Dauert der Leipziger Weihnachtsmarkt eigentlich lange genug? Die Sorge trieb im Januar den CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski um und er stellte eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung. Er verwies dabei auf andere Städte, wo man noch länger Glühwein und Fettgebackenes unter freiem Himmel verzehren kann. Aber wer steht eigentlich hinter der Anfrage? Augenscheinlich wollten ein paar Leipziger Gastronomen schon mal vorfühlen, ob die Stadt da mit sich reden ließe.

Doch der Leipziger Weihnachtsmarkt hat nicht nur eine auch zeitlich eingetaktete Tradition. Die Weihnachtsmarktbesucher haben nicht wirklich das Bedürfnis geäußert, der Budenzauber möge auch noch nach Heiligabend weitergehen.

Und so gibt es von Verwaltungsseite auf die Frage: „Hält die Stadtverwaltung eine Verlängerung des Leipziger Weihnachtsmarktes für sinnvoll?“ die lakonische Antwort: „Nein, die Verlängerung des Leipziger Weihnachtsmarktes über die Weihnachtszeit hinaus wird als nicht zielführend angesehen.“

Aber das kann das zuständige Marktamt auch begründen, denn dort beschäftigt man sich ja jedes Jahr mit der Frage, ob der Markt in dieser Form funktioniert oder nachjustiert werden muss. Über 2 Millionen Besucher sprechen eine eigene Sprache.

Und auch die Eintaktung in den Festkreis des Jahres weiß man zu begründen: „Mit dem traditionellen Beginn nach dem Totensonntag, einer Veranstaltungsdauer von bis zu 30 Tagen und bis einen Tag vor Heiligabend ist die Dauer des Weihnachtsmarktes für die überwiegende Zahl der Besucher sogar für einen mehrmaligen Besuch ausreichend. Das Marktamt hat in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik und Wahlen 2014 für den Weihnachtsmarkt eine Besucherumfrage und 2015 eine Händler- und Gastronomen-Umfrage durchgeführt. Die Dauer des Weihnachtsmarktes wird von Besuchern mit der Note 1,5 bewertet, das heißt ihr wird mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Gleiches gilt für die Händler und Gastronomen.“

Aber man kennt auch die Personen, die gerne noch viel länger ihre Bude öffnen würden: „Der Wunsch nach einer längeren Laufzeit wird nur vereinzelt und ausschließlich von Gastronomen geäußert. Die Nachfrage nach kulinarischen Angeboten, vorrangig nach alkoholischen Heißgetränken, kann aber ohne weiteres durch die Leipziger Restaurants abgedeckt werden. In der Leipziger Innenstadt gibt es dazu vielfältige und witterungsunabhängige Alternativen (Promenaden im Bahnhof, Höfe am Brühl, über 40 Restaurants).“

Und die Verkäufer von Schnitzkunst, Zuckerwatte, Karussellrundfahrten usw.?

„Alle andere Anbietergruppen auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt sprechen sich deutlich gegen eine längere Laufzeit aus“, stellt die Verwaltung fest und beschreibt dann den enormen Aufwand für das Markttreiben: „Neben dem wirtschaftlichen Aspekt ist zu berücksichtigen, dass ca. 1.000 Beschäftigte und weitere ca. 1.000 nachgeordnete Lieferanten, Dienstleister und Produzenten für den Weihnachtsmarkt 30 Tage am Stück bis zu 14 Stunden täglich arbeiten. All diese Menschen möchten die Feiertage und den Jahreswechsel auch bei ihren Familien verbringen. Dies gilt besonders auch für Schausteller, die das ganze Jahr permanent unterwegs sind.“

Die zeitliche Befristung ist also aus mehreren Gründen genau durchdacht.

„Eine generelle Verlängerung des Marktes stellt den Sinn des ‚Weihnachtsmarktes‘ aus Sicht des Marktamtes prinzipiell infrage“, geht die Verwaltung dann auch noch auf den Aspekt einer Verwässerung des Marktes ein. „Mit dem Beginn nach Totensonntag, der Einbeziehung der Adventssonntage und der inhaltlichen, weihnachtlichen Ausrichtung der gesamten Laufzeit bis einen Tag vor Heiligabend stellt sich der Weihnachtsmarkt so als kompaktes, stimmiges Produkt dar.“

Und wie viele andere Städte machen den Rummel länger auf?

Ganz so viele sind es nicht: „Von 52 namhaften deutschen und europäischen Weihnachtsmärkten werden nur sechs bis zum 30./31.12. und zwei bis zum 06./07.01. weitergeführt.“

Wobei dem Marktamt der Gedanke, in der Innenstadt auch nach Weihnachten etwas zu veranstalten, so fremd nicht ist. Aber dafür hat man ja seit zwei Jahren eine unübersehbare Lösung gefunden: „Für alle Bürger und Bürgerinnen, die auch in der dunklen Jahreszeit die schöne Leipziger Innenstadt genießen wollen, hat das Marktamt die Veranstaltung Leipziger Eistraum etabliert. Hier kann vom 12. Januar bis zum 25. Februar auf dem Augustusplatz Schlittschuh gelaufen, Eisstock geschossen und bis Mitternacht in der ‚Aprés-Ice-Hütte‘ gefeiert werden.“

Niemand muss darben. Auch nach Weihnachten nicht.

CDU-Stadtrat wünscht sich einen noch viel längeren Weihnachtsmarkt

CDU-Stadtrat wünscht sich einen noch viel längeren Weihnachtsmarkt

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