv künftig ein Partymuffel, weil seit Sonntagabend tot, ist ein 22-Jähriger aus Boxberg in der Oberlausitz. Eine laut Polizei offenbar illegal importierte „Kugelbombe“ explodierte zu schnell und fügte dem Mann so schwere Verletzungen zu, dass er noch vor Ort verstarb. Ähnlich erging es zwei 18-Jährigen in Koblenz und in der Oberpfalz. Beide erlagen tödlichen Verletzungen durch Böller.

Chaoten-Nacht im Leipziger Zentrum

Auch auf dem Leipziger Augustusplatz ließ sich der jährliche Todeskult im Detail beobachten. Laut Polizei gab es: einen durch eine Detonation am Auge verletzten Minderjährigen, einen in Folge einer Detonation bewusstlos ins Krankenhaus eingelieferten Mann, zwei durch eine umgekippte Batterie verletzte Kinder und eine Schlägerei vor der Oper, die für einen Beteiligten in der Notaufnahme endete.

Aus Löbau in Ostsachsen wäre noch ein abgetrennter Daumen zu vermelden und in Grünau laut Polizei ein Pyrobewurf auf Einsatzkräfte aus einer Menge von 200 Personen heraus. Ein Streifenwagen wurde so stark beschädigt, dass er den Dienst einstellen musste. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Landfriedensbruch.

Connewitz altersmilde

Und Connewitz? Da war nicht so viel los. „Wenig später wurde ein Einkaufswagen auf die Fahrbahn geschoben und darin Gegenstände und Pyrotechnik entzündet, ein aus der Vergangenheit bekanntes Prozedere“, schreibt die Polizei in ihrer Zusammenfassung. Außerdem: brennende Barrikaden, ein Wasserwerfer, ein beschädigtes Polizeirevier – das Übliche halt.

Alles in allem wächst in mir die Zuversicht, dass es der Menschheit in einer der kommenden Silvesternächte noch gelingen wird, sich komplett von diesem Planeten wegzuballern. Warum es diesmal noch nicht gelungen ist, können Sie in unserem Liveticker nachlesen.

FDP-Mitglieder gegen Ampel-Abschied

Wohl auf absehbare Zeit noch nicht explodieren wird die aktuelle Koalition auf Bundesebene. Eine knappe Mehrheit hat sich in einer Abstimmung unter FDP-Mitgliedern gegen einen Austritt aus der Ampel-Regierung ausgesprochen, berichtet unter anderem die „Tagesschau“.

Knapp 600 FDP-Mitglieder hatten eine solche Befragung im Dezember beantragt. Anlass waren die schlechten Ergebnisse der Liberalen bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern. Einige Kommunalpolitiker*innen sehen den Grund dafür in der Arbeit der Bundesregierung. Die FDP-Bundesminister*innen hatten sich gegen einen Ampel-Abschied ausgesprochen und dürften sich nun gestärkt fühlen.

Worüber die LZ berichtet hat: über den Wunsch des Vereins „Ökolöwe“, den Innenstadtring deutlich grüner zu gestalten,

über den Zustand des sächsischen Waldes und

über mangelnden Vogelschutz in Leipzig.

Was außerdem wichtig war: Inhaber*innen des Leipzig-Passes können seit heute ein um 20 Euro verbilligtes Deutschlandticket erhalten – aktuell also für 29 Euro pro Monat. Es ist ein Angebot für Menschen, die relativ wenig Geld zur Verfügung haben, und es ist bis Ende 2025 befristet. Die Leipzig-Pass-Mobilcard dürfte damit vorerst der Vergangenheit angehören: Dieses kostet 35 Euro im Monat und berechtigt lediglich zu Fahrten in der Leipziger Tarifzone.

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