Im Juli soll losgebaut werden, im Oktober soll das neue Stadtbüro im Stadthaus bezugsfertig sein. Es soll ja bekanntlich die Räume des vorher dort ansässigen Bürgerbüros beziehen. Die Räume am Markt, wo es seit 2005 zu finden ist, sind zu klein geworden. Zumindest dann, wenn man richtige Bürgerveranstaltungen mit bis zu 60 Teilnehmern veranstalten will.

Im Grunde steht ja das Stadtbüro für einen ziemlich langen Leipziger Lernprozess, in dem die Stadtverwaltung so langsam das Gespräch mit den Leipzigern einübte. Ganz am Anfang standen die Litfaßsäulen, auf denen Wolfgang Tiefensee für seine Wahl zum Oberbürgermeister mit dem Slogan „Kommen wir ins Gespräch“ warb.

Das fiel damals tatsächlich auf. Und einer der ersten Schritte nach seiner Wahl war es dann am 1. Juli 1998, aus seinem vorübergehenden OB-Wahlbüro am Markt, eingangs der Katharinenstraße, ein Stadtbüro zu machen, „mit dem ein Forum zur Bürgerbeteiligung geschaffen wird. Vierzehntägig will Tiefensee hier eine öffentliche Sprechstunde abhalten“, hält das Statistische Jahrbuch für 1998 fest.

Was für ein Jahr das als Wendepunkt in der jüngeren Leipziger Geschichte war, wird erst klar, wenn man sich einige wichtige Ereignisse aus dem Jahr vor Augen führt: Damals wagten es tatsächlich noch 6.000 Rechtsextreme, in Leipzig vorm Völkerschlachtdenkmal ihre Kundgebung zu veranstalten. Damals begann die Flutung des Cospudener Sees. Gleichzeitig meldete die Statistik den neuen Tiefststand in der Einwohnerentwicklung mit 435.000 verbliebenen Leipzigern. Erst im Folgejahr gab es ja die großen Eingemeindungen.

Und das Stadtbüro hat Leipzigs Versuch, Verwaltung und Bürger ins Gespräch zu bringen, die ganzen 20 Jahre begleitet. Aber wenn zu wichtigen Themen mehr als 20, 30 Besucher kamen, gab’s ein Problem.

Deswegen gab es dann den Vorschlag der Verwaltung, als sich die Option für ein neues, größeres Bürgeramt in der Otto-Schill-Straße ergab, die frei werdenden Räume an der Markgrafenstraße künftig als Stadtbüro zu nutzen. Es ist zwar deutlich mehr Platz, aber die Räume müssen recht aufwendig umgebaut werden, denn im Innenraum gibt es zwei Stufen, die die Räume nur bedingt barrierefrei machen. Insgesamt gibt es 23 Zentimeter zu überwinden – das braucht den Einbau einer Lifttreppe.

Auch ein paar moderne energetische Anforderungen müssen beachtet werden, dazu entsprechende Toiletten, Teeküche, Elektronik, Lüftung, Serverraum usw. Insgesamt kostet der Umbau 413.500 Euro. Langfristig bedeutet das aber trotzdem eine Einsparung, weil man den 18.000-Euro-Mietvertrag für das Ladenlokal in der Katharinenstraße ablösen könne. Man könne den Mietvertrag vorfristig beenden, betont die Vorlage der Verwaltung dazu, ansonsten liefe der noch bis 2019.

Sinn mache der Umzug auch deshalb, weil man die Räume künftig auch für Projekte im Rahmen von „Leipzig weiter denken“ nutzen wolle.

Die Ratsmitglieder befassen sich nur im Rahmen der involvierten Ausschüsse mit der Vorlage, denn die Investitionssumme übersteigt nicht den Betrag, der einen neuen Stadtratsbeschluss nötig macht. 2017 wurde der Bedarf für das Stadtbüro in einer Stadtratsvorlage so definiert: „Mit dem Umzug des ‚Stadtbüros‘ vom Marktplatz in das frei werdende Bürgeramt im Stadthaus wird ein zentraler Informations- und Beteiligungsort geschaffen, der zur Information der Öffentlichkeit über städtische Planungen genutzt und verschiedene Informations- und Beteiligungsangebote an einem zentralen Ort im Stadtzentrum bündeln soll.

Mit den neuen räumlichen Gegebenheiten besteht hier die Möglichkeit, Informations- und Beteiligungsveranstaltungen für eine Teilnehmerzahl von bis zu 60 Personen und größere Ausstellungen zu realisieren.“

Wenn die Vorlage durch die Ausschüsse ist, kann also voraussichtlich im Juli losgebaut werden.

Nur über die geplanten Nutzungskosten werden die Stadträte wohl ein wenig grübeln. Die beziffert die Vorlage nämlich mit 21.465 Euro im Jahr, davon entfallen 15.264 Euro auf die Betriebskosten und 5.451 auf die Instandhaltungskosten.

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