Ein angespannter Wohnungsmarkt zeigt Folgen. Und zwar gerade für diejenigen, die sich eigentlich keine teurere Wohnung leisten können, für die der geringste Einschnitt in ihr Einkommen schon die Gefahr in sich birgt, dass sie auf die Staße gesetzt werden. Und nicht jedem wird dann geholfen. Im Gegenteil: Der berühmte "Markt" zeigt dann erst recht seine Zähne. Was tun?

Leipzigerinnen und Leipziger sind erschüttert über das Leid von Menschen, die tags und nachts schlafend oder liegend mit ihrer wenigen Habe in Eingängen, Durchgängen und unter Brücken etwas Schutz vor Kälte und gewalttätigen Übergriffen suchen. Es sind Menschen, die in Leipzig mit ihren schweren Problemen stranden, die von Schicksalsschlägen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit und persönlichen Krisen getroffen wurden oder denen die Sucht oder der Gefängnisaufenthalt ihren letzten Schutz nimmt, die Wohnung, beschreiben die Grünen das Phänomen, das sie zunehmend beschäftigt. Doch die Problemlagen der Menschen die zum Verlust des Mietvertrages führen, werden immer komplexer. Zugleich ist eine Lösung dieser multiplen Problemlagen mit den Betroffenen und unter den gegebenen Rahmenbedingungen immer schwieriger herbeizuführen. Menschen mit Mietschuldenkarriere will heute kaum noch ein Vermieter aufnehmen. Selbst das letzte Angebot, früher schwer vermittelbar, findet jetzt andere Abnehmer.

Am Ende wird als persönliches Elend sichtbar, was eigentlich systematische Gründe hat, stellt Katharina Krefft, sozialpolitische Sprecherin und Fraktionsdvorsitzende der Grünen, fest.

„Obdach- und Wohnungslosigkeit hat zugenommen. Um dem etwas entgegensetzen zu wollen, müssen jetzt alle Beteiligten im Hilfesystem an einen Tisch, die Experten aus der täglichen Arbeit, aber auch die Ordnungsbehörden und die Stadtplanung. Einen entsprechenden Antrag für die Einberufung einer Strategiekonferenz haben wir eingereicht”, erklärt Krefft. “Wir wollen mit unserem Antrag erreichen, dass die Wohnungslosennotfallhilfe wirkungsvoll arbeitet, die Arbeitsebenen zwischen allen Akteuren hinterfragt und gegebenenfalls neu strukturiert werden, neuen Entwicklungen begegnet wird und Leipzigs Hilfesystem in diesem Bereich wieder innovativ wird. Wir müssen uns deswegen über unsere kommunale Strategie neu verständigen!”

Aber was kann Leipzig da tun?

Das eben soll die von den Grünen beantragte Strategiekonferenz diskutieren. Dabei werden dann auch schon die neuen Zahlen zur Wohnungslosigkeit in Leipzig auf demTisch liegen, die gerade erarbeitet werden. Im Antrag heißt es dazu: “Um diesen Bedarf besser erfassen zu können, erstellt die Stadtverwaltung derzeit auf Drängen der Freien Träger der Wohnungslosenhilfe und der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke, eine erweiterte Statistik über die Wohnungslosigkeit in Leipzig. Die bisherige statistische Erhebung war ungenügend, da sie nicht die tatsächlichen Fälle, sondern nur die Notübernachtungen und die Beratungsgespräche berücksichtigte. Bei der Erhebung sollen unter anderem die Obdachlosen auf den Straßen gezählt sowie in einem mehrstufigen Verfahren ihr Alter, Geschlecht, die Staatsangehörigkeit und der Gesundheitsstatus erfasst werden.”

Leipzig muss also seine vorhanden Kräfte bündeln, um künftig auf eine sich abzeichnende Verschärfung der Notlage reagieren zu können. Wozu auch der steigende psychische Druck kommt. Denn wenn es um das Obdach geht, wird die existenzielle Not der Menschen auch zur seelischen Belastung. Erst recht, wenn sie auch in anderen Lebensbereichen in Not geraten. Oder wie es im Antrag heißt: “Zudem nehmen die Problemlagen durch psychische Erkrankungen in einem Wettbewerbssystem, in welchem es viele Verlierer gibt, zu.”

Katharina Krefft: “Menschen, die wohnungslos waren und sind, benötigen viel Unterstützung. Wenn unser Hilfesystem schnell und hilfeorientiert vorgeht, sind die Schäden für die Betroffenen noch gering zu halten. – Das bisherige, engagierte und qualifizierte Arbeiten der Freien Träger der Wohnungslosenhilfe und der Fachverwaltung zur Vermeidung und Überwindung von Wohnungslosigkeit soll Unterstützung erfahren und deren Erfahrung muss in den Prozess einfließen.“

Der Grünen-Antrag.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar