Rings um das Leipziger Naturkundemuseum ranken sich seit Jahren die tollsten Geschichten, wenn es um den zukünftigen Standort, einen jahrelang debattierten Masterplan und fehlende Direktoren geht. Nachdem zuletzt – in einer Art erwartungsvollem Stillstand – doch wieder alles um eine Sanierungsmöglichkeit und einen Anbau am alten Standort Lortzingstraße 3 gedreht oder besser gestanden hatte, kam heute neue Kunde aus dem Fachausschuss Kultur. In einer nichtöffentlichen Sitzung taucht nun die Option eines Naturkundemuseums im Leipziger Westen auf.

Die alte Baumwollspinnerei, mit zirka 6 Hektar Gesamtgröße beheimatet auch die bislang ungenutzte Halle 7. Das vom Haupteingang an der Spinnereistraße aus gesehen, am rechten, hinteren Geländeende gelegene Gebäude war zeitweilig für eine neue Nutzung vorgesehen und in diesem Zusammenhang „mit einem zu gründenden Theaterzentrum West für eine kulturelle Nutzung geprüft worden.“ wie die Stadt heute mitteilt.

Heute nun habe die Vorsitzende des Ausschusses Annette Körner (Bündnis 90/Die Grünen) „in Absprache mit den Ausschussmitgliedern gezielt zu einer ausführlichen Debatte zur vorliegenden Konzeption zum Naturkundemuseum eingeladen.“ Die neue Variante hatten die beiden Bürgermeister für Kultur, Michael Faber (parteilos), und für Finanzen, Torsten Bonew (CDU) im Gepäck. Den neuen Standort an der Spinnereistraße, welcher „mit Hilfe von Fördermitteln des Landes und des Bundes realisierbar wäre.“

In welcher Höhe die Baukosten am neuen Standort ausfallen könnten, war heute noch nicht zu erfahren, was im Falle eines Falles mit der Lortzingstraße 3 werden soll, ebenfalls nicht. Die ehemalige höhere Töchternschule steht auf wackligem, kiesigen Baugrund und war bereits schon einmal für den Verkauf vorgeschlagen worden. Wie fast alle für im Masterplan geprüften, eventuell geeigneten Standorte waren rund 20 Millionen Euro für Sanierung und Anbau kalkuliert worden. Der zentrale Standort am Leipziger Stadtring, die Bekanntheit und die Nähe zum Leipziger Zoo sprachen zudem für einen Verbleib des Naturkundemuseums am Goerdelerring.

Während der jahrelangen Debatte rings um Sanierung oder Umzug hat das Museum zunehmend in der Bausubstanz gelitten. Zuletzt hatte das Kulturdezernat sich bereits gegen einen neu zu erreichtenden Erweiterungsbau ausgesprochen. Offenbar glauben nun die Fraktionen und die beiden Bürgermeister einen Weg oder mindestens eine weitere Option gefunden, wie es irgendwann wieder ein funktionierendes Naturkundemuseum in Leipzig geben kann.

„Der Ausschuss hat die Ausführungen der beiden Bürgermeister mit großem Interesse fraktionsübergreifend zur Kenntnis genommen und sein Einverständnis zur Prüfung dieser Option verdeutlicht.“ Es könnte also sein, dass das neue Naturkundemuseum nach Prüfung aller Kosten, Fördermöglichkeiten und Machbarkeitsdebatten in den Westen von Leipzig zieht. Tür an Tür mit den dort beheimateten Künstlerateliers und Ausstellungsräumen.

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