Es ist auch eine Gesundheitsfrage, wenn Umweltschützer wie vom BUND Leipzig den Komplettausstieg aus der Kohleverbrennung fordern. Am Donnerstag, 11. Februar, lädt der BUND um 18:00 Uhr ein ins Haus der Demokratie, um mit den Gästen über das Thema „Divestment in Münster - jetzt auch in Leipzig?“ zu diskutieren. Divestment ist das Gegenteil von Investment. Das Motto also: Raus aus der Kohle.

Und raus aus jeder Investition, die die Kohleverbrennung in Kraftwerken weiter am Laufen hält. Einen Vorstoß zu den Geldanlagen der Stadt Leipzig hatten ja im Dezember die Grünen im Leipziger Stadtrat gestartet und im Januar auch Antwort bekommen. Da ging es freilich um sämtliche fossilen Energieträger – und ohne Erdgas zum Beispiel (die bei den Stadtwerken Leipzig und der Verbundsnetz Gas AG eine wesentliche Rolle spielen) kommt Leipzig derzeit noch nicht aus.

Die Veranstaltung des BUND Leipzig am 11. Februar widmet sich explizit dem Thema Kohle. Und auch dem größten Kraftwerk direkt vor den Toren der Stadt, dem Kraftwerk Lippendorf. In Ostdeutschland ist das Kraftwerk Lippendorf nach wie vor dasjenige, das die zweithöchste Schadstoff-Fracht an Quecksilber in die Luft bläst. Nur das E.ON-Kraftwerk Schkopau kommt auf noch höhere Werte. Das ergaben die neuesten Daten aus dem Schadstoffregister des Umweltbundesamtes.

„Die Daten sind erschreckend. Vattenfall muss unverzüglich alles unternehmen, um den Quecksilber-Ausstoß zu reduzieren. Und auch die Landesregierung ist in der Pflicht, durch schärfere Grenzwerte die Gesundheit der LeipzigerInnen besser zu schützen“, erklärt dazu der Vorsitzende des BUND Leipzig, Martin Hilbrecht. „Es ist bekannt, dass Quecksilber bei Säuglingen und Kleinkindern zu Gehirnschäden führen kann. Und auch bei Erwachsenen kann das Schwermetall krebserregend und nervenschädigend wirken.”

Im Fall des Kraftwerkes Lippendorf ist für den hohen Schadstoffausstoß an Quecksilber vor allem der hohe Quecksilbergehalt der Rohbraunkohle aus dem Tagebau Schleenhain verantwortlich. Dies ergab eine kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Gerd Lippold.

Neben 410 Kilogramm Quecksilber blies das Vattenfall-Kraftwerk südlich von Leipzig im Jahr 2013 auch fast 12 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid in die Luft. Seit über zehn Jahren stagniert die Menge an Kohlendioxid, die sächsische Kraftwerke und Verbraucher in die Luft blasen. Der Wert liegt um die 48 Millionen Tonnen. Und das hat auch damit zu tun, dass die Kohlekraftwerke mehr Strom produzieren, als in Sachsen selbst noch abgesetzt werden kann. Diese Strommengen gehen dann in der Regel in den Export.

Aber Hilprecht erinnert auch daran, dass da ja eigentlich fossile Wälder durch die Esse gejagt werden und damit CO2 in die Atmosphäre gerät, das seit Jahrmillionen im Erdreich gebunden war. Um das auszugleichen, müssten eigentlich im Gegenzug gigantische Wälder gepflanzt werden.

„Wenn man diese Masse an Kohlenstoffdioxid mit Aufforstungsmaßnahmen kompensieren wollte, wären jährlich 1,9 Millionen Hektar Wald vonnöten. Das entspricht der gesamten existierenden Waldfläche Sachsens“, macht der Vorsitzende des BUND Leipzig die Dimensionen der Luftverschmutzung deutlich.

Erst Anfang Januar veröffentlichte das Hamburger Institut für Ökologie und Politik im Auftrag von Bündnis 90 / Die Grünen eine Studie, wonach in Deutschland jährlich zehn Tonnen Quecksilber ausgestoßen werden. In Europa erreichen nur Polen und Griechenland ähnlich hohe Werte. Dabei sei es möglich, diese Menge um die Hälfte zu reduzieren. Das Herausfiltern von Quecksilber aus dem Rauchgas sei allerdings mit Kosten verbunden.

Mit der Veranstaltung „Divestment in Münster – Jetzt auch in Leipzig?” am 11. Februar oder Aktionen zum Global Divestment Day am 13. Februar will der BUND Leipzig sich dafür einsetzen, die Folgen der Kohleverstromung ins öffentliche  Bewusstsein zu bringen und eine schnellere Energiewende zu bewirken.

„Divestment in Münster – jetzt auch in Leipzig?” am Donnerstag, 11. Februar, 18:00 Uhr im Haus der Demokratie Leipzig (Bernhard-Göring-Straße 152), Raum 102b.

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