Es ist zwar ungewöhnlich, dass im September die Zahl der registrierten Arbeitslosen steigt. Aber über die Ursache dafür hat die Arbeitsagentur Leipzig ja schon in den Vormonaten informiert. Jetzt tauchen nach und nach die in Leipzig lebenden Geflüchteten aus der Ukraine in dieser Statistik auf. Tatsächlich zeigen die Zahlen sogar, wie aufnahmefähig der Leipziger Arbeitsmarkt immer noch ist.

Die Arbeitslosigkeit ist von August auf September geringfügig um 11 auf 22.349 Personen gestiegen, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Das waren 358 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im September 6,8 Prozent; sie war damit genauso hoch wie im Vorjahresmonat.

„Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiter stabil, auch wenn die Herbstbelebung im September verhaltener ausfällt als üblich. Positiv ist der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung vor Ort. Im Vergleich zu den Vorjahren haben im September weniger arbeitslose Leipzigerinnen und Leipziger eine Beschäftigung aufgenommen. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen sinkt leicht. Es sind dennoch mehr neue offene Stellen gemeldet als im Vormonat“, kommentiert Steffen Leonhardi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, die derzeitige Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt.

Man merkt, dass hier Wortbausteine aus früheren Vorstellungen zur Arbeitsmarktentwicklung wieder zum Einsatz kamen.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Aber der September 2022 ist eben doch ein wenig anders. Das zeigt schon der Blick auf die unterschiedlichen Betroffenengruppen.

„Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich“, teilt die Arbeitsagentur mit. „Die Spanne der Veränderungen reicht im September von -10 Prozent bei Deutschen bis +40 Prozent bei Ausländern.“

Im dem starken Plus bei den Ausländern stecken nun einmal die vielen in Leipzig untergekommenen Ukrainer/-innen, die seit dem Sommer in die Betreuung des Jobcenters gewechselt sind und natürlich nicht einfach so von heute auf morgen auch eine Arbeit aufnehmen können. Dazu fehlen in der Regel die notwendigen Sprachkenntnisse, die erst erworben werden müssen. Das dauert.

Genauer meldet die Arbeitsagentur dazu: „Aktuell sind im Jobcenter Leipzig 4.663 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet. Darunter sind 3.940 Personen als arbeitssuchend und davon 2.130 Menschen als arbeitslos registriert. Da derzeit sukzessive die Gespräche zur Vermittlung mit den Geflüchteten stattfinden, ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der als arbeitslos registrierten Geflüchteten aus der Gruppe der gemeldeten Arbeitssuchenden in den nächsten Wochen noch weiter erhöht.“

Dass gleichzeitig die Arbeitslosenzahl der deutschen Bevölkerung deutlich zurückging, zeigt nämlich, dass die Herbstbelebung, wie Leonhardi sie nennt, ganz und gar nicht ausgeblieben ist. Viele junge Menschen konnten erstmals eine Arbeit aufnehmen. Und Leipzigs Wirtschaft baut weiterhin Beschäftigungsverhältnisse auf.

Die gemeldeten freien Stellen bei der Arbeitsagentur Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die gemeldeten freien Stellen bei der Arbeitsagentur Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Jetzt liegen ja auch die Beschäftigtenzahlen für März 2022 vor. Und es überrascht und überrascht doch nicht, dass Leipzig binnen eines Jahres – also mit allen Corona-Auswirkungen – wieder über 8.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und besetzt hat – 8.262, um genau zu sein.

Wenn man diese Zahl vor sich hat, wird auch deutlicher, was es bedeutet, wenn die Leipziger Wirtschaft auch im September noch über 10.000 freie Stellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet hat:

„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig waren im September 10.190 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber August ist das ein Rückgang von 264 oder 2,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 547 Stellen mehr (+5,7 Prozent). Die Arbeitgeber meldeten im September 1.517 neue Arbeitsstellen, das waren 55 oder 3,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 14.941 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 760 oder 5,4 Prozent. Zudem wurden im September 1.813 Arbeitsstellen abgemeldet, 368 oder 25,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Januar bis September gab es insgesamt 14.051 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 1.512 oder 12,1 Prozent.“

Es werden also immerfort Stellen besetzt und es kommen immer neue dazu. In so gut wie allen Branchen – von der Produktion bis zur Logistik, von Gesundheitsberufen bis zur Buchhaltung. Man kann es allseits grassierenden Fachkräftemangel nennen. Oder auch Ergebnis jahrzehntelanger falscher Bildungspolitik, die viel zu viele junge Menschen ohne echten Schulabschluss und ohne Lust auf ein selbst gestaltetes Leben entlassen hat.

Die gemeldeten freien Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die gemeldeten freien Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Und dabei funktioniert Leipzig als Metropole für die ganze Region weiterhin recht gut.

Zu den März-Zahlen betont die Arbeitsagentur:

„Ende März 2022, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig auf 285.253. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Zunahme um 7.262 oder 2,6 Prozent, nach +5.443 oder +1,9 Prozent im Vorquartal. Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Information und Kommunikation (+1.371 oder +7,4 Prozent); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ohne Arbeitnehmerüberlassung (-231 oder -0,9 Prozent).“

Und noch zeigen sich auch keine Anzeichen eines Einbruchs am Arbeitsmarkt, wie Leonhardi erklärt: „Aktuell zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil. Die Unternehmen suchen weiter nach qualifizierten Fachkräften. Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, hohe Inflation, vor allem Preiserhöhungen im Energiesektor belasten jedoch weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung. Eine Vorhersage für die kommenden Monate ist insofern mit Unsicherheiten verbunden. Ein Einbruch am Arbeitsmarkt ist aus aktueller Sicht nicht zu erwarten.“

Der Arbeitsmarkt im September in Zahlen

Im September meldeten sich 6.572 Personen arbeitslos, 1.208 mehr als vor einem Jahr und gleichzeitig beendeten 6.578 Personen ihre Arbeitslosigkeit (-229). Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 48.728 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Plus von 4.812 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem gegenüber stehen 46.259 Abmeldungen von Arbeitslosen (-111).

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig zurückgegangen. Im September 2022 waren 6.432 Menschen langzeitarbeitslos, 134 weniger im Vergleich zu August. Im Vergleich zum September 2021 gab es 1.867 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 22,5 Prozent.

Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 6.762, das sind 425 weniger als im Vormonat und 257 weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,1 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 15.587 Arbeitslose, das ist ein Plus von 436 gegenüber August; im Vergleich zum September 2021 waren es 615 Arbeitslose mehr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,8 Prozent.

Terminhinweis: Am Samstag, 8. Oktober, von 10:00 bis 13:00 Uhr, veranstaltet die Arbeitsagentur Leipzig im Rahmen der Woche der Elternarbeit in der Agentur für Arbeit Leipzig eine Ausbildungsbörse zur
Orientierung und Vermittlung.

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