Am Dienstag, 9. November, veröffentlichte das Amt für Statistik und Wahlen den nunmehr zweiten Quartalsbericht für das Jahr 2021. Unter den Beiträgen gibt es diesmal auch eine genauere Analyse der Sterbefälle durch die Corona-Pandemie in Leipzig. Die ja noch immer nicht beendet ist. Gerade stecken wir ja tief in der vierten Welle, die möglicherweise ähnlich drastische Folgen haben wird wie die zweite Welle vor einem Jahr.

Die Zweite Welle der COVID-19-Pandemie ab November 2020 führte zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Sterbefälle in Leipzig, betont die Verwaltung. Experten des Amtes für Statistik und Wahlen haben dafür Daten des Einwohnerregisters und des Gesundheitsamtes ausgewertet. Die Sterbefallzahlen wurden mit den Fallzahlen der vorhergehenden Jahre verglichen und um die sich ändernde Altersstruktur korrigiert.Für den Zeitraum der zweiten Pandemiewelle im Winter 2020/2021 ergibt sich daraus eine Sterblichkeit, die deutlich über dem Niveau der Vorjahre liegt und dies insbesondere in der Altersgruppe der über 80-Jährigen. So waren beispielsweise die Sterbefälle der Monate Dezember 2020 und Januar 2021 um 150 bis 230 höher als in den Vorjahresmonaten – ein Effekt der Corona-Pandemie.

Die Grafiken mit den Daten machen dann sehr deutlich, wie gerade die Monate November und März dadurch auffielen, dass deutlich mehr Leipziger/-innen starben als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre.

Vergleich der (Über-)Sterblichkeit nach Altersgruppen. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Vergleich der (Über-)Sterblichkeit nach Altersgruppen. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen

Dass es auch in anderen Jahren Zeiten mit Übersterblichkeit gibt, stellen die beiden Autoren des Beitrags Martin Waschipky und Michael Naber natürlich auch fest: „Im langjährigen Vergleich lassen sich außerdem zwei weitere, wenn auch etwas schwächer ausgeprägte Phasen von Übersterblichkeit identifizieren: die Hitzewelle der Monate Juli und August 2018 sowie die ungewöhnlich starke Grippewelle des Winters 2018 mit hohen Sterbefallzahlen im Monat März.“

Es ist also ein erwartbarer Zustand, dass gerade Menschen mit sowieso schon geschwächtem Gesundheitsstatus bei besonderen Belastungen durch das Wetter (Hitzewelle) oder Epidemien (Grippe) häufiger sterben. Aber die beiden erwähnten Ereignisse sind deutlich weniger auffällig, als die dauerhaft hohe Übersterblichkeit zwischen November 2020 und März 2021.

Und die Auswertung nach Altersgruppen zeigt, dass gerade bei den Hochbetagten eine deutliche Übersterblichkeit durch COVID-19 sichtbar wird: „Der Blick auf die Sterberaten ermöglicht den direkten Vergleich der Sterbehäufigkeiten der einzelnen Altersgruppen. Aufgrund der geringen Anzahl an Sterbefällen in den Altersgruppen unter 80 Jahren lassen sich hier keine eindeutigen Effekte der COVID-19- Pandemie identifizieren. In den Gruppen der 80- bis 89-Jährigen sowie der über 90-Jährigen nehmen die an bzw. mit COVID-19 Verstorbenen dagegen einen erheblichen Anteil ein und heben die Sterberaten auf bzw. leicht über die Werte des Vergleichszeitraums 2016/2017.“

Was eben auch heißt, dass es in der zweiten Welle nicht gelungen ist, gerade die Bewohner/-innen von Seniorenheimen wirklich zu schützen. Während jüngere Jahrgänge zwar auch an COVID-19 erkrankten, aber seltener daran starben. Endgültige Zahlen zur Übersterblichkeit können die beiden Autoren zwar nicht geben. Aber die Größenordnung, die sie angeben, passt zur offiziellen Zahl der an COVID-19 Gestorbenen, die auch die Homepage der Stadt Leipzig bis heute ausweist. Da lag die Zahl am Dienstag bei 551.

Man kann die Zahlen auch als einen gewissen Erfolg der Schutzmaßnahmen in Leipzig werten, denn die Auswertungen des Statistischen Landesamtes für Sachsen zeigen auch eine Übersterblichkeit schon ab den Jahrgängen der 65-Jährigen. Hier fielen insbesondere jene Landkreise mit erhöhten Sterbezahlen auf, in denen nach wie vor die Impfquote besonders niedrig ist und die Zahl der Impfverweigerer besonders hoch.

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Es gibt 3 Kommentare

Das ist mir schon klar. Und ich gehe auch von einer Übersterblichkeit aus.

Nur:
Die zu betrachtenden 5 Monate wurden anhand der Coronawelle festgelegt.
Dann wurden die gleichen Monate der vorherigen Jahre dazu gestellt.
Und unterteilt in die Altersstruktur.

Liest man nun nicht:
Im Jahr 2016 starben mehr 90-99 Jahre alte Menschen in diesen 5 Monaten als in 2020 während der Coronapandemie.
Auch in den anderen menschlichen Jahrgängen ist dies ungefähr so.

Oder?
Gab es 2016 also auch eine Ursache für ähnlich/ gleich hohe Raten?

Und das würde dann nicht zur oberen Grafik passen, wo 2016 in diesen 5 Monaten doch überhaupt nicht hervorsticht.

Sie schrieben ja selbst: “In den Gruppen der 80- bis 89-Jährigen sowie der über 90-Jährigen nehmen die an bzw. mit COVID-19 Verstorbenen dagegen einen erheblichen Anteil ein und heben die Sterberaten auf bzw. leicht über die Werte des Vergleichszeitraums 2016/2017.“

Lesen Sie bitte den Text unter der Grafik genau: Es ist ein 5-Monate-Intervall, das verglichen wird. 2016 gab es keine Übersterblichkeit.

Wie deuten denn die Autoren die Übersterblichkeit im Jahr 2016? (Balkendiagramm)
Da wurden diese hohen Werte ohne “mit/an Corona” erreicht.

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