Nur einen Tag nach der Veröffentlichung alarmierender Daten zur Übernutzung des Grundwassers in Sachsen zeigt eine aktuelle Civey-Umfrage im Auftrag des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Die Bevölkerung erkennt die Herausforderungen – doch beim Umgang mit Großverbrauchern bleiben viele unentschlossen.
Denn dass auch viele Unternehmen massiv auf das Grundwasser zugreifen, ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Und damit auch nicht, wie das die Trinkwassersituation in ihrer eigenen Region beeinflusst.
Während bundesweit 65 Prozent der Befragten fordern, dass die Industrie für erhöhte Wasserentnahmen stärker zur Kasse gebeten wird, liegt Sachsen mit nur 53,3 Prozent Zustimmung auf dem letzten Platz. Auch bei der allgemeinen Sorge über Wasserknappheit zeigt sich Zurückhaltung: Nur 26,2 Prozent der Menschen in Sachsen befürchten Engpässe – im Bundesdurchschnitt ist es ein Drittel.
„Wasser wird oft als Selbstverständlichkeit behandelt“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, die Ergebnisse der Umfrage. „Doch die Studie vom Vortag hat gezeigt, wie massiv unser Grundwasser übernutzt wird. Sachsen braucht ein Umdenken. Wasser muss in allen Bereichen die Priorität bekommen, die es für unser Leben hat. Dazu zählt auch ein fairer Preis ohne Ausnahme für manche (Groß-) Nutzungen.“
Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass die Sensibilität für das gefährdete Grundwasser dort am höchsten ist, wo schon entsprechende medial aufgegriffene Probleme aufgetaucht sind. Die Vorgänge um die Grundwasserentnahme der Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide wird ganz bestimmt eine Rolle spielen dabei, dass in Brandenburg und Berlin die höchsten Werte ermittelt wurden, was die Sorge um Wasserknappheit betrifft (43,3 und 41,4 Prozent).
Besonders besorgt: der Norden
Die Zustimmung zu höheren Wasserentnahmegebühren für Unternehmen ist im Norden allgemein höher. Was sich dann wieder mit den am Montag veröffentlichen Daten zur Grundwasserübernutzung deckt.
Aktuelle wissenschaftliche Daten geben zusätzlich Grund zur Besorgnis, stellt der BUND Sachsen fest. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Zeitraum von Februar bis April 2025 der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im März 2025 fiel deutschlandweit nur 21 Prozent des üblichen Niederschlags, besonders betroffen sind der Norden und Nordosten des Landes. Die Folge: In vielen Regionen sind die Feuchtewerte der Böden und die Grundwasserspiegel deutlich gesunken.
„Zu den Hauptursachen der Grundwasserknappheit zählen die Auswirkungen der Klimakrise, der Verbrauch durch die industrielle Landwirtschaft und andere Industrien. Gleichzeitig ruiniert die Wasserkrise die Biodiversität, die für die menschliche Existenz ebenfalls unentbehrlich ist“, merkt Felix Ekardt an. „Die Politik muss jetzt die Weichen stellen für echten Klimaschutz und einen nachhaltigen Umgang mit Wasser. Damit Menschen, Natur und Wirtschaft auch in Zukunft ausreichend mit Wasser versorgt sind und keine Verteilungskämpfe entstehen.“
Und das gilt eben auch für Sachsen, auch wenn hier nur 26 Prozent der Befragten ihre Sorge um Wasserknappheit äußern, das Thema also noch nicht wirklich ernst nehmen. Obwohl auch Sachsen in den letzten Jahren mehrere Dürren erlebt hat und der Grundwasserspiegel deutlich gesunken ist. Auch im Freistaat geht es längst um einen bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser und um deutlich vermehrte Anstrengungen um den Wasserrückhalt in der Fläche.
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