Trotz anhaltender Krisen zeigt sich mehr als die Hälfte der Deutschen noch optimistisch: 52 Prozent blicken mit Zuversicht in die Zukunft. Das entspricht einem Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr und ist der höchste Wert seit 2020. Gleichzeitig herrscht große Skepsis gegenüber der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation.

Drei Viertel der Deutschen (76 Prozent) bewerten die wirtschaftliche Lage in Deutschland als weniger gut oder schlecht. Das sind einige Ergebnisse aus der neuesten Umfrage der Körber-Stiftung. Eine wachsende Mehrheit von 62 Prozent glaubt, dass die Bundesrepublik nicht für die bevorstehenden Transformationsaufgaben gewappnet ist (2024: 57 Prozent). Zudem sind 64 Prozent der Befragten unzufrieden mit der bisherigen Arbeit der neuen Bundesregierung – in Ostdeutschland sind es 76 Prozent.

Diese Diskrepanz zwischen individueller Zufriedenheit und gesamtgesellschaftlicher Skepsis zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von policy matters, die im Auftrag der Körber-Stiftung im Zeitraum vom 1. bis 10. Juli 2025 unter 1.108 Personen durchgeführt wurde.

Vertrauen in demokratische Institutionen schwindet

Demokratische Grundprinzipien wie Gleichberechtigung, freie und geheime Wahlen sowie Meinungsfreiheit gelten für mehr als 90 Prozent der Befragten als zentrale Werte. Doch nur die Hälfte meint, dass es in Deutschland gerecht zugeht (50 Prozent). Das spiegelt sich auch im schwindenden Vertrauen in das demokratische System wider: Nur 45 Prozent der Deutschen haben noch Vertrauen in die Demokratie.

Vertrauen in die Demokratie auf kommunaler und Bundesebene. Grafik: Basics09
Vertrauen in die Demokratie auf kommunaler und Bundesebene. Grafik: Basics09

Auch das Misstrauen in die Medien bleibt groß: 76 Prozent der Befragten schenken ihnen weniger großes bis geringes Vertrauen. Deutlich besser schneidet die Wissenschaft ab: 71 Prozent sprechen ihr großes oder sehr großes Vertrauen aus (2024: 64 Prozent).

Politik zwischen Macht und Kontrolle

Auffällig ist die Ambivalenz bei der Frage nach politischer Durchsetzungsstärke: Der Wunsch nach Politikern und Politikerinnen mit mehr Macht und Durchsetzungsfähigkeit ist zwar um elf Prozentpunkte zurückgegangen, aber mit 49 Prozent nach wie vor hoch.

Gleichzeitig fordert eine große Mehrheit (94 Prozent) starke Kontrollmechanismen durch Parlamente und Gerichte. Doch nur 56 Prozent glauben, dass diese Kontrolle derzeit effektiv ausgeübt wird – ein deutlicher Rückgang um 19 Prozentpunkte.

Bewertung der Arbeit der neuen Bundesregierung. Grafik: Basics09
Bewertung der Arbeit der neuen Bundesregierung. Grafik: Basics09

„Die Umfrage zeigt: Viele Menschen sind verunsichert. Sie verlieren Vertrauen in Demokratie und Wirtschaft, fürchten um ihre Freiheit und misstrauen der Kontrolle staatlicher Macht. Zugleich spaltet die Frage nach starker Führung die Bevölkerung“, sagt Sven Tetzlaff, Leiter des Bereichs Demokratie und Zusammenhalt der Körber-Stiftung. „Die Demokratie bleibt unter Druck.“

Social Media als Treiber gesellschaftlicher Spaltung

80 Prozent der Befragten sehen Populismus als Gefahr für die Demokratie (2024: 69 Prozent). Unter den Befragten mit AfD-Parteipräferenz sind es im Vergleich 39 Prozent. Um dem Populismus zu begegnen, befürworten 85 Prozent ein hartes Vorgehen gegen Fake News. Für ein Verbot populistischer Parteien sprechen sind hingegen nur 54 Prozent aus.

Das Vertrauen in die Bewältigung aktueller Herausforderungen. Grafik: Basics09
Das Vertrauen in die Bewältigung aktueller Herausforderungen. Grafik: Basics09

Die Mehrheit der Deutschen meint, dass Hass und Polarisierung in der Gesellschaft durch die sozialen Medien gefördert werden (85 Prozent). 84 Prozent fordern härtere Strafen gegen Hetze im Netz.

Zwei Drittel (66 Prozent) sprechen sich für eine Lockerung des Datenschutzes aus, um strafrechtlich effektiver vorgehen zu können. Eine Mehrheit befürwortet zudem ein Handyverbot an Schulen (70 Prozent) sowie eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien (72 Prozent).

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