In der Sitzungsfortsetzung vom 25. April 2018 stach eine wichtige Entscheidung für eine Leipziger Gegend heraus, die seit jeher zu kämpfen hat. Grünau gehört nach wie vor zu jenen Stadtteilen, die in bestimmten Bevölkerungsteilen noch immer einen schlechten Ruf genießen. Leer, alt, grau, öde, irgendwie tot sei es dort, zwischen all den Plattenbauten. Jene, die dort wohnen und arbeiten, würden wohl größtenteils widersprechen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist viel Farbe in den Stadtteil gekommen, der zunehmend lebendiger wird.

Dennoch gibt es noch viel zu tun. Dementsprechend groß war auch die grundsätzliche Freude bei allen Fraktionen im Stadtrat über eine Vorlage der Verwaltung, die als Investition in den Stadtteil begrüßt wurde. Die Stadt möchte 500.000 Euro investieren, um am Standort der Bibliothek Grünau-Mitte in der Stuttgarter Allee ein Bildungs- und Bürgerzentrum zu errichten. Dieses soll Stadtteilbibliothek, Bürgeramt, Stadtteilladen und Angebote der Volkshochschule bündeln.

„Unsere Aufgabe ist es, die Fusion von drei Bibliotheken in Grünau sinnvoll umzusetzen“, sagte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos). „Das ist keine einfache Aufgabe.“ Vorteile einer solchen Fusion wären unter anderem Synergien im Betrieb und Qualitätssteigerungen im Angebot, ergänzte Dubrau. Bis zur Fertigstellung müssten jedoch noch zahlreiche Fragen geklärt werden, zum Beispiel die genaue Raumanordnung und die Unterbringung bisheriger Mieter. So beklagte beispielsweise CDU-Stadtrat Andreas Habicht, dass es an dem Standort vorher schon viele Schließungen gegeben habe.

Ilse Lauter von der Linksfraktion erinnerte daran, dass die Verwaltung 2015 eine Einmietung im Allee-Center favorisiert habe. „Seitdem gab es eine Trendwende vom Schrumpfen zum Wachstum. Statt über Abriss wird nun über Wiederaufbau diskutiert.“ Die Linksfraktion beantragte, dass die frei werdenden Gebäude nicht verkauft werden sollten. Stattdessen sollten sie „als kommunale Liegenschaft im Bestand der Stadt Leipzig“ bleiben und „für die Nutzung durch kommunale Einrichtungen oder Einrichtungen der sozialen oder kulturellen Infrastruktur vorgehalten“ werden. Als problematisch bezeichnete es Lauter, dass die bisherigen Mieter nicht in den Planungsprozess einbezogen worden seien.

AfD-Stadtrat Tobias Keller hätte sich für Grünau eine größere Lösung gewünscht, vielleicht einen Neubau, äußerte sich aber ebenfalls zufrieden. „Wir finden es aber nicht gut, dass Dienstleister weichen sollen.“ Damit seien beispielsweise Friseur und Zahnarzt gemeint. Auch Heiko Bär (SPD) verwies auf längere Wege, wenn Standorte wegfielen. Er verwies auf die Entwicklungsstrategie für Grünau bis zum Jahr 2030, in deren Kontext die frei werdenden Gebäude gegebenenfalls zukünftig genutzt werden sollten.

Genau das hatte auch die CDU per Änderungsantrag gefordert. Die Verwaltung übernahm diesen Antrag, der eine entsprechende Prüfung der Möglichkeiten vorsieht. Zudem übernahm die Verwaltung einen Teil eines SPD-Antrags, die Bildungseinrichtungen in die weiteren Planungen einzubeziehen. Dem Antrag der Linksfraktion, die frei werdenden Gebäude nicht zu verkaufen, stimmte der Stadtrat mit 35 Ja- und 22 Nein-Stimmen zu. Das gesamte Vorhaben wurde anschließend einstimmig positiv votiert.

Die April-Stadtratssitzung (Fortsetzung vom 18.04.) im Livestream & im Videomitschnitt

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