„Man spricht gern von den sogenannten Silver Surfern – älteren Menschen, die sich sicher im Internet bewegen. Doch die Realität zeigt ein differenzierteres Bild“, stellt Dr. Andrea Schultz in einem Kurzbeitrag i neue Quartalsbericht 1/2025 für Leipzig fest. „In Leipzig benötigen 19 Prozent der 75- bis 85-Jährigen Hilfe, wenn es um die Nutzung von Mobiltelefonen, Computern oder dem Internet geht. Weitere 41 Prozent benötigen teilweise Hilfe.“
Denn keins dieser Geräte ist tatsächlich auf Benutzerfreundlichkeit hin konzipiert. Was man als Dauernutzer nur zu schnell vergisst, weil man sich an die Regeln der Gerätehersteller und Plattformbetreiber anpasst und sie irgendwann so verinnerlicht, dass man meint, es müsse so sein.
Gleichzeitig werden alle Nutzer geradezu dazu erzogen, immer mehr Dienstleistungen nur noch über ihre „smarten“ Geräte abzuwickeln – was die Datenströme, die die großen Plattformbetreiber einsammeln, immer mehr anschwellen lässt und die Nutzer immer „gläserner“ macht. Und gleichzeitig die Zugangsbarrieren für die Älteren erhöht.
Ergebnis – so zumindest die Zahlen aus der Bürgerumfrage 2022: „40 Prozent dieser Altersgruppe haben überhaupt keinen eigenen Zugang zum Netz und ist im Bedarfsfall auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen. In der Regel sind dies Familienangehörige. 86 Prozent der 75- bis 85-Jährigen, die Hilfe bei der digitalen Nutzung benötigen, lassen sich von Familienangehörigen helfen, 15 Prozent geben an, Hilfe auch bei Nachbarn oder Freunden zu erhalten (Mehrfachnennungen). 4 Prozent geben in dieser Altersgruppe an, keine Hilfe zu erhalten, obwohl diese nötig wäre.“
Und dann geht Andrea Schultz auf die durchaus bedenkenswerte Entwicklung ein, dass es immer mehr Dienstleistungen nur noch online gibt. Wer die Entwicklung nicht mitmacht, ist raus.
„Dabei wird der digitale Zugang immer wichtiger – nicht nur für soziale Kontakte, sondern auch für alltägliche und notwendige Dienstleistungen“, schreibt Andrea Schultz. „Ob Arzttermine, Behördengänge oder Bankgeschäfte – vieles läuft heute vornehmlich online. Wenn jede vierte betagte Leipziger Person offline ist – sei es aus Unsicherheit, fehlender Technik oder mangelnder Unterstützung, ist das ein technisches Problem, hat aber auch Konsequenzen für die gesellschaftliche Teilhabe der älteren Generation.“
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Nicht nur manche Senioren, sondern auch so mancher “mittelalte” Mitmensch ist offline, weil er sich nie damit beschäftigt hat, und vor allem weil ihm die finanziellen Mittel für die Hardware und die Internetgebühren fehlen.
Dies ist besonders dort sehr folgenreich, wo Leistungen nur noch online beantragt werden können über Apps. Man also gezwungen ist, mindestens ein Smartphone zu besitzen. Vom oft komplizierten Registrierungsvorgang zb bei jobcenter.digital mal ganz abgesehen. Um es den Kunden so richtig madig zu machen, an alten Gewohnheiten festzuhalten, gibt es schon länger keine Eingangsstempel aufs Papier, die Unterlagen werden persönlich nicht in Empfang genommen, sondern es wird auf den Hausbriefkasten verwiesen. Aus dem ja immer wieder mal nicht nur heiße Luft enweicht … Und bei Papieranträgen dauert es durch den Transport zum Scandienstleister, den dortigen Arbeitsabläufen usw bis zu 2 Wochen, bis das wiedder beim Sachbearbeiter vorliegt. Also immer schön eitverzögern und schikanieren, irgendwann wird auch Rotkäppchens Großmutter entnervt die Spargroschen zusammenkratzen und ein Smartphone kaufen. Und es nutzen, sofern sie denn Empfang hat