Jahrelang hat Leipzigs Verwaltung das Thema Naturkundemuseum immer wieder vor sich her geschoben, obwohl die Probleme seit Jahren bekannt sind. Nie fand es Platz in den finanziellen Spielräumen der Stadt. Mittlerweile gibt es einen Masterplan. Doch die Probleme bei Haus und Personal drängen. Die Linksfraktion hat jetzt noch zwei Änderungsanträge zu einem Antrag der Grünen geschrieben. Und sie haben eine Antwort bekommen. Eine halbe zumindest.

“Immer wieder haben besorgte Bürgerinnen und Bürger vermutet, dass die Stadt plane, das Gebäude des Naturkundemuseums (Lortzingstraße 3) mit beträchtlichem Gewinn zu veräußern”, erklärt dazu Dr. Skadi Jennicke, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke. Ihre Fraktion wollte daraufhin in einer Anfrage von der Verwaltungsspitze wissen, was dran ist an dem Gerücht.

Die Anfrage an das Dezernat Kultur ergab nun, dass es bislang – seit 1994 – lediglich eine Investorenanfrage an die Stadt Leipzig gab. Die Hirmergruppe aus München wollte das Naturkundemuseum sanieren, sofern es dort ein Ladengeschäft (für Herrenbekleidung) einrichten könne. Dieses Vorhaben wurde von der Stadt seinerzeit abschlägig beschieden. Aber irgendwie fühlt sich Skadi Jennicke auch an das erinnert, was derzeit gerade mit dem Stadtbad passiert, das – nachdem sich Stadt und Bürgerschaft fünf Jahre lang intensiv um den Erhalt der Immobilie bemühten – im Oktober unverhofft wieder als Verkaufsobjekt des Liegenschaftsamtes auftauchte.”Allerdings geht aus der Antwort von Bürgermeister Faber auch hervor, dass die Stadt die Immobilie Lortzingstraße 3 verkaufen könnte, sofern das Naturkundemuseum in das Bowlingcenter umzieht”, stellt Jennicke fest. “Ob hier bereits mit Verkaufserlösen gerechnet wird, um die Sanierung des Bowlingtreffs gegenzufinanzieren, bleibt also nach wie vor offen. Dazu wird wohl erst der Masterplan Auskunft geben, der laut Auskunft des Bürgermeisters im Fachausschuss Kultur im Januar vorliegen könnte und auch einen Kostenplan erhalten soll.”

Was die personellen Probleme nicht löst. Denn den Problemknoten Naturkundemuseum hat die Verwaltung so lange ausgesessen, dass alle möglichen Lösungen jetzt erst nach dem Ausscheiden von Museumsdirektor Rudolf Schlatter passieren werden. Dazu gehören auch dringende Stellenbesetzungen.

Deshalb hat die Fraktion Die Linke darüber hinaus zwei Änderungsanträge zum Haushaltsantrag der Grünen eingereicht, der unter anderem die Vorlage des Masterplans bis zum 31. Januar 2014 (der ursprünglich versprochene Termin war das III. Quartal 2012 gewesen) und die Neubesetzung der Geologenstelle sowie eine Honorarkraft zur Aufarbeitung des Vorlasses von Prof. Dr. Lothar Eißmann fordern.

“Die Neubesetzung der Geologenstelle wird notwendig, da Dr. Schlatter, der neben seiner Direktionstätigkeit auch die Geologie im Museum verantwortet, Ende Januar in den Ruhestand geht”, erklärt Jennicke dazu. “Es wäre unsinnig davon auszugehen, dass die zukünftige Direktion diese Doppelbelastung erneut auf sich nehmen und dazu fachlich geeignet sein wird. Der 2013 dem Museum übergebene Vorlass des renommierten Leipziger Wissenschaftlers Prof. Dr. Lothar Eißmann wird als ausgesprochen wertvoll eingeschätzt und derzeit von einer wissenschaftlichen Fachkraft im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres aufgearbeitet.”

Die Antwort des Kulturdezernats als PDF zum download.

Der Änderungsantrag Nr. V/ÄA 1 zu A 023 als PDF zum download.

Der Änderungsantrag Nr. V/ÄA 1 zu A 024 als PDF zum download.

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