Irgendetwas rüttelt sich da zurecht. In Sachsen wuchs 2015 nicht nur die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auch die Zahl der Einpendler nahm deutlich zu, meldet das Statistische Landesamt. Immer mehr Sachsen machen sich jeden Tag über Kreis- und Landesgrenzen auf den Weg zur Arbeit. Die meisten natürlich in die Großstädte.

Reichlich 38 Prozent der sächsischen Bevölkerung gingen zur Jahresmitte 2015 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, insgesamt 1.558.256 Personen. Wobei zu beachten ist, dass noch einmal eine halbe Million Personen dazukommen, die in anderen Beschäftigungsverhältnissen tätig sind.

Im Vergleich zu 2014 stieg die Beschäftigtenzahl um ein Prozent bzw. 15.448 Personen.

Und je mehr die Beschäftigung wächst, umso mehr Menschen werden auch mobil: Im Juni 2015 lag der Arbeitsplatz für 133.674 Personen (1,4 Prozent mehr als im Vorjahr und knapp 14 Prozent mehr als 2005) außerhalb des Freistaates, aber vorwiegend in angrenzenden Ländern. Andererseits pendelten 105.053 Beschäftigte zur Arbeit nach Sachsen ein. Dies bedeutete einen Anstieg um 7,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2014 und um rund 49 Prozent im 10-Jahresvergleich, teilt das Landesamt für Statistik mit.

Rund 44 Prozent der sächsischen Beschäftigten hatten ihren Arbeitsplatz in ihrer Wohnortgemeinde und zählten damit zu den sogenannten „Nichtpendlern“. Alle anderen Beschäftigten überschritten auf ihrem Arbeitsweg mindestens eine Gemeindegrenze. In einer Zahl gefasst: 866.927 Sachsen haben Mitte 2015 gependelt.

Die drei Kreisfreien Städte in Sachsen verzeichneten logischerweise deutlich mehr Ein- als Auspendler (Einpendlerüberschüsse). Außerdem waren nur rund 25 bis 30 Prozent der hier wohnenden Beschäftigten mobil, das heißt, sie verließen die jeweilige Kreisfreie Stadt, um zu arbeiten. Die Mobilität in allen zehn Landkreisen war deutlich höher. Was natürlich daran liegt, dass die Großstädte die meisten Arbeitsplätze anbieten und viele der hier Beschäftigten jeden Tag aus den Landkreisen in die Stadt strömen.

Spitzenreiter war der Landkreis Leipzig, in dem fast 78 Prozent der hier wohnenden Beschäftigten innerhalb des Kreises oder über seine Grenzen pendelten.

In 59 sächsischen Gemeinden lag der Anteil der Auspendler (über mindestens eine Grenze) an allen Beschäftigten sogar über 90 Prozent. Hier wird sichtbar, wie sehr das Arbeitsplatzangebot in einigen sächsischen Regionen schon geschrumpft ist.

In allen Landkreisen überwog die Zahl der Auspendler gegenüber den Einpendlern. Am niedrigsten war sowohl die Zahl der Aus- als auch der Einpendler im Landkreis Görlitz. Attraktivste Arbeitsplatzmagneten waren die Städte Leipzig und Dresden mit den höchsten Einpendlerzahlen.

Wobei Leipzig seit einiger Zeit an der Spitze liegt. Im Juni 2015 pendelten 93.787 Menschen zur Arbeit nach Leipzig ein. In Dresden waren es im Vergleich 89 227. Die meisten Einpendler nach Leipzig kamen natürlich aus den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen. Aber auch von den 11.565 Personen aus dem Pendlerüberschuss aus Sachsen-Anhalt wird ein Großteil zur Arbeit in Leipzig und Umgebung eingereist sein, während von den 3.576 Mehr-Einpendlern aus Thüringen viele in der Region Chemnitz oder in Zwickau einer Beschäftigung nachgingen.

Mit allen ostdeutschen Bundesländern hat Sachsen einen Einpendlerüberschuss, mit den westlichen Bundesländern ist der Pendlersaldo freilich negativ – ebenso mit Berlin.

Und dass da in Leipzig eine Menge in Bewegung ist, zeigt auch der Halbjahresvergleich. Allein gegenüber Dezember 2014 nahm die Zahl der Einpendler nach Leipzig von 91.363 auf 93.787 zu, die der Auspendler ebenso von 53.710 auf 55.742.

Noch 2011 lagen die Zahlen bei 85.626 Einpendlern und 47.380 Auspendlern. Man kann nur vermuten, dass diese Menschen nicht alle mit dem Auto unterwegs sind, sondern auch mit Bus und S-Bahn. Wobei die oben genannten 11.565 Personen aus Sachsen-Anhalt nur der Pendlersaldo für ganz Sachsen sind.

Mit der Lupe auf Leipzig geschaut, sieht es hier noch ganz anders aus. So kamen hier Ende 2014 schon 19.165 Personen aus Sachsen-Anhalt zur Arbeit, während gleichzeitig 9.798 Leipziger zur Arbeit nach Sachsen-Anhalt fuhren. Beide Zahlen steigen seit Jahren und zeigen natürlich auch, wie wichtig gute Verkehrsverbindungen in so einer Region sind. Und wie sie immer wichtiger werden, je mehr Menschen allmorgendlich unterwegs sind zu ihrem Arbeitsplatz in anderen Städten, Kreisen und Ländern.

Die komplette Mitteilung des Landesamtes für Statistik.

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