Natürlich ist es nicht „der Arbeitsmarkt“, der sich da berappelt, sondern die Wirtschaft, die in Leipzig wächst und immerfort nach neuen Arbeitskräften verlangt. Seit über zehn Jahren ist diese Entwicklung stabil und auch nicht durch die Corona-Pandemie unterbrochen worden. Und so überrascht es nicht, dass auch im April die Arbeitslosenzahlen in Leipzig weiter sanken.

Die Arbeitslosigkeit hat sich im April um 279 auf 19.983 Personen verringert, teilt die Arbeitsagentur Leipzig mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 5.370 Arbeitslose weniger. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im April 6,2 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 8,0 Prozent belaufen.

„Die Lage am lokalen Arbeitsmarkt hat sich erneut verbessert. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich im April fort. Besonders im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit in der Personengruppe der 15-20-Jährigen haben wir einen neuen Niedrigstand erreicht. Der Bestand an gemeldeten Stellen ist weiterhin auf hohem Niveau“, fasst Steffen Leonhardi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, die jüngste Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt zusammen.

Entwicklung der Beschäftigung in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Beschäftigung in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im April meldeten sich 2.040 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 135 weniger als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 2.011 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 368 weniger als vor einem Jahr.

Dass sich die Corona-Pandemie letztlich nicht derart drastisch ausgewirkt hat auf Leipzig, hat auch mit den hier dominierenden Branchen zu tun. Das Gastgewerbe, das es ja besonders gebeutelt hat, verzeichnet aktuell 10.581 Arbeitsplätze. Das ist gerade einmal ein Viertel der 42.352 Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen, wo die Nachfrage nach Fachkräften durch Corona noch befeuert wurde.

Aber auch die Industrie ist für Leipzig nicht die zentrale Branche, wenn es um Schaffung von Arbeitsplätzen geht. Im Verarbeitenden Gewerbe sind 24.850 Menschen beschäftigt. Und der Bereich Information und Kommunikation holt immer weiter auf, beschäftigt schon 19.353 Arbeitskräfte und damit fast genauso viel wie der Bereich Verkehr und Lagerei (19.603). Auch im Bereich Erziehung und Unterricht sind mittlerweile über 19.000 Menschen beschäftigt.

Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Dominierend aber ist in Leipzig der Bereich Wirtschaftliche Dienstleistungen mit über 55.000 Beschäftigten.

Leipzig ist eine Dienstleistungsstadt. Und ihr Hunger nach Fachkräften wächst weiter. Seit März liegt die Zahl der frei gemeldeten Stellen bei über 10.000. „Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig im April geringfügig gesunken, und zwar um 26 auf 10.117“, meldet die Arbeitsagentur.

„Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 2.027 Stellen mehr (+25,1 Prozent). Unternehmen meldeten im April 1.813 neue Arbeitsstellen, das waren 455 oder 33,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 6.754 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1.287 oder 23,5 Prozent.

Zudem wurden im April 1.883 Arbeitsstellen abgemeldet, 316 oder 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Januar bis April gab es insgesamt 5.990 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 505 oder 9,2 Prozent.“

Gemeldete freie Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Was ja auch bedeutet, dass viele der neu angebotenen Stellen recht zeitnah auch wieder besetzt werden können. Was dann wieder den Zuzug nach Leipzig befeuert. Denn wer hier die Chance auf eine gute Stelle bekommt, packt seine Koffer und zieht in die Stadt. Genau hieraus generiert sich das Bevölkerungswachstum.

Kurzarbeit hat wieder zugenommen

Seit Frühjahr 2020 haben ja etliche Leipziger Unternehmen aufgrund der Corona-Einschränkungen in Kurzarbeit schicken müssen. Die Zahlen sind zwar inzwischen deutlich gesunken. Aber ganz wurde das Thema Kurzarbeit auch im Frühjahr 2022 noch nicht beendet.

Im Gegenteil: Die Zahlen steigen wieder an. Diesmal aus Gründen, die eher nichts mit Corona zu tun haben, dafür eine Menge mit globalen Lieferproblemen. Im März 2022, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 130 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 4.463 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 55 Anzeigen und 3.182 Personen in Anzeigen mehr im Vergleich zum Vormonat.

Besonders betroffen waren dabei die Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe (42 Unternehmen), der Herstellung von Kraftwagen und -teilen (29 Unternehmen) und dem Einzelhandel (13 Unternehmen).
Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Februar 2009 war mit 5.412 Anzeigen für 70.427 Beschäftigte im Monat April 2020.

Nach der bisherigen Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe in der Corona-Pandemie haben 2021 im Dezember 1.565, im November 1.183 und im Oktober 919 Unternehmen Kurzarbeit abgerechnet (aktuellster statistischer Datenstand). Kurzarbeitergeld wurde durch die Betriebe im Dezember 10.497, November 9.870, und im Oktober für 7.340 Beschäftigte bezogen.

Der Höchststand an Kurzarbeitern seit Februar 2009 war mit 4.759 Betrieben und 50.956 Personen im April 2020.

Arbeitsmarkt in Zahlen

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Rückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im April von –27 Prozent bei 15- bis unter 25-Jährigen bis –18 Prozent bei 50-Jährigen und Älteren.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig zurückgegangen. Im April 2022 waren 6.940 Menschen langzeitarbeitslos, 143 weniger im Vergleich zum März bzw. ein Minus von 2,0 Prozent. Im Vergleich zum April 2021 gab es 2.004 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 22,4 Prozent.

Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 6.345, das sind 10 weniger als im Vormonat und 2.493 weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,0 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 13.638 Arbeitslose, das ist ein Minus von 269 gegenüber März; im Vergleich zum April 2021 waren es 2.877 Arbeitslose weniger. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,2 Prozent.

In Leipzig gab es im April 29.152 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 605 weniger als im Vormonat und 4.541 weniger als im April des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 36.721 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat sind dies 672 Personen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 5.431 Personen.

Im April waren 2.419 freie Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 374 Stellen mehr (+18,3 Prozent) als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 1.574 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Dem stehen derzeit 2.080 Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz gegenüber. Dies entspricht einem Rückgang von 145 Personen bzw. -6,5 Prozent im Vergleich zum April 2021. Von dieser Personengruppe suchen aktuell noch 1.214 eine Ausbildungsstelle. Dies entspricht 119 Personen weniger bzw. -8,9 Prozent im Vergleich zum April 2021.

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