In den letzten Jahren erlebte Deutschland ja etwas, was so eigentlich nicht dem klassischen Wirtschaftsdenken an den alten Lehrstühlen entspricht: Der Zuwachs an Arbeitsplätzen ist nicht mehr direkt an die Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gekoppelt. Die neuen Arbeitsplätze entstehen nicht mehr in den alten Industrien mit ihren großen Umsätzen, sondern im Dienstleistungsbereich. Und dort entstehen sie auch, weil die Gesellschaft sie dringend braucht. Und auch in Sachsen entstehen 2019 weitere Arbeitsplätze.

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat mit der Frühjahresprognose auch die Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 2019 angepasst. Nach Meinung der Forscher wird der positive Trend auf dem sächsischen Arbeitsmarkt anhalten. Die Forscher rechnen bei einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent für Sachsen mit einem Beschäftigungsanstieg um rund 22.000 und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um über 10.000 Menschen.

„Trotz leicht abgeschwächtem Wirtschaftswachstum bleibt der positive Trend auf dem sächsischen Arbeitsmarkt erhalten. Die Exporte sind stabil und die Binnennachfrage bleibt eine wichtige Stütze der Konjunktur“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der BA.

Die Prognosen für die sächsischen Arbeitsamtsbezirke. Tabelle: IAB
Die Prognosen für die sächsischen Arbeitsamtsbezirke. Tabelle: IAB

Mit der kürzlich veröffentlichten Frühjahresprognose 2019 prognostizierte das IAB für Sachsen im Jahresdurchschnitt 2019 eine Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Bei einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent wird die Beschäftigung im Freistaat voraussichtlich um 1,3 Prozent oder 21.600 steigen. Damit würden im Jahr 2019 durchschnittlich etwa 1.631.900 Frauen und Männer einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit in Sachsen nachgehen.

Das hat nach Einschätzung der IAB-Forscher direkte Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit. Im Jahresdurchschnitt könnte die Arbeitslosigkeit um 8,3 Prozent oder 10.500 Frauen und Männer abnehmen. Damit wären im Jahresdurchschnitt 2019 insgesamt rund 115.800 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet.

„Es gibt im Handwerk, der Industrie und im Dienstleistungsbereich viele gute Arbeitgeber, die sich mit attraktiven Arbeitsbedingungen zukunftsfähig aufstellen und damit vom Beschäftigungsaufbau profitieren. Dennoch sehe ich hier noch Luft nach oben, damit die sächsische Wirtschaft im nationalen und internationalen Wettbewerb mithalten kann. Wenn die Beschäftigung in Sachsen immer weiterwächst, sollten auch die Löhne, die Rahmenbedingungen der Arbeit und die Kompetenzen der Menschen Schritt halten“, so Hansen.

Auch in den sächsischen Regionen entwickeln sich Arbeitslosigkeit und Beschäftigung weiter positiv.

Die kräftigsten Beschäftigungsanstiege soll es im Arbeitsagenturbezirk Leipzig (plus 2,3 Prozent), Dresden (plus 2,0 Prozent) und Pirna (plus 1,9 Prozent) geben.

Rund 7.000 der neuen Arbeitsplätze werden in diesem Jahr also allein wieder auf Leipzig entfallen. Darunter sind viele Arbeitsplätze im Öffentlichen Sektor, aber auch viele in hochqualifizierten Berufen etwa in der IT- und Kommunikationsbranche. Da diese neuen Jobs aber vor allem in den Großstädten entstehen (Dresden 5.300), bedeutet das nun einmal, dass weiterhin junge Menschen, die hochqualifizierte Berufe anstreben, aus den Landkreisen abwandern in die Großstädte. Was ja in Sachsen schon seit Jahren zu dem keineswegs erstaunlichen Effekt führt, dass die Arbeitslosigkeit in den Landkreisen stärker sinkt als in den Großstädten.

Die kräftigsten Rückgänge der Arbeitslosigkeit prognostizieren die Forscher für die Agenturbezirke Oschatz (minus 9,5 Prozent), Freiberg (minus 9,4 Prozent) und Chemnitz (minus 8,9 Prozent). Auffällig ist, dass im bundesweiten Vergleich diese drei Arbeitsagenturbezirke die einzigen ostdeutschen Regionen unter den TOP 10 sind – Oschatz und Freiberg auf Platz drei und vier, Chemnitz auf Platz zehn –, meint zumindest die Arbeitsagentur Sachsen.

Was eben auch bedeutet, dass in diesen Kreisen der Fachkräftemangel noch stärker spürbar wird als in den anderen sächsischen Regionen. Die Fachkräftebedarfe der Betriebe werden weiter steigen, gesteht auch die Arbeitsagentur Sachsen zu. Schon heute sind in sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 37.500 freie Stellen zur Besetzung gemeldet – zu 84 Prozent werden Fachkräfte gesucht.

Und auch wenn das IAB immer nur grobe Mittelwerte anhand der BIP-Prognose berechnet, waren die Prognosen für den Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren sehr genau. Für die Bundesländer lag im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung die Abweichung in den vergangenen drei Jahren bei unter zwei Prozent und im Bereich der Arbeitslosigkeit bei unter vier Prozent.

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