Der neue Quartalsbericht enthält auch die neue Hitliste der wachsenden Ortsteile. Denn eigentlich wachsen ja fast alle. Was noch vor wenigen Jahren anders war. Da gab es anfangs nur den grünen Fleck im Süden, als die Südvorstadt zum Lieblingswohnort der Studis und Unangepassten wurde. Dann ergrünte der Leipziger Westen. Das ist keine zehn Jahre her. Heute muss man die Ortsteile, die nicht wachsen, mit der Lupe suchen.

Es gibt noch ein paar. Sie liegen alle am Stadtrand. Und meistens stehen dort auch noch große Seniorenheime, die dafür sorgen, dass ganz punktuell die Sterberate deutlich höher ist als die Geburtenrate. Und noch gehören einige Großwohnsiedlungen dazu, wo das Durchschnittsalter deutlich überm Stadtdurchschnitt liegt: Paunsdorf gehört dazu, Mockau-Nord, Lößnig und Lausen-Grünau.

Andreas Martin hat für seinen Beitrag im Quartalsbericht alle Ortsteile ausgewertet und dabei auch versucht, die aktuellen Wachstums-Schwerpunkte auszumachen. Und die findet man natürlich heute in Ortsteilen, die vor wenigen Jahren noch gar nicht als „beliebt“ galten. Und es ist wie einst in der Südvorstadt oder kürzlich in Plagwitz: Es sind natürlich die jungen Leute und vor allem die Studierenden, die auch in diesen Ortsteilen wieder die Vorreiter sind.

In diesem Fall die Vorreiter des Voll-Ziehens. Denn dahin geht es ja mittlerweile in allen innerstädtischen Quartieren. Der Wohnungsleerstand ist fast überall in Mini-Bereiche gesunken.

2017 waren die Ortsteile, die vom Zuwachs am meisten profitiert haben:

Volkmarsdorf + 818
Reudnitz-Thonberg + 816
Zentrum-Südost + 584

Reudnitz-Thonberg ist spät aufgenommen worden in den Reigen der Wachstums-Ortsteile. Aber auch der Zehn-Jahres-Blick zeigt, dass der Leipziger Osten den Leipziger Westen als Wachstumsmotor abgelöst hat. Reudnitz-Thonberg führt diese Liste des Bevölkerungszuwachses mit + 5.305 Einwohnern über zehn Jahre deutlich an vor Volkmarsdorf mit + 5.007. Erst danach folgen die Champions der letzten Jahre: Altlindenau (+ 4.961) und Plagwitz (+ 4.582).

Eher verblüffend ist, dass sich sogar die Südvorstadt in dieser Liste mit einem Zuwachs von 4.188 wiederfindet. Aber die Südvorstadt wächst noch stärker als alle anderen Ortsteile mittlerweile durch Geburten: Der Überschuss von Geburten zu Sterbefällen lag im letzten Jahr bei plus 259. Erst weit dahinter folgen Schleußig (+ 177), Gohlis-Mitte (+ 179) und Altlindenau (+ 164). Was ja das Dilemma der Stadt bestätigt: In den jungen Ortsteilen (und mit 36,5 Jahren liegt der Altersdurchschnitt in der Südvorstadt um fast sechs Jahre unter dem Stadtdurchschnitt), gibt es logischerweise auch die meisten Kinder und wird der Druck zum Bau von Kitas und Schulen immer größer.

Der jüngste Ortsteil ist übrigens mittlerweile Lindenau mit 34,4 Jahren, der älteste Grünau-Siedlung mit 54,0 Jahren.

Da das alles zusammengehört, muss man eigentlich gar nicht extra hinschauen, um zu sehen, dass Lindenau mit so einem Durchschnittsalter einer der am stärksten wachsenden Ortsteile sein muss (+ 50,8 Prozent seit 2007) und Grünau-Siedlung zu den eher schrumpfenden gehört (- 1,5 Prozent seit 2007).

Lindenau wird übrigens im 10-Jahres-Wachstum nur von Volkmarsdorf übertroffen, das um 65,3 Prozent zulegte.

Aber wie gesagt: Im Beitrag geht es ja auch um die aktuellen Hotspots der Stadtentwicklung. Und es fällt auf, dass (bis auf Lindenau) der Westen im vergangenen Jahr vom Osten abgelöst wurde. Die stärkste Zunahme gab es neben Volkmarsdorf im Osten noch in Anger-Crottendorf, Stötteritz und Neustadt-Neuschönefeld.

Nur im Norden deutet sich eine weitere Veränderung an: Das ist Möckern, das sich zusehends belebt und von den Entwicklungen an der Georg-Schumann-Straße profitiert. Ja, das ist die alte Magistrale, auf der die PS-Liebhaber so gern rasen und über die ganzen Radwege und Haltestellen fluchen. Aber gerade Radwege und Straßenbahn sorgen hier für Leben. Aber da das auch hier vor allem junge Leute sind, die den Trend bestimmen, überrascht es auch nicht, dass auch Wahren zu den Ortsteilen gehört, in denen mehr Menschen geboren werden als sterben. Eigentlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es an den dunkelgrünen Wachstumsgürtel direkt am Auenwald Anschluss findet, wo schon heute Kita- und Schulplätze fehlen.

Mit dem Ergebnis, dass die innerstädtischen Quartiere immer kompakter und immer dichter bevölkert sind und der Druck auf gut ausgebaute Radwege und ÖPNV-Verbindungen weiter steigt.

2019 muss Leipzigs Bevölkerungsprognose neu berechnet werden

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