Eigentlich ist es eine gute Meldung, sogar eine doppelt gute, die das Statistische Landesamt zum Energieverbrauch im Jahr 2023 in Sachsen veröffentlicht hat. Zur Erinnerung: Das war das erste Jahr nach Putins großflächigem Überfall auf die Ukraine und den dann rasant gestiegenen Preise für Erdgas. Aber das Erstaunliche ist: Trotz gestiegener Erdgaspreise ist es gar nicht das Erdgas, das besonders massiv zum Rückgang des Primärenergieverbrauchs beitrug. Ein Begriff, der natürlich erst einmal erklärt werden muss.

Denn es gibt natürlich einen deutlichen Unterschied zwischen dem Primärenergieverbrauch und dem Endenergieverbrauch, zu dem das Statistische Landesamt auch informiert hat. Der Primärenergieverbrauch umfasst alle Energiearten, die am Anfang der Erzeugerkette stehen – Erdgas, Mineralöle, Kohle, aber auch alle erneuerbaren Energien. Was hier verbraucht wird, wird nicht unbedingt auch im Land verbraucht. Es wird z.B. auch als Strom außer Landes exportiert.

Zum Vergleich: 566 Petajoule (PJ) betrug der Primärenergieverbrauch im Jahr 2023 in Sachsen, der Endenergieverbrauch betrug hingegen nur 353 PJ.

Aber beide Werte sind gegenüber 2022 gesunken.

Primärenergieverbrauch in Sachsen 2023 nach den verschiedenen Energiearten. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Primärenergieverbrauch in Sachsen 2023 nach den verschiedenen Energiearten. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Besonders starker Rückgang bei Braunkohle

Nach Angaben der vorläufigen sächsischen Energiebilanz ging der Primärenergieverbrauch im Berichtsjahr 2023 um gut 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Er lag mit 566 Petajoule (PJ) damit deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre, betont das Statistische Landesamt. Wesentlicher Treiber für diese Entwicklung war der Rückgang um fast ein Drittel beim Verbrauch von Braunkohle auf 204 PJ.

Das heißt im Klartext: In sächsischen Kohlekraftwerken wurde deutlich weniger Kohle verbrannt. So war etwa ein Kraftwerksblock im Kraftwerk Lippendorf über längere Zeit nicht im Betrieb. Mit dem Kohleausstieg hat dieser Rückgang freilich noch nichts zu tun, denn in dessen Rahmen gehen erst 2029 die ersten Blöcke im Kraftwerk Boxberg in der Lausitz vom Netz.

Aber auch der Verbrauch von Mineralölen und Mineralölprodukten (196 PJ) verringerte sich um 7 Prozent. Diese Produkte werden vor allem im Verkehrssektor verbraucht. Der Verbrauch von Gasen (130 PJ) verringerte sich um fast 2 Prozent, der von erneuerbaren Energieträgern (61 PJ) um gut 2 Prozent.

Deutlich weniger Strom erzeugt

Da Sachsen Stromexporteur ist, warfen die Statistiker auch einen Blick auf die sächsische Bruttostromerzeugung. Diese sank um fast ein Viertel auf rund 34 Terawattstunden (Twh). Und das wurde maßgeblich durch einen Rückgang der Erzeugung aus Braunkohle um gut 11 TWh bzw. ein Drittel bewirkt.

Die Stromerzeugung aus Erdgas entsprach mit 4 TWh wieder dem Niveau von 2021. Und hier wird nun deutlich, wie die Energiewende auch in Sachsen langsam voran kommt: Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren stieg gegenüber dem Vorjahr um fast 4 Prozent auf nahezu 7 TWh.

Die Erzeugung aus Windkraft und Photovoltaik zusammen erhöhte sich sogar um fast 9 Prozent auf knapp 5 TWh, wobei das Jahr 2023 etwas sonnenärmer, jedoch deutlich windreicher war als das Vorjahr.

Was in Sachsen selbst verbraucht wurde

Aber wie gesagt: Das sind die Zahlen aus der Primärerzeugung. Der tatsächliche Endenergieverbrauch fiel mit 353 PJ im Vergleich zu 2022 um etwas über 6 Prozent geringer aus.

Ob das allein Gründe in der wirtschaftlichen Konjunkturflaute hat oder das schon einen langfristigen Trend beschreibt, können die Statistiker natürlich nicht sagen. Es kann auch ein simpler Effekt der gestiegenen Energiepreise sein, die sowohl Unternehmen als auch Verbraucher zum Sparen animierten.

Während bei der Betrachtung nach Energieträgern der Verbrauch von Gasen (87 PJ) mit 9 Prozent leicht überdurchschnittlich sank, verminderte er sich bei Mineralölen und Mineralölprodukten (136 PJ) mit 5 Prozent und bei Strom (74 PJ) mit 4 Prozent leicht unterdurchschnittlich, so das Statistische Landesamt.

Nach Verbrauchergruppen verzeichnete die Industrie (87 PJ) mit 9 Prozent einen überdurchschnittlichen Rückgang genau wie der Sektor Haushalte und Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (160 PJ) mit einer 7-prozentigen Abnahme. Der Verkehrssektor (106 PJ) verbrauchte etwas mehr als 1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Eine mögliche Erklärung aus Sicht der Statistiker: Das Jahr 2023 war verglichen mit dem Vorjahr etwas und im Vergleich zum langjährigen Mittel spürbar wärmer.

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