Nach dem Anschlag in Halle am 9. Oktober entbrannte ja eine neue Debatte über die Rolle der Gamerszene: Bieten die Online-Spiele die Vorlage für solche Anschläge? Oder radikalisieren sich junge Männer in solchen Games, bis sie auch in der Wirklichkeit zu Mördern werden? Ein gar nicht diskutierter Aspekt ist natürlich: Wo bleiben eigentlich faszinierende Games, die auch mal etwas anderes anbieten als Geballer? Ein solches Projekt möchten jetzt SAE und WWF anpacken.

„Der SAE Mediencampus startet eine Wohltätigkeitsinitiative, die es so noch nicht gegeben hat“, fasst das Leipziger SAE-Institut die Projektvorsellung von Freitag, 25. Oktober, zusammen. „Mit innovativen Konzepten wie einem überregionalen Game Jam unterstützt das Kreativ-Netzwerk der SAE nachhaltige und gesellschaftsrelevante Organisationen und macht auf regionale Initiativen aufmerksam.“

Das erste Projekt startet in Kooperation mit dem WWF-Projektbüro Mittlere Elbe. Zusätzlich wird 1 % des jährlichen Unternehmensgewinns aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an verschiedene Organisationen gespendet.

„Der Kreativität sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Und wenn die 4.000 kreativen Köpfe der SAE im deutschsprachigen Raum sich für wohltätige Zwecke und die großen Herausforderungen unserer Zeit engagieren, darf mit spannenden Ergebnissen und einfallsreicher Umsetzung gerechnet werden“, so SAE.

SAE steht für School of Audio Engineering, 1976 in Sydney gegründet und mit 55 Standorten in 26 Ländern vertreten. In Deutschland gibt es Niederlassungen in Berlin, Bochum, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Der Lehrplan des SAE Institute richtet sich konsequent nach den Anforderungen der Medienindustrie, denn die Absolventen sollen direkt für ihr Berufsleben fit gemacht werden. Und dazu gehört eben auch eine mögliche Arbeit in einem Unternehmen, das Games produziert. Online-Spiele sind schon längst nicht mehr wegzudenken aus unserer Wirklichkeit. Über 30 Millionen Deutsche spielen ab und zu oder regelmäßig. Weshalb es wohl ein sinnloses Unterfangen ist, wenn der Bundesinnenminister Horst Seehofer jetzt gar die Gamerszene beobachten lassen will. Er täte wohl besser, das jetzt einmal systematisch mit der rechtsextremen Szene zu tun. Die ist deutlich kleiner, aber gewaltbereiter.

Für das erste Projekt mit dem WWF steht jetzt das Thema „Mittlere Elbe“ im Fokus. Das Naturschutzgroßprojekt ist eines der bislang aufwendigsten Projekte der Umweltorganisation mit dem Ziel, einen der größten Auenwaldkomplexe Mitteleuropas langfristig zu erhalten, zu renaturieren, zu entwickeln.

Leipzigern, die sich mit dem Auenwald an der Weißen Elster beschäftigen, dürfte das Ganze recht vertraut vorkommen, denn hier bündeln sich ganz ähnliche Probleme.

Im Jahr 2001 startete der WWF an der Elbe sein bisher größten Projekt in Deutschland. Mit der Schaffung und Sicherung eines durchgehenden Verbundes überflutbarer Auenwälder soll die einzigartige, auentypische Tier- und Pflanzenwelt der Elbauen langfristig geschützt werden. Die wesentliche Maßnahme des Projektes ist die Deichrückverlegung im Lödderitzer Forst. Seit 2009 wurde ein ca. sieben Kilometer langer neuer Deich gebaut und inzwischen fertiggestellt. Durch die Öffnung des alten Deiches wird mit dem Lödderitzer Forst eine 600 Hektar große, wertvolle Auenwaldfläche wieder an die natürliche Überflutungsdynamik der Elbe angeschlossen.

Im 9.050 Hektar großen Projektgebiet an der Mittleren Elbe in Sachsen-Anhalt renaturiert der WWF einen der größten zusammenhängenden Auenwaldkomplexe Deutschlands. Zur Verdeutlichung: Das beeindruckend große Gebiet erstreckt sich entlang von 33,5 Kilometern des Elbestroms.

Eine große Herausforderung ist es nun, die Wildnis für Besucher erlebbar und die Bedeutung der Artenvielfalt sichtbar zu machen, ohne sensible Bereiche zu stören. Mit einem einwöchigen Game Jam an allen elf Standorten der SAE in der DACH-Region sollen hierfür kreative Spielideen und digitale Lösungen entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen spielerisch auf das Thema Naturschutz aufmerksam machen und so den WWF in seiner Arbeit in der Region unterstützen.

„Wir helfen auch mit finanziellen Mitteln“, sagt Chris Müller, Geschäftsführer der SAE DACH-Region. „Aber im besten Fall gelingt es uns mit unserem Netzwerk, unserer Leidenschaft und unserer Kreativität eine aktive Rolle zu übernehmen und somit einen wesentlich größeren Beitrag zu leisten.“

„Serious Games könnten eine spannende Option sein, für Naturschutzthemen zu interessieren, zu sensibilisieren und im besten Fall zu aktivieren“, erklärt Dr. Astrid Eichhorn, Leiterin des Projekts „Mittlere Elbe“ beim WWF. „Die Kooperation mit der SAE ist ein Versuch, das Wissen über Naturschutz spielerisch mit Spaß und Kreativität zu vermitteln.“

In Zukunft will SAE jährlich weitere ausgewählte Projekte nachhaltiger und gesellschaftsrelevanter Organisationen auf diese kreative und einzigartige Weise unterstützen. Durch die Arbeit an diesen Projekten sollen die Studierenden weiter für die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sensibilisiert werden und somit als Botschafter fungieren.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. Oktober 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 450 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar